Außerordentlich gut hat die Stadt Bad Vilbel als Wirtschaftsstandort bei der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg (IHK) abgeschnitten. Die „frohe Botschaft“ überbrachte Frank Wendzinski, Geschäftsführer der IHK, der bei einem Unternehmergespräch äußerst positive Zahlen für Bad Vilbel präsentierte. Doch es gibt auch einige Verbesserungsvorschläge.
Bad Vilbel. „Die Bad Vilbeler Unternehmer bescheinigen ihrer Stadt nicht nur Bestnoten in fast allen abgefragten Kategorien, sondern rund 75 Prozent der Umfrageteilnehmer bewerten den Wirtschaftsstandort mit gut bis sehr gut, die Durchschnittsnote liegt bei 2,1 – ein hervorragender Gesamtwert. Die Umfrage ist im IHK-Bezirk Gießen-Friedberg die erste ihrer Art und hat daher, was das Verfahren als auch die Ergebnisse, angeht, Pilotcharakter. Bad Vilbel setzt daher Maßstäbe für den gesamten Bereich“, betont IHK-Geschäftsführer Frank Wendzinski voller Lob über die Stimmung der Gewerbetreibenden in Bad Vilbel.
Die Umfrage, die bis Anfang Oktober erfolgte – und seitdem auch immer wieder Thema in den politischen Gremien der Stadt wurde –, soll die Zufriedenheit der Unternehmen in ihrer Standortkommune ermitteln und gleichzeitig Impulse wie auch Anregungen für die künftige Entwicklung geben. Bewertet wurde nach Schulnoten auf der Skala von sehr gut (1) bis ungenügend (6). Zielgruppe waren die im Handelsregister eingetragenen Unternehmen. In Bad Vilbel waren es 760 Unternehmen, die den standardisierten Fragebogen erhielten und diesen anonym an die IHK zurücksenden konnten. Die Rücklaufquote von 7,76 Prozent sei vergleichbar mit anderen Umfragen, teilt Stadtsprecher Bastian Zander mit, die Ergebnisse erhöben dabei nicht den Anspruch, ein repräsentatives Meinungsbild aller ortsansässigen Unternehmen darzustellen. Gleichwohl zeige sich eine aussagekräftige Tendenz, da sich Unternehmen aus allen Branchenfeldern beteiligt haben.
Unter den einzelnen Werten hob Wendzinski vor allem die guten Rahmenbedingungen Bad Vilbels hervor, die 15,25 Prozent der Unternehmen als „sehr gut“ und 59,32 Prozent als „gut“ bezeichneten. Die Wirtschaftskraft erhält ebenfalls gute Bewertungen, die Zukunft wird von den Unternehmen ebenso als positiv angesehen. Generell werden die von der IHK in diesem Zusammenhang als „emotional“ bezeichneten Werte wie Heimat, Familienfreundlichkeit, Natur und Sicherheit durchweg als gut und nur mit geringen Risiken empfunden. Mit den allgemeinen Faktoren wie der Erreichbarkeit der Absatzmärkte oder auch der Nähe zu Zulieferern und Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen sind die Unternehmen durchaus zufrieden. Ihnen ist die Telekommunikations-Infrastruktur wie die Versorgung mit Breitband wichtig, die in Bad Vilbel leistungsfähig, aber im Hinblick auf die Zukunft noch ausbaufähig ist. „Mit der Attraktivität der Innenstadt sind die Unternehmen zufrieden“, bilanziert Wendzinski.
„Gleiches gilt für die Anbindung an das Fernstraßennetz sowie des ÖPNV und die Nähe zum Frankfurter Flughafen. Nur die Verkehrsströme innerhalb der Stadt sehen die Unternehmen als verbesserungswürdig an, die wiederum auch dem hohen Pendleraufkommen und dem damit verfügbaren Arbeitskräftepotenzial zuzuschreiben sind“, so Wendzinski.
Lob ernten auch die Wirtschaftsförderung und die Stadtverwaltung, sowohl was ihre Erreichbarkeit, Verlässlichkeit und ihre Reaktionsgeschwindigkeit angeht. Bei den sogenannten weichen Standortfaktoren wie Schulangebot, Betreuungsangebot für Kleinkinder, Kultur-, Sport- und Freizeitangebot und die Lebensqualität erreichte Bad Vilbel überwiegend gute Bewertungen. „Das Image der Kommune, die Umwelt- und Lebensqualität sowie die Wohnqualität und die Einkaufsmöglichkeiten werden als positive und wichtige Standortfaktoren eingestuft“, so das Fazit. Und auch mit den Dienstleistungsangeboten innerhalb Bad Vilbels sind die Unternehmen überwiegend zufrieden.
„Wirkliche Unzufriedenheit ließ sich bei Bad Vilbels Unternehmern nur selten feststellen“, erklärte Wendzinski. Als Punkte, die Bad Vilbel noch verbessern könne, nannte er die Verfügbarkeit von Wohnimmobilien und Baugrundstücken. Auch sehen Unternehmen bei der Transparenz von Entscheidungen noch Verbesserungspotenzial, in das die Belange der lokalen Wirtschaft noch stärker als bisher eingehen sollten.
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) nahm das Lob stellvertretend für die Stadtverwaltung freudig auf. „Die Stadt hat ihre Lektion als Dienstleisterin gelernt“, meinte er. Die Verwaltung arbeite, um schnell im Sinne des Bürgers Entscheidungen herbeizuführen. „Wir betrachten die in Bad Vilbel angesiedelten Unternehmen als Bereicherung“, bemerkte Stöhr weiter.
Erleichtert und mit Freude nahm auch Wirtschaftsförderer und Ehrenstadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) das positive Ergebnis auf: „Ich freue mich, dass unser Engagement so gute Resonanz erfahren hat“, sagte er. Die Kritik nehme man ernst und werde hierüber diskutieren.
„Zu jeder Zeit haben wir in vielen Bereichen Unternehmen gefördert und dabei immer versucht, den Standort Bad Vilbel besser zu machen. Die IHK-Umfrage zeigt, dass Bad Vilbel ein guter Wirtschaftsstandort ist. Die Reflexion ist wichtig für uns, um noch besser zu werden“, erklärte Bürgermeister Stöhr. „Der ausgeprägte Dialog zwischen der Bad Vilbeler Stadtverwaltung, den Unternehmen und der IHK soll weiter fortgesetzt und vertieft werden, um so den Wirtschaftsstandort in der südlichen Wetterau noch attraktiver für die Firmen zu machen“, sind sich Wendzinski und Stöhr einig.