Dreck und Blütenstaub von vier Platanen am Hallenfreizeitbad bereiten Anwohnern in Klein-Karben seit Jahren Pein. Sie sind stinksauer auf die Stadt, weil die das Problem nicht anpackt.
Karben. Ganz schlimm ist es im warmen Halbjahr. Dann lassen die vier Platanen an der Straße Am Breul am Hallenfreizeitbad Karben nämlich ihre Blütenstände fallen. In großen Mengen wirbelt der Blütenstaub herum. „Der setzt sich in jede Fuge, auch im Haus, überall hin“, erzählt Helga Döpfner. Sie ist am vergangenen Mittwochabend mit einigen Nachbarn in die Sitzung des Klein-Karbener Ortsbeirats gekommen. Sie wollen ihrem Ärger Luft machen, den ihnen die vier Platanen bescheren.
Nicht nur setzen Blütenstaub und die klebrigen Früchte des Baumes sich überall in ihren Häusern und auf den Grundstücken ab und sind kaum wegzubekommen. Auch setzen Laub und große Borkenteile immer wieder die Gullys voll. Bei fast jedem sommerlichen Starkregen stehe die Straße deshalb unter Wasser. „Wir wollen endlich eine Lösung für das Problem“, sagt Helga Döpfner.
Denn das bestehe schon seit vielen Jahren und die Nachbarn drängten die Stadt schon sehr lange zu einer Lösung. „Ich habe schon Bürgermeister Engel eine Ladung von dem Dreck auf den Schreibtisch gekippt“, erinnert sich die Anwohnerin. Er war bis 2004 im Amt.
Schneiden, fällen?
„Wir haben nichts gegen Natur“, sagt Helga Döpfner. Doch pflege die Stadt die Bäume nicht ordentlich und reinige Fahrbahn, Gehweg und Abflüsse nicht oft genug. Bloß einmal seien die Bäume 2010 beschnitten worden. „Da wurde gesagt, das müsse nun alle zwei Jahre gemacht werden.“ Doch geschehen sei seither überhaupt nichts.
Inzwischen habe der Ortsbeirat ganz offiziell gebeten, die Platanen so stark zurückzuschneiden wie im vergangenen Winter am Kirchplatz vor der katholischen Kirche im Karbener Weg, erklärt Ortsvorsteher Reinhard Wortmann (CDU). „Aber da gab es einen Aufschrei.“
Drei Lösungen gebe es für die Bäume, erläutert Erster Stadtrat Otmar Stein (siehe „Zum Thema“).
Wenig begeistert sind die Naturschützer von dieser Idee. „Sie sollten froh sein, dass sie die Bäume haben“, erklärt Ulrike Loos den Anwohnern, die Vorsitzende des Umweltverbandes BUND in der Stadt. „Ein Baum bringt Schatten und ein Beschnitt verändert die Schönheit des Baumes“, warnt Jürgen Becker, Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu in Karben.
Geld verpulvert
Bei den genervten Anwohnern ziehen diese Argumente nicht. „Was interessiert mich das Klima?“, giftet Helga Döpfner zurück. „Hier geht es um unser Wohlbefinden.“ Doch bei der Kritik an der Stadt pflichten selbst die Umweltschützer den Anwohnern bei: Sie vernachlässige die Pflege der Bäume, kritisiert Loos. Da die Bäume bereits beschnitten worden seien, müssten sie nun jedes Jahr erneut für viel Geld gepflegt werden.
Das zeige sich bei den Platanen an der Kirche: „Dort fliegen die Samen schon im gleichen Jahr wieder, also hat die Stadt 10 000 Euro aus dem Fenster geworfen, kritisiert Ulrike Loos. Deshalb schlägt sie vor, dass die Stadt testweise ein Jahr mit häufigerem Laubfegen versuchen könne, das Problem zu reduzieren. Was Helga Döpfner am meisten nervt: „Wir werden immer nur vertröstet, aber die Stadt tut nichts.“ Den Anwohnern verspricht Otmar Stein daher: „Ich werde mich um eine Lösung kümmern, die langfristig und schön ist.“ Das, ergänzt Wortmann, werde im nächsten Jahr umgesetzt. (den)