Bad Vilbel. „Die Kirche ist kein Museum – wir müssen sie zu den Menschen bringen.“ Dies sagt Pater Menacherry Cheriyan (57), der neue Hirte der Pfarrei Verklärung Christi auf dem Heilsberg. „Hirte“ – das ist für den promovierten Theologen aus Bangalore in Indien keine Poesie. Sondern Berufung und Mission. Gott solle nicht nur mit Ehrfurcht und Bewunderung angeschaut werden. Man solle ihn vielmehr „mit Liebe erfahren sowie ein begeisterungsfähiges Leben für ihn und seine Gemeinde führen“. Pater Cheriyan hat sich fest vorgenommen, den zirka tausend katholischen Haushalten seiner Pfarrei bei Hausbesuchen ein Gespräch anzubieten.
Größere Sorgen bereitet Cheriyan der Nachwuchs: „Ohne Jugend gibt es keine Zukunft.“ Er will nicht nur die Jugendlichen viel stärker einbeziehen. Körper, Geist und Seele müssten angesprochen werden. Und er hat schon eine erste Idee: Jogging mit dem Rosenkranz, das sorge für geistige Entspannung. Die große Wiese hinter der Kirche könne als Fußballfeld genutzt werden. Es müsse Begeisterung entstehen, aus der heraus sich eine lebendige Kirche entwickeln soll, „freiwillig und mit Freude“, erhofft sich der neue Pfarrer. Dazu gehören auch Tanzen, Musik und Spiele.
Ein weiteres Ziel ist es, die Samstagabend-Messe frei zu gestalten – nach Möglichkeit draußen vor der Kirche. Dorthin könnten auch junge Leute, Eltern mit dem Kinderwagen oder Besucher mit dem Fahrrad kommen, „ohne Hemmungen“ die Liturgie im Freien begehen. Da könne die Kirche zur Pilgerstätte werden.
Der neue Pfarrer möchte, dass sich die Kirchenmitglieder selbst engagieren und, etwa in Nachbarschaftsgruppen, Gottesdienste mitgestalten. Um zu erleben, „das ist unsere Messe“.
„Positiv begeistern“, heißt Cheriyans Motto. Das hat ihn auf dem weiten Weg von Bangalore nach Bad Vilbel geführt. Dorthin hat ihn sein Orden auf Bitten der Diözese Mainz kurzfristig entsandt, nachdem Pfarrer Wolfgang Kalus in den Ruhestand ging. Seit 1999 war Cheriyan in der Diözese Bamberg als Kaplan tätig. Bereits während seiner Doktorarbeit an der Gregoriana in Rom Ende der 80er Jahre machte er Ferienvertretungen in deutschen Pfarreien.
Sein Orden, die Karmeliter der makellosen Jungfrau Maria im zu zwei Dritteln von Christen bewohnten indischen Bundesstaat Kerala, engagiere sich dort vor allem im Sozialbereich: „Wir tun, was die Menschen brauchen.“ Ein Jahr lang war Cheriyan Vizedirektor eines Armenkinderheimes.
Nach Indien wird Cheriyan jeweils für einen Monat im Jahr vom Orden zurückbeordert, „das ist mein Urlaub“, sagt er. Aber auch auf dem Heilsberg fühlt er sich wohl, hat bereits gute Kontakte zu Gemeindemitgliedern und Nachbarn geknüpft. Die Kirche sei besonders schön, und ihre Lage mit dem Panoramablick auf die Stadt erinnere ihn ein wenig an den Tempelberg in Jerusalem.