Können die Bauhöfe zusammengelegt werden? Das wollen die Stadtverordneten in Bad Vilbel untersuchen – per Akteneinsichtausschuss. In Karben machen sich die Politiker wenig Hoffnung. Die Ursache dafür liegt in Bad Vilbel.
Bad Vilbel/Karben. Die einen in Karben kennen das Ergebnis schon. Die anderen in Bad Vilbel noch nicht und diskutieren munter. In der jüngsten Generaldebatte im Bad Vilbeler Parlament ging es immer wieder um die geplatzte Fusion der Bauhöfe beider Städte.
Auch sie sei für das finanzielle Debakel der Stadt mitverantwortlich, kritisiert die Opposition. Sie kam auf ein Defizit von rund vier Millionen Euro zu sprechen, das Bad Vilbels Bauhof-Abrechnung gegenüber jener von Karben aufzuweisen habe. Schon vor einigen Monaten hatte es deswegen Streit gegeben. Denn die Stadtverordneten hatten zwar beschlossen, Einblick in das Gutachten zur Bauhof-Fusion zu nehmen. Kopien der Dokumente zur weiteren Prüfung waren aber kurzerhand untersagt worden (die FNP berichtete).
Deswegen wurde einstimmig beschlossen, einen Akteneinsichtsausschuss einzusetzen, der nun die Zahlen überprüfen soll.
Dieser soll auch ermitteln, was die Stadt als nächstes plant, um die Fusion vielleicht doch noch zu erreichen. Der Planungs- und Bauausschuss sichtet nun die Akten.
Hausaufgaben offen
Viel unkomplizierter läuft das Ganze in Karben: Dort steht das 42-seitige Schriftstück im internen Ratsinformationssystem der Stadt im Internet zum Durchlesen und Herunterladen für jeden Stadtverordneten bereit, erklärt Hauptausschussvorsitzender Felix Friedrich (CDU). „Noch Fragen?“, bot Stadtrat Michael Ottens (FW) in der Sitzung am Mittwoch der Vorwoche zu beantworten an. Die hatte nicht einmal die Opposition: „Das habe ich mir erst angeschaut“, sagt SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. „Fragen kommen noch.“ Nur so viel: Ob Karbens Stadtregierung die Fusion der Bauhöfe nun wolle? Das hatte Stadtrat Ottens schon abgelehnt. „Dafür müsste Bad Vilbel erstmal seine Hausaufgaben machen, darauf warten wir jetzt.“
Die beiden Bauhöfe seien zu verschieden in Größe, Aufgabenumfang und Organisationsstruktur, um sie zusammenzulegen. Beispielsweise leite in Karben eine Person den Bauhof, in Bad Vilbel seien es vier. Auch bestehe Bad Vilbels Bauhof nur virtuell, weil seine Arbeiten auf verschiedene Bereiche der Verwaltung aufgeteilt seien. Zudem wisse man bis heute in Bad Vilbel nicht, was welche Arbeiten kosteten. In Karben sei dafür 2011 eine Kosten- und Leistungsrechnung eingeführt worden, so Ottens. „Das ist das A und O, um eine interkommunale Zusammenarbeit überhaupt beginnen zu können.“
Einspar-Potenzial
Anders als die Bad Vilbeler habe man in Karben „einiges getan, um unsere Kostenstruktur zu reduzieren“. So seien viele Fahrzeuge und Maschinen abgeschrieben, dank guter Wartung aber weiter voll einsatzfähig. Teure, weil seltene Arbeiten zur Straßenunterhaltung vergeben die Karbener an Privatfirmen. Von 2006 bis 2014 sei das Personal von 28,66 auf 20,85 Stellen reduziert worden – sozialverträglich, Stellen wurden nicht nachbesetzt, so der Stadtrat.
Hallen und Gelände seien in Schuss – während eine Vergrößerung des Bad Vilbeler Bauhofs bei einer Fusion die Karbener wohl Miete kosten dürfte.
Die Folge: Bloß fünf bis acht Prozent Einsparpotenzial sehe das Gutachten für die Stadt Karben. „Das ist ein Kompliment für die Mitarbeiter“, lobt CDU-Fraktionsvorsitzender Mario Beck. Zugleich sei dies das Ergebnis des Sparkurses, den die Koalition 2006 eingeleitet habe.
Am Ende der Diskussion sieht selbst SPD-Mann Thomas Görlich die Fusionsidee auf Eis liegen: „Wenn Bad Vilbel sich nicht bewegt, kann man nichts machen.“ (den/kop)