Karben. Dieses Klassenzimmer hat keine Fenster, und statt Stühlen gibt es bequeme Sessel: Film gucken statt Physik pauken ist am vergangenen Mittwoch für 130 Schüler der Karbener Kurt-Schumacher-Schule (KSS) die Alternative zur Schule gewesen. Denn sie alle haben es geschafft, ein Vierteljahr lang nicht zu rauchen – im weltweiten Präventionswettbewerb „Be smart, don’t start“.
Überall Schüler, nur nicht auf zwei Plätzen am Rand des Kinos: Dort sitzen Heike Waller und Gudrun Demnick-Klas. Die beiden Mütter sind die Motoren des Projekts an der KSS. Sie haben angestoßen, dass sich im vergangenen Schuljahr so viele Klassen beteiligten. „Früher waren das immer nur einzelne“, erzählt Heike Waller. „Zum ersten Mal ist es nun so umfangreich strukturiert gewesen.“ Sechst- bis Achtklässler vereinbarten per Klassenvertrag miteinander und mit ihren Lehrern, dass sie nicht mehr rauchen. Preise bis hin zu kompletten Klassenreisen winkten. Und natürlich eine bessere Gesundheit.
„Wir wollen die Kinder stark machen, Nein zu sagen“, erklärt Mutter Demnick-Klas. Die Zeiten, als die Pädagogen dafür allein den Zeigefinger benutzten, sind natürlich lange vorbei. „Wir wollen die Schüler nicht missionieren“, sagt Schuldirektor Hans-Jobst Krautheim. „So etwas schlägt meistens fehl.“ Ganz anders das Herangehen im Präventionsprojekt: Wenn dort jemand rückfällig wurde, „dann haben wir darüber gesprochen“, berichtet Lehrerin Sigrid Fath. Auf jeden Fall wurde den Mitschülern dabei klar: Cool war das Paffen nicht. „Wir wollen den Schülern eine bewusste Entscheidung ermöglichen, dass sie wissen, was sie machen“, erläutert Direktor Krautheim. Und welche Folgen das hat.
Anfängliche Sorgen von Eltern, die jüngeren Schüler würden durch das Projekt erst aufs Rauchen aufmerksam gemacht, konnten die Mütter Waller und Demnick-Klas zerstreuen. Im Gegenteil: „Be smart, don’t start“ verzögere den Drang, Zigaretten auszuprobieren. In den Projektklassen liege die Raucherquote auch Monate nach Ende des selbst auferlegten Paffverbots weiter fünf Prozent unter dem anderer Klassen. „Das ist in der Prävention ein enorm hoher Wert“, freut sich Fath.
Die Mütter stellten einen Dankeschön-Tag auf die Beine: Erst im Cinepark Detlev Bucks Kinofilm „Knallhart“ über den brutalen Alltag eines 15-Jährigen in Berlin. Anschließend Pizza und Salat in einem Groß-Karbener Restaurant. Ohne die vielen Firmen als Sponsoren, dankt Heike Waller, sei das nicht möglich gewesen. „Das ist ein ganz wichtiges Elternprojekt“, dankt Hans-Jobst Krautheim. „Da steckt eine Menge Arbeit dahinter, die wir in der Schule alleine nicht hätten leisten können.“ (den)