Als amtliches Bekanntmachungsorgan der Stadt Bad Vilbel hat der „Bad Vilbeler Anzeiger“ (BVA) den Anspruch, frühzeitig wegweisende Entwicklungen in dieser Stadt aufzuspüren und seiner Leserschaft als gewissenhafter Chronist zu vermitteln. Vorweg indessen die große Nachricht, Bad Vilbel baut seine Stellung als wichtigster Schulstandort der Wetterau weiter aus und legt in der Sache mit einem weiteren Baustein substanziell nach: Bad Vilbel bekommt eine Fachhochschule!
Bad Vilbel. Die technische Hochschule Mittelhessen (THM) mit 16 000 Studierenden hat sich besonders gut entwickelt. Sie kümmert sich auch um die duale Ausbildung, also um das praxisbezogene Studium in Verbindung mit dem Beruf. So ist die THM gemeinsam mit der Industrie und Handelskammer (IHK) an die Stadt Bad Vilbel herangetreten, in Bad Vilbel einen Fachhochschulzweig zu installieren. Dafür sind vor allem zweierlei Bedingungen nötig: Räume und Geld.
Die Räume hat Stadtrat Klaus Minkel (CDU) wegen seiner Kontakte zum Berufsförderungswerk, Huizener Straße 60, rasch gefunden. Das BFW wird zunehmend durch die geburtenschwachen Jahrgänge getroffen. So gibt es freie Hörsaalkapazitäten, Kapazitäten in der Mensa und bei Bedarf auch Unterbringungsmöglichkeiten für auswärtige Studenten, „also ideale Voraussetzungen“, bestätigte Minkel.
Weiter ist es üblich, dass Kreis und Stadt bei Außenstellen für die Anschubfinanzierung zumindest in den ersten drei Jahren eintreten. Beide sind aber gehindert, neue freiwillige Aufgaben zu übernehmen. Minkel trat daher an den Wetterauer Landrat Joachim Arnold (SPD) heran, der wiederum mit dem OVAG-Chef Rainer Schwarz und dem Sparkassenchef Günter Sedlak erfolgreich verhandelte. Beide Unternehmen, die Bad Vilbel seit langem sehr verbunden sind, stehen für die ersten drei Jahre für die Finanzierung von einem Drittel gemeinsam ein.
Die anderen zwei Drittel kommen vom Bad Vilbeler Verein für Jugend- und Sportförderung, der zurzeit, wie Minkel im Gespräch mit dem BVA versicherte „über eine hinreichende Liquidität verfügt“. Zusammen werden knapp 500 000 Euro aufgebracht. Und wie so oft, wenn in Bad Vilbel die Investitionskarten mit den Zukunftsblättern neu gemischt werden, geht es mit vollem Tempo voraus. Bereits ab Oktober dieses Jahres sollen folgende Studiengänge angeboten werden: Ingenieurwesen/Technische Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen sowie Betriebswirtschaft/Wirtschaftsinformatik.
Alle Beteiligten sind davon überzeugt, dass sehr gute Voraussetzungen für einen Erfolg vorliegen. Bad Vilbel hat nämlich als südlicher Vorposten von Oberhessen das größte Einzugsgebiet von allen bisherigen Standorten. Der Ballungsraum liegt südlich von Bad Vilbel. Die Frankfurter Fachhochschule will nicht in das duale System expandieren. Dabei ist das duale System besonders wertvoll, unterstreicht Klaus Minkel. Wegen der praxisbezogenen und berufsnahen Ausbildung liegt die Erfolgsquote mit 95 Prozent viel höher als bei Universitäten. „Im Hinblick auf die geburtenschwachen Jahrgänge wird dagegen die berufliche Qualifikation unserer Jugend immer wichtiger. Nur bei Ausschöpfung aller Bildungsreserven und mit einem vorzüglichen mittleren Management können wir unseren Wohlstand erhalten und ausbauen“. Für Mittwoch, 15. April, (nach Redaktionsschluss) war im BfW, und zwar im Raum Sankt Petersburg, Huizener Straße 60, der Gründungsakt angekündigt, bei dem sich die Gründungsväter vertraglich festlegen wollten: Professor Dr. Günther Grabatin, Präsident der THM; Prof. Dr. Harald Danne, Leitender Direktor Wissenschaftliches Zentrum Duales Hochschulstudium; Norbert Müller, Vorstandsvorsitzender Studium Plus e.V.; Landrat Joachim Arnold; Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr, Stadtrat Klaus Minkel und Vertreter der IHK. Nach der sehr erfolgreichen Gründung der ersten privaten Europäischen Schule in Bad Vilbel, die ab September über 1200 Schüler haben wird, ist dies ein weiterer wichtiger Schritt, Bad Vilbel als Standort für Bildung und Ausbildung auszubauen und aufzuwerten. Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr und Stadtrat Klaus Minkel sind äußerst zufrieden über diese Entwicklung: „Wir dürfen niemals nachlassen, in die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt und der Region zu investieren.“