Bereits seit einem Vierteljahrhundert gibt es in Karben eine Anlaufstelle für Eltern: Das Mütter- und Familienzentrum. Zwar hat sich das Angebot des Vereins verändert, nicht jedoch seine Zielsetzung.
Karben. „Wir sind das einzige Familienzentrum in der näheren Umgebung, abgesehen von kleineren Angeboten in Nachbargemeinden“, sagen Gabriele Ratazzi-Stoll und Ute Heckmann vom Vorstand des Mütter- und Familien-Zentrums Karben (Müze). Die ursprüngliche Idee, eine Anlaufstelle zur Unterstützung junger Eltern zu schaffen, ist bis heute als eines der Ziele des Müzes erhalten geblieben.
Doch darüber hinaus hätten sich mit dem Standort – das Müze ist vor fünf Jahren von Okarben nach Burg-Gräfenrode umgezogen – und den entsprechenden Räumlichkeiten auch die Angebote verändert. Zu Beginn wollte man jungen Müttern ermöglichen, dass sie und ihre Kinder in Kontakt mit anderern Müttern kommen können. Indes würde das Müze von heute mit seinem umfangreichen Kursprogramm weniger als Selbsthilfeverein wahrgenommen, sondern vielmehr als „Anbieter von Dienstleistungen“, sagt Ratazzi-Stoll.
Sie ist von Beginn an dabei, ebenso wie Ute Heckmann ist sie durch ihre Kinder dazugestoßen. Viele Frauen finden den Weg zum Müze über Krabbeltreffs oder den Minikindergarten. Manche engagieren sich auch dann noch, wenn die Kinder längst in die Schule gehen, andere gehen neue Wege.
Heike Leifert, Mutter und Sozialpädagogin aus Okarben, hat das Mütterzentrum im Jahr 1989 mit weiteren Mitstreiterinnen gegründet. Zunächst trafen sich die Mütter privat. Es dauerte drei Jahre, bis das Müze ins Fachwerkhaus in der Okärber Hauptstraße 84 einziehen konnte. Das Selbstverständnis sei damals ein anderes gewesen, „viele der ersten Mitglieder waren experimentierfreudiger“, sagt Ratazzi-Stoll. Sie zeigt Fotos vom „lila Frauenfrühstück“, zu dem die Frauen am 8. März 1993 eingeladen haben, um „Frauenarbeit sichtbar zu machen“ und ihren Forderungen lautstark Nachdruck zu verleihen. Dieser Ansatz, „etwas erstreiten zu wollen, ist heute so gut wie nicht mehr vorhanden“, sagt Ratazzi-Stoll, es werde vieles als selbstverständlich wahrgenommen.
Zugleich werde bei den Angeboten eine gewisse „Professionalität“ erwartet. So seien auch die Ansprüche an die Kindererziehung gestiegen. „Der Druck, beim einzigen Kind bloß alles richtig zu machen, hat zugenommen“, berichten Ratazzi-Stoll und Heckmann aus ihrer Erfahrung. „Wir appellieren: Vertraut eurem Bauchgefühl“.
Mit der räumlichen Aufwertung durch den Umzug ins neue Domizil in Burg-Gräfenrode, Berliner Straße 12, im Jahr 2009 hat das gesellige Beisammensein auch von Jung und Alt einen neuen Stellenwert bekommen. Im geschmackvoll eingerichteten Café finden zwanglose Begegnungen bei Latte Macchiato und Kuchen statt, während die Kleinen im benachbarten Spielzimmer toben. Zudem sind bei Angeboten wie dem Erzählcafe, dem Strickkränzchen für Jedermann sowie dem Spiele-Abend alle Generationen eingeladen. Trotz vieler Vorteile sei der jetzige Standort für ein zentrales Familienzentrum in Karben schwierig. „Bestimmte Angebote etwa für Jugendliche brauchen wir erst gar nicht zu machen, da die ÖPNV-Anbindung an andere Stadtteile vor allem abends schlecht ist, gleiches gilt etwa für Angebote für Flüchtlinge“, so Ratazzi-Stoll.
Trotzdem finden immer wieder neue Ideen Eingang in das Kursangebot und werden je nach Resonanz fortgeführt oder nicht. So sei das Krabbelkonzert für Kleinkinder ein großer Erfolg gewesen. Zudem gibt es Fitness- und Entspannungskurse für Kinder und Eltern und vieles mehr.