So hat man Ortsvorsteher Karl-Peter Schäfer (CDU) noch nicht erlebt. Der Mann, verbindlich, liberal, nicht ohne Humor, er war am Mittwoch im Ortsbeirat wie ausgewechselt. Mit rauer Stimme, ernsten Gesichts lieferte er sich einen Schlagabtausch mit dem üblicherweise nicht minder verbindlichen, fürs Bauen zuständigen Fachbereichsleiter Erik Schächer.
Bad Vilbel. In der Gronauer Ortsbeiratssitzung ging es, man kann es sich denken, ums Geld. Nicht um Millionen, sondern vielleicht um sechsstellige Summen innerhalb eines Jahrzehnts. Aber in einer Gemeinde wie Bad Vilbel, die nicht mehr Herr ihres Haushalts ist, zählen auch Peanuts – im Vergleich zu den wohl 80 Millionen Euro städtischer Schulden.
Die Anzahl der Kammern in der zweiten der beiden Urnenwände auf dem Gronauer Friedhof reichen noch für dieses Jahr. Rechtzeitig sollte eine weitere zur Verfügung gestellt werden. So der Prüfantrag der CDU, um den es in dieser Sitzung ging. Schächer lehnte mit Hinweis auf das erhebliche Defizit des städtischen Friedhofetats ab. Schäfers bitterer Kommentar: „Wir können unseren Gronauern nur sagen, ihr müsst bis Ende 2014 sterben. 2015 hört auf zu sterben“. Erik Schächer nicht minder ironisch: „Die gute Nachricht: Die Gronauer werden auch noch nach 2015 sterben“.Es gebe Alternativen zur Beisetzung der Ascheurnen in einer Wand, nämlich ein Urnengrab. Das sei sogar billiger, wenn auch pflegebedürftig. Platz sei ausreichend auf dem Gronauer Friedhof vorhanden, zumal die Nachfrage nach Reihengräbern entgegen langfristiger Planungen deutlich rückläufig sei. Außerdem könne eine Kammer in der Urnenwand auf dem Friedhof Lohstraße geordert werden.
Überschuss weg
Schäfer empört: „In einer Stadt wie Bad Vilbel darf die intakte Dorfgemeinschaft nicht unberücksichtigt bleiben. Der Verweis auf die Lohstraße missachtet den letzten Wunsch eines Gronauer Bürgers.“
Karl-Peter Schäfer argumentierte, dass bei 1150 Euro Nutzungsgebühr pro Kammer mit 25 000 Euro Einnahmen ein deutlicher Überschuss über die Investitionskosten erwirtschaftet werde, die Urnenwände also mehr als rentabel seien. Schächer setzte dagegen, man müsse auch die Kosten für die Grünpflege oder die Trauerhalle abrechnen. „Aber es bleibt doch noch ein Überschuss“ – so Schäfer. Schächer: „Der fließt in die Mischkalkulation für die Kosten des Friedhofs ein.“
Die Beschaffung der letzten Urnenwand mit 32 Kammern kostete laut Haushaltsplanung 2010 rund 25 000 Euro. Aktuell sind für Belegung einer Kammer 1158 Euro zu zahlen. „Das ergibt Erlöse von rund 37 000 Euro nach den ersten vier bis fünf Jahren, wenn pro Jahr im Schnitt 8 Bestattungen in der Urnenwand erfolgen“, rechnet Ortsvorsteher Schäfer vor. Abgeschrieben würde die Urnenwand auf 40 Jahre, das bedeute „bei einer Belegungsdauer von 15 Jahren kann jede einzelne Kammer rund drei Mal vergeben werden. Das macht insgesamt Erlöse von rund 111 000 Euro, „also einen sechsstellige Betrag“, so Schäfer.
Fazit: Die anwesenden Ortsbeiräte hielten ihren Prüfantrag einstimmig aufrecht, verbunden mit der Hoffnung, „dass der Magistrat die Sache noch einmal prüft“.
Lösung per Container
Nichts gutes schwante den Ortsbeiräten auch beim Blick in den Entwurf des Schulentwicklungsplans. Die Gronauer Grundschule mit ihren vier Klassenräumen platzt aus allen Nähten. Die Zahl der Kinder wachse ständig weiter an. Anstoß nahmen die Ortsvertreter an der Formulierung des Entwicklungsentwurfs: „Dabei ist möglicherweise die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die beiden Standorte (Stadtschule und Gronau d. Red.) durch schulorganisatorische Maßnahmen zu steuern“.
Befürchtung der Antrag stellenden CDU-Fraktion nach den Worten ihres Fraktionssprechers Andreas Schönborn: „Es kann passieren, dass die dritten und vierten Klassen in die Kernstadt transportiert werden müssten“. Der Buseinsatz werde sehr viel Geld kosten. „Wir wollen nach dem Motto des Plans „Kurze Beine – kurze Wege“, dass alle Gronauer Grundschüler in Gronau unterrichtet werden.“
Wie das gehen soll, überließ Ortsvorsteher Karl-Peter Schäfer (CDU) ausdrücklich „der Kreativität der Planer“. Im Interview mit der FNP sagte Schäfer, er könne sich vorstellen, dass ein Container auf dem Gronauer Schulgelände errichtet werde. Dieser sei mittelfristig billiger als ein dauerhafter Buseinsatz nach Bad Vilbel. Einstimmig baten die Ortsbeiräte den Magistrat, im Wetteraukreis hinzuwirken, dass alle Gronauer Kinder die Grundschule in ihrem Stadtteil besuchen dürfen.