Bad Vilbel. Der 24. Mai ist ein Tag für die Annalen. Die Quellenstadt ist um eine Attraktion reicher, die weit und breit ihresgleichen sucht. „Das Römermosaik ist wieder in Bad Vilbel. Für mich erfüllt sich hiermit ein Traum, von dem ich nicht wusste, ob er je Wirklichkeit werden würde. Ich bin glücklich, froh und stolz darauf, dass wir die Möglichkeit hatten, mit einer originalgetreuen Reproduktion den vor 150 Jahren für Bad Vilbel verloren gegangenen Mosaikboden wieder in unsere Stadt zurückzuholen,“ sagte Günter Hinkel, geschäftsführender Gesellschafter der HassiaGruppe sichtlich bewegt anlässlich der Vorstellung der wunderschönen Nachbildung des berühmten, in Vilbel 1849 beim Bahnbau gefundenen Römermosaiks, das aufgrund großherzoglicher Verfügung seit jenen Tagen als Original im Landesmuseum Darmstadt aufbewahrt wird.
Unternehmer Günter Hinkel, ein „Vilbeler Bub“ und ein überzeugter Lokalpatriot, hat den Quellenstädtern einen Teil ihrer Geschichte zurückgegeben und im Kurpark von dem aus Breslau stammenden und in Darmstadt lebenden Architekten Markus Schröter einen scheinbar schwebenden Glaspavillon von hohem ästhetischem Reiz erbauen lassen, der eines der schönsten Fundstücke aus Römerzeiten „ummantelt“, wie es der Direktor des Saalburgmuseums, der Landesarchäologe Egon Schallmayer sagte.
Das neue Mosaik wurde von dem aus Sizilien stammenden Künstler-Ehepaar Rosangela und Marco Ruta geschaffen. 400 000 Steinchen aus Marmor und Kalkstein haben sie in fünfzehn Steinbrüchen in und außerhalb Italiens zusammengesucht. „Wir haben mit jedem Stein versucht, uns so weit wie möglich den Originalfarben anzunähern, die Ausstrahlung der Figuren zu treffen, den Blick des Meeresgottes im Zentrum des Mosaiks, die Schattierungen“, beschrieb Marco Ruta das künstlerische Unterfangen. Insgesamt acht Monate haben sie an dem 33,48 Quadratmeter großen, von Wasser überspülten Schmuckstück mit 37 Figuren und Lebewesen gearbeitet, die sich um das Haupt des Meeresgottes Oceanus tummeln. Den Mosaikboden haben sie in der Originalgröße (7,05 m mal 4,75 m) brillant rekonstruiert.
Kein Wunder, dass das hohe Lob des Experten Schallmayer nicht ausblieb. Rosangela und Marco Rutas sei es gelungen, „die Handschrift des antiken Künstlers aufzunehmen“, sagte der Fachmann und fügte hinzu: „Ich bin richtig beeindruckt“. Schallmayer bezeichnete Mosaik und Pavillon als Gesamtkunstwerk und „Kulturtempel“.
Die Informationstafeln mit erklärenden Texten von Ursula Heimes sind prägnant, lobte Schallmeyer und schloss seine Erläuterungen mit den Worten: „Es ist eine ganz, ganz tolle Sache und die hessische Landesarchitektur ist um ein Highlight reicher“.
Gerührt, stolz und zufrieden war auch Dirk Hinkel – wie sein Vater geschäftsführender Gesellschafter der Hassia Gruppe und „zuständig für das operative Geschäft und die Zukunftsprojekte“. „Was hier entstanden ist, das ist von großer Bedeutung für uns und unsere Stadt“, erklärte er und dankte seinem Vater dafür, dass er, der „in unserem Unternehmen heute für das Bauen und die Vergangenheit verantwortlich ist“ mit diesem Projekt so „ wirkungsvoll in meinen Zukunftsbereich eingegriffen hat“, denn Mosaik und Pavillon veranschaulichen für die Zukunft die Geschichte dieser Stadt mit den zwei staatlich anerkannten Heilquellen, dem Hassia Sprudel und dem Römer Brunnen (vormals Friedrich-Karl-Sprudel).
Auch Stadtkämmerer und Rathauschef Dr. Thomas Stöhr sparte nicht an großen Worten. „Es ist eine kulturelle Aufwertung für Bad Vilbel und hat überregionale Bedeutung, ist aber auch ein Beweis dafür, dass es sich bereits vor 2000 Jahren in Vilbel gut leben ließ“, gab er zu bedenken.
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