Die neue Nidda ist im Entstehen. Auf einer Begehung der Baustelle in Klein-Karben-Süd erklärte Gewässerökologe Gottfried Lehr den Fortgang der Renaturierungsmaßnahme. Sie wird auf 15 Hektar von der Gerty-Strohm-Stiftung geplant und finanziert.
Karben. Noch sieht die Nidda in Klein-Karben-Süd wie ein Kanal aus. Von der Brücke an der Dortelweiler Straße blickt man auf ein schnurgerades Flussbett, eingefasst von einer befestigten hohen Böschung. Doch südlich der Brücke arbeiten die Bagger zurzeit jeden Tag, und das neue Flussbett der Nidda ist bereits zu großen Teilen ausgehoben. Noch sieht es aus wie eine Aneinanderreihung von Teichen, drei bis vier Meter tief eingegraben in den weichen Boden.
Gewässerökologe Gottfried Lehr, der für die Gerty-Strohm-Stiftung die Pläne erstellt hat, rechnet bei günstiger Wetterlage mit der Fertigstellung innerhalb der nächsten Wochen. „Wir werden jetzt den Uferweg sperren lassen, weil es sonst zu gefährlich wird für die Radfahrer und Spaziergänger“, erklärt er. Die Radfahrer müssen also bald den Umweg über den Pappelweg Richtung Alt-Dortelweil nehmen, um dort wieder auf den Nidda-Uferweg zu treffen.
Kritik wird laut
Wer nur spazieren gehen will oder seinen Hund ausführt, kann auf das andere Nidda-Ufer ausweichen. Für die Mehrheit der Bürger, die an diesem kalten Morgen hinter Gottfried Lehr herstapfen, um sich die Pläne der Gerty-Strohm-Stiftung erklären zu lassen, ist das kein Problem. Doch es wird auch Kritik laut, weil sich in Zukunft die Radfahrer entlang dieses renaturierten Abschnittes mit der weiträumigen Verlegung des Niddauferweges weg vom Fluss abfinden müssen.
„Man wird die Nidda nicht mehr sehen vom neuen Hochwasserdamm aus“, beschwert sich ein Bürger. Denn die Pläne sehen vor, einen geschützten Naturraum zu schaffen. Er wird begrenzt von dem neuen sanft mäandrierenden Flussbett der Nidda und dem etwa 200 Meter einwärts gelegten Hochwasserdamm. Auf ihm wird der neue Uferweg gebaut, eine drei Meter breite asphaltierte Trasse und einem seitlichen Trampelpfad. „Es entsteht eine Auenlandschaft, in der Kiebitze heimisch werden können und durchziehende Kraniche sich niederlassen“, schwärmt Lehr.
Dass dort auch Rinder weiden sollen, um den Bewuchs niedrig zu halten, stößt bei einigen Bürgern auf Kritik. Naherholung sei nicht erlaubt, aber die Rinderzucht, beschwert sich ein Bürger. Es würden zwei Zugangsbereiche zur Nidda für die Menschen geschaffen, beschwichtigt Lehr. Wer die Nidda genießen wolle, könne von der Abzweigung des neuen Hochwasserdammes aus etwa 100 Meter weiter geradeaus gehen, auf einem naturbelassenen Weg entlang der Nidda. Schluss sei an der Stelle, wo das neue Flussbett abzweigt. Hier entstehe eine Insel als geschützter Naturraum.