Karben. Als vor 35 Jahren die hessische Gebiets-und Gemeindereform in Kraft trat, jubelten die Petterweiler nicht. Im Gegenteil, die rund 3000 Einwohner zählende Gemeinde weigerte sich vehement, die Selbstständigkeit aufzugeben und Ortsteil der jungen Stadt Karben zu werden. „Wie ist die Erinnerung und was hat sich nach der Zwangs-Eingemeindung verändert?“, fragte Claus-Dieter Herzfeldt. Der Herausgeber der Petterweiler Geschichtsblätter hatte Zeitzeugen zum Jahrestag der Eingemeindung am 1. August 1972 in den „Kleinen Adler“ eingeladen.
„Wir haben nicht gejubelt, aber hatten auch keine großen Probleme mit der Eingemeindung“, sagte nüchtern Horst Preißer, der seit den sechziger Jahren in Petterweil wohnt. Er hatte Kopien von Zeitungsausschnitten mitgebracht, welche die Stimmungslage jener Monate bis zum 1. August 1972 charakterisierten: „Nichts spricht für eine Fusion von Petterweil und Karben“, lautete etwa eine Überschrift im Lokal-Anzeiger. In dem Artikel „Gemeinde will Selbstständigkeit bewahren“ wird über die letzte Gemeindevertreterversammlung von Petterweil berichtet, auf der alle beim „Nein“ blieben.
An eine Demonstration in Wiesbaden gegen die Gebiets- und Gemeindereform erinnert sich Wolfgang Seuring, sieht aber die Entwicklung nach den vollzogenen Zusammenschlüssen positiv: Die Infrastruktur der Ortsteile sei ausgebaut worden, und der damalige Bürgermeister Albert Schäfer (SPD) habe sich dabei große Verdienste erworben. An die politischen Verwerfungen jener Zeit erinnerte Hertzfeld, an die seiner Meinung nach zwiespältige Rolle von Schäfer. Völlig überraschend habe das den seit 1970 amtierenden Bürgermeister Gerd Klein (SPD) getroffen, dessen Nachfolger 1972 dann Schäfer wurde. Die Gesprächsrunde wird am 7. Dezember fortgesetzt. (ado)