Wut bricht sich ihre Bahn, sogar Tränen fließen bei der Demonstration der Eltern für das sofortige Ende des Kita-Streiks. CDU-Bürgermeister Thomas Stöhr kann dabei aber nur bedingt Abhilfe schaffen.
Bad Vilbel. „Wir können nicht mehr!“, heißt es hier. „Irgendwann sagt mein Arbeitgeber, dass es ihm reicht“, so Martina Koch von der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Elternbeiräte der Bad Vilbeler Kitas. „Bürgermeister Stöhr, hören’se endlich her!“, skandieren rund 200 Eltern, die mit ihren Kindern vom Rathaus auf den Kurhausvorplatz gezogen sind. Auch um dort den Ablauf des Quellenfestes etwas zu stören und auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, gibt Maria Skorupski von der ARGE zu.
Man merkt den Eltern ihre Belastung nach zwei Wochen Kita-Streik deutlich an. Ihr Protest richtet sich dabei gar nicht gegen die Erzieherinnen. Oft ist zu hören, dass sie für ihre Leistung unterbezahlt seien. Doch auf dem Rücken der Eltern, – „nein, der Kinder“, ruft eine Frau – solle das Gezerre um mehr Lohn und Anerkennung nicht weiter ausgetragen werden.
Ihr Ventil heißt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Ihn fordern die Mütter auf, Druck zu machen. Nach oben, um auf die Notlagen da unten in den Kommunen aufmerksam zu machen. Der beteuert, dass er oft mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) telefoniere, zuletzt am Vortag. Stöhr selbst sitzt dort als Beisitzer im Vorstand. Doch sei auch das nicht die exakt richtige Adresse, erklärt er den aufgebrachten Eltern. Dann müsse man sich schon an die Bundestarifkommission wenden, die mit den Gewerkschaften Verdi und Erziehung und Wissenschaft in Verhandlungen um mehr Gehalt stehe. Das reicht den Müttern nicht. Sie haben weitere Forderungen. Schon vorab haben Stöhr und Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) in einem Punkt Abhilfe geschaffen und den Eltern die Rückerstattung ihrer Gebühren zugesichert. Auch Karben hat gestern Nachmittag bekanntgegeben, dass die Stadt eine Erstattung ab fünf Fehltagen vornehmen wird (ausführlicher Bericht folgt). Und auch Schöneck will erstatten (siehe dazu Seite 25).
Doch ein großes Streitthema bleibt die geplante schrittweise Gebührenerhöhung, um Tarifanhebungen und Inflation ausgleichen zu können. Stöhr erläutert, dass die Politik diesen Weg gemeinsam mit der Arge ausgehandelt habe, um nicht in längeren Abständen große Anhebungen, sondern in kürzeren Abständen verkraftbare Mehrkosten zu beschließen.
Bad Vilbel belaste die Eltern ohnehin nur mit einem selbst zu tragenden Anteil von unter 15 Prozent, weniger als der Durchschnitt, argumentiert Stöhr. Trotzdem zu viel, halten manche Eltern dagegen. Und außerdem zahle die Stadt ihren Erzieherinnen zu wenig. Dies zeige sich auch an 13 bis 17 unbesetzten Posten in diesem Bereich, wie die SPD-Politikerin Maria Skorupski erläutert. In Bad Homburg und Frankfurt sei dies anders. Neben mehr Lohn gebe es auch Zugaben wie das Job-Ticket oder den kostenlosen Besuch im Fitness-Studio. Die Stadt habe es sehr wohl in der Hand, an den Tarifeinstufungen zu drehen, hält etwa das frühere Arge-Mitglied Nicole Winkler Aussagen Stöhrs entgegen. Der hat zuvor gesagt, dass er nicht eigenmächtig an den Tarifen drehen dürfe. Doch auch das hilft in der jetzigen Situation wenig. In der kommenden Woche werden die angebotenen Notkita-Plätze nicht ausreichen, das steht fest. Die genaue Anzahl der Kinder, die letztendlich sozusagen im Regen stehenbleiben werden, kann Bürgermeister Stöhr nicht benennen. Doch es gilt jetzt, schnelle Auswege zu suchen. Stöhr kündigt an, dass die Kita Zwergenburg in Massenheim durch Eltern betrieben werde.