Karben. 300 bis 400 Kilobit. Klingt reichlich, ist es aber nicht. Wenn es sich um Verbindungsgeschwindigkeiten ins Internet handelt. Mit solcher Langsamkeit sind die Einwohner in Karbens nördlichstem Stadtteil Burg-Gräfenrode im Netz der Netze unterwegs. Zum Vergleich: Das sind umgerechnet 0,3 Megabit, während in großen Städten längst 150 Megabit erreicht werden. Und der Main-Kinzig-Kreis schließt gerade alle Haushalte an ein eigenes Netz mit mindestens 50 Megabit an.
Selbst im Industriegebiet Klein-Karben, einem der größten Arbeitsplatzstandorte im ganzen Wetteraukreis, beklagen sich Firmen über lahme Anschlüsse. Teils hätten sie sich sogar schon eigene Leitungen gelegt, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Seit einiger Zeit drängt die Stadtpolitik auf eine Lösung. Vor einem Jahr habe die Stadt diverse Unternehmen angeschrieben und um Angebote für eine bessere Erschließung gebeten. Darunter auch die Deutsche Telekom.
Trotz mehrerer Nachfragen dort habe er die Hoffnung, jemals eine Antwort darauf zu bekommen, aber inzwischen aufgegeben, seufzt der Bürgermeister. Mit einem anderen Unternehmen habe die Stadt nun Gespräche geführt – und tastet sich zu einer Lösung voran.
Demnach sollten in einer ersten Ausbaustufe die südlichen Straßenzüge des Industriegebiets mit schnellerem Internet versorgt werden. Ebenso sollten der Süden von Rendel, das Gebiet Waldhohl in Groß-Karben und ganz Burg-Gräfenrode besser angeschlossen werden. Ziel ist eine flächendeckende Versorgung mit einer Übertragungsrate von 50 Megabit.
Damit kümmere sich die Stadt zunächst um jene Bereiche, die von der Telekom bisher gänzlich ausgespart seien. „Wir hüten uns, in Bereiche zu gehen, in denen bereits 25 bis 50 Megabit angeboten werden“, erläutert der Bürgermeister. Denn man wolle nicht in Konkurrenz zu privaten Anbietern treten. In den Bereichen, wo diese jedoch Investitionen scheuten, bleibe es an der öffentlichen Hand hängen, Anwohner und Firmen den Stand der Technik zu ermöglichen. „Ja, das wird uns Geld kosten“, warnt Rahn die Stadtverordneten.
Für die Zukunft will die Stadt bei künftigen Kanal- und Rohrverlegungen Leerrohre mitverlegen lassen. Das koste nicht viel und ergebe anfangs auch kein zusammenhängendes Netz. Langfristig aber könne die Stadt dann auf ein eigene Infrastruktur zurückgreifen. (den)