Warum gibt es heute keine Engel mehr? Dies fragte mich auf der Konfirmandenfreizeit ein Jugendlicher. Vorher hatte ich ihnen die Geschichte vom Propheten Bileam aus dem 4. Buch Mose 22 erzählt, der durch seinen Esel gestoppt wurde, einen großen Fehler zu begehen. Der Esel war der einzige gewesen, der den Engel Gottes sehen konnte, der sich ihnen in den Weg stellte, damit Bileam das Volk Gottes nicht verflucht sondern segnet. Schließlich öffneten sich Bileams Augen und auch er konnte den Engel Gottes sehen.
Ich erzählte den Konfirmanden, dass unser Bild von Engeln durch die Malerei geprägt ist, in der Engel meistens mit Flügeln dargestellt werden. Ganz anders in der Bibel, wo Engel als Boten Gottes ohne Flügel und manchmal mit einem hellen Gewand dargestellt sind. So erlebten z.B. die Jüngerinnen am Ostermorgen die Auferstehung Jesu. Oder noch nüchterner beim Apostel Paulus dargestellt: „Seid gastfreundlich, denn so beherbergt ihr manchmal Engel, ohne es zu wissen.“ Nur an ganz wenigen Stellen und da vor allem in den Tiefen des Alten Testamentes ist von den Seraphim die Rede, jenen Engeln Gottes, die mit Flügeln dargestellt sind.
Wie ist meine Antwort ausgefallen gerade auch im Blick auf das Pfingstfest, dass wir in diesen Tagen feiern und uns daran erinnern, wie der Heilige Geist die Gläubigen mit seiner Kraft erfüllt und ermutigt, Gutes zu tun, sich zum christlichen Glauben zu bekennen und sich in der Vielfalt der Völker als Geschwister zu verstehen? „Du bist ein Engel“, sagte ich zu dem Konfirmand, „denn jede und jeder von uns kann dem anderen ein Engel sein ganz wie es bei Paulus im Galaterbrief heißt: „Wir sind allesamt eins in Jesus Christus, egal ob Mann oder Frau, Sklave oder Herr.“
In diesem Sinne lasst Euch von Gottes Heiligem Geist erfüllen, damit Ihr füreinander Engel seid… Boten Gottes mit und ohne Flügel.
Herzlichst Ihr
Pfarrer Eckart Dautenheimer,
Burg-Gräfenrode + Okarben