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Ganztagsausbau fraglich – Kreis will für Angebot an Selzerbachschule nicht mitbezahlen

Hier dürfte es ab dem Sommer sehr eng werden: Die Selzerbachschule in Klein-Karben will ihre Betreuung ausbauen. Archivfoto: den
Hier dürfte es ab dem Sommer sehr eng werden: Die Selzerbachschule in Klein-Karben will ihre Betreuung ausbauen. Archivfoto: den

Schlechte Nachrichten für die Eltern an der Selzerbachschule in Klein-Karben: Der Wetteraukreis hat den seit Monaten geplanten Ausbau der Ganztagsschule faktisch gestoppt. Er will für die Betreuung nicht mitzahlen.

Karben. Einige Eltern aus Klein-Karben dürften mit Sorgen in die Ferien fahren. Ob ihre Kinder an der Selzerbachschule ab dem Sommer nachmittags betreut werden, scheint wieder völlig offen.

Die Gespräche zwischen Schule, Stadt und Wetteraukreis darüber drohen kurz vor ihrem Abschluss zu scheitern – und damit der gesamte Ausbau des Betreuungsangebots. Es gebe „unterschiedliche Vorstellungen“, bestätigt Michael Elsass, der Sprecher des Wetterauer Schuldezernenten und Ersten Kreisbeigeordneten Helmut Betschel (Grüne).

Knackpunkt ist das Geld: „Der Kreis möchte die Räume im ,Kinderhaus‘ für die Betreuung völlig kostenfrei nutzen“, sagt Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Die Räume der direkt neben der Schule liegenden Kita hatte er zwar für den Ausbau angeboten, aber nicht kostenlos. „Das ist völlig indiskutabel“, sagt Rahn.

Kreis: Wir zahlen nie

Dabei sah es schon richtig gut aus. Seit Monaten ist in der Selzerbachschule die offizielle Bestätigung überfällig, dass die Schule ihr Betreuungsangebot ab dem Schuljahr 2015/16 ausbauen kann. Eine weitere Stelle ist der Grundschule aus Wiesbaden avisiert worden. Damit könnten mehr Schüler die Betreuung besuchen: 140 bis 160 Kinder soll sie fassen, statt bisher zusammen gut 120. 80 Kinder sind bislang in der Betreuung untergebracht. Weitere 40 Kinder gehen nebenan in den städtischen Hort „Kinderhaus“. Für die Kinder soll das Angebot wie aus einem Guss bleiben: Schule wie auch Stadt arbeiten mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) als Träger zusammen. Bezahlen müssen die Eltern an drei Tagen nur für die Betreuungszeit ab 14.30 Uhr und nur an den zwei nicht vom Ganztagsprogramm abgedeckten Tagen für die vollständige Zeit.

Weder die Betreuung in der Schule noch der Hort haben genug Platz für künftig 160 Kinder. Das geht nur, wenn die Betreuung das „Kinderhaus“ mitnutzt, wie Rahn vorschlägt. „Darüber diskutieren wir seit vier Monaten.“ Nun aber sei der Hinweis vom Kreis gekommen, dass dieser dafür keinen Cent zahlen wolle. „Das geht nicht“, findet Rahn. Die Schülerbetreuung der Ganztagsschule umzusetzen, sei eine Pflichtaufgabe des Kreises als Schulträger. Deshalb erwarte die Stadt, wenn sie dem Kreis dafür Räume zur Verfügung stelle, „wenigstens eine Kostenbeteiligung“. Natürlich werde die Stadt für die Zeiten, in denen sie die Betreuung als freiwillige Leistung anbiete, die eigenen Kosten weiter tragen. Eltern sollen weiter ihre Kinder bis 17 Uhr betreuen lassen können.

Was Rahn besonders stört: „Seit November 2014 sind wir in Gesprächen, und es wurde nie gesagt, dass der Kreis nichts zahlen will.“ Wäre das von vornherein klar gewesen, hätten sich alle Beteiligten „darauf einstellen“ können.

Eltern im Unklaren

Das sei Standard, widerspricht Betschels Sprecher. Der Kreis zahle für Schülerbetreuung „keine Miete oder anteilige Kosten“. Detailliertere Auskünfte seien aus dem Kreishaus aktuell nicht zu haben, so Elsass: „Wegen der Osterferien ist niemand erreichbar.“

Dabei scheint Eile geboten: 140 Kinder seien bereits angemeldet, erklärt Rahn. „Die kriegen wir nur unter, wenn wir es gemeinsam machen.“ Dass der Kreis nicht mitzahlen wolle, „das bedeutet faktisch das Aus für den Ausbau“. Der Kreis habe gar keine andere Optionen mehr: „Ich weiß nicht, wie er die Kinder stapeln will.“ Für mehr als die bisher knapp 80 Betreuungskinder fehlt in der Schule der Platz. „Die ist völlig voll“, weiß Rahn.

Die Zeit sei zu knapp, dass der Kreis jetzt noch einen Neubau errichte. Das sei auch viel teurer, als wenn er das Stadt-Gebäude mitnutze. Daher habe die Stadt den Umbau schon so weit geplant, dass die Kinder direkt vom Schulgelände ins „Kinderhaus“ gelangen.

Guido Rahn will alles daran setzen, dass der Ausbau der Betreuung nicht platzt, weil der Kreis ausschert. Per E-Mail habe er Dezernent Betschel gebeten, die Gespräche fortzusetzen. „Wir können die Eltern nicht so lange im Unklaren lassen und müssen eine gemeinsame Lösung finden.“ (den)