Bad Vilbel. Nach 51 Jahren in der Baubranche droht dem Bad Vilbeler Familienunternehmen Englert Bau GmbH nun das Aus. Die Firma mit 40 Beschäftigten hat bereits am 10. August Insolvenz beim Frankfurter Amtsgericht beantragt. Nicht betroffen von der Insolvenz ist die eigenständige Englert Beton GmbH, in der es weitere sieben Beschäftigte gibt.
Er sei zurzeit bemüht, den Betrieb aufrecht zu erhalten, erklärte Insolvenzverwalter Ottfried Herrmann. Neben zwei großen Baustellen in Frankfurt (Unfallklinik und Industriepark Höchst) würden mehrere kleine Bauvorhaben fortgeführt, hieß es. „Für mich ist das eine große Misere“, räumte Inhaber Hans-Peter Englert ein, dessen Vater Robert noch als Mitgesellschafter tätig ist.
Geschäftsführer Hans-Peter Englert hofft auf einen „Neubeginn mit verkleinerter Mannschaft und vielleicht unter gleichem Namen“. Dies werde sich in den nächsten zwei Monaten klären. Noch vor der Insolvenz hatte die Geschäftsführung geplant, die Bautätigkeit zum Dezember 2007 einzustellen. In der Baubranche hätten sich spezialisierte Kolonnen von Maurern, Einschalern oder Eisenbiegern etabliert, die effizienter als eigenes Personal arbeiten könnten. Eine Umstrukturierung habe der Betriebsrat im Juli 2005 abgelehnt. Ein zweiter Grund für die Zahlungsunfähigkeit sei die „Geiz ist geil“-Mentalität vieler Bauherren, die wegen geringer Mängel, wie einem Tag Verzug, hohe Rechnungssummen einbehielten. Wenn Auftraggeber nicht zahlten, seien Bauunternehmen verpflichtet, weiterzuarbeiten. So seien Außenstände von 800 000 Euro aufgetreten, weitere 400 000 Euro fehlten durch Insolvenz eines Auftraggebers. Diese Summe sei nicht mehr von den Gesellschaftern aufzufangen gewesen. Hinzu komme, dass bei europaweiten Ausschreibungen ostdeutsche Unternehmen um 20 % günstigere Angebote abgeben.
Die Beschäftigten erhalten nun für drei Monate Insolvenzgeld. Einige hätten sich schon anderswo beworben. Manche Mitarbeiter seien seit vier Jahrzehnten bei ihm beschäftigt, so Englert mitfühlend. Ob es wie gehofft weitergeht, hängt nun vor allem auch von dem Vertrauen der Gläubiger ab. „Wir arbeiten an einer Lösung“, gibt sich der Bauunternehmer optimistisch.(zlp)