Karben. „Heute ist ein schöner Tag, denn wir rücken dem Baubeginn der Nordumgehung wieder ein Stück näher.“ Gut aufgelegt war Karbens Bürgermeister Roland Schulz (SPD) in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses am Dienstagabend. Gespannt waren 120 Zuhörer, die sich vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen Gelnhausen (ASV) die genauen Detailpläne für die neue 7,7 Millionen Euro teure Straße rund um Groß-Karben erklären lassen wollten. Sorgen wurden besonders zum Lärm für das Wohngebiet Assenheimer Straße und zu viel Verkehr an der Kreuzung am Berufsbildungswerk laut. Ernsthafter Widerspruch blieb aber aus.
Dennoch bat ASV-Leiter Heiko Durth die Zuhörer um Fairness und Sachlichkeit. Er wisse, dass es zur Nordumgehung immer noch verschiedene Auffassungen in der Stadt gebe und dass man selbst unter den Befürwortern der neuen Straße noch immer geteilter Meinung über den Trassenverlauf sei.
Im Raumordnungsverfahren waren 2003 jedoch mehrere Varianten geprüft und mit allen so genannten Trägern öffentlicher Belange abgeglichen worden. Die nun vorgestellte Trasse sei nach Meinung aller Fachleute die Variante mit den geringsten Eingriffen in die Natur. Für das ASV sei es bei der Planung der 3,2 Kilometer langen Umgehung stets darum gegangen, den Verkehrsteilnehmern kürzere Fahrzeiten zu ermöglichen, die Bevölkerung von Lärm und Abgasen zu befreien und mehr Sicherheit im Straßenverkehr durch weniger Autos im Innenstadtbereich zu erreichen – alles bei möglichst wenigen Eingriffen in die Natur.
Zwar hielten sich die Fragesteller an die Bitte Durths um Sachlichkeit. Doch auch auf viele Fragen mussten die Beamten die Ausflucht in Paragraphen wählen. „Das schreibt uns das Gesetz so vor. Da haben auch wir keinen Spielraum“, lauteten bisweilen die Antworten auf Fragen vor allem nach dem Lärmschutz. Ob denn auch bei den beiden sechsstöckigen Häusern in der Assenheimer Straße der Lärmpegel durch die dann nahe vorbeiführende Umgehungsstraße gemessen worden sei oder nur bei dem Haus Nummer 21, lautete eine der Fragen. Oder warum der Lärmschutzwall nicht auch ostwärts des Verkehrskreisels errichtet werde, schließlich ziehe die Umgehungsstraße doch mehr Verkehr an.
Geduldig beantworteten Durth und seine Mitarbeiter Frage um Frage. Es gebe Planungs- und Bauvorgaben, die das Gesetz vorschreibe und daran hätten sie sich zu halten. Wenn östlich des Kreisels kein Lärm über den Grenzwerten zu erwarten sei, dann sei die Fortführung des Lärmschutzwalls vielleicht wünschenswert, aber auf jeden Fall finanziell nicht vertretbar.
Gefragt wurde mehrfach nach der Anbindung der Umgehungsstraße an die B 3 im Bereich des Berufsbildungswerkes. Ob die Lärmbelastung für die Schule und das Internat ansteigen würden? Oder warum dort kein Verkehrskreisel geplant sei? Das Berufsbildungswerk brauche sich wegen des Lärms keine Sorgen zu machen, denn der Verkehr würde in einiger Entfernung zu den Schulgebäuden auf die B 3 geführt, so die Antwort. Für einen Kreisel gebe es an dieser Stelle zu wenig Platz und zu viel Verkehr.
Zum Zeitablauf bestätigte der ASV-Chef nochmals, dass im September das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden solle. Dann haben die Bürger bei der vierwöchigen Offenlegung noch einmal Gelegenheit, Einwände vorzutragen. Beendet werden soll das Verfahren Anfang nächsten Jahres, sodass – wenn es zu keinen Verzögerungen, etwa durch Klagen, kommt – der Baubeginn schon Ende 2008 sein könnte.