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Himmlisches Theater

Vom Stil her authentisch wie das Original: Thomas Gerber (links) und Michael Hiller alias Elwood und Jake Blues. Foto: Kopp
Vom Stil her authentisch wie das Original: Thomas Gerber (links) und Michael Hiller alias Elwood und Jake Blues. Foto: Kopp

Mit den „Blues Brothers“ ist die letzte Eigenproduktion der diesjährigen Burgfestspiele Bad Vilbel in der vergangenen Woche an den Start gegangen. Das Publikum im ausverkauften Burg-Rund quittierte den heiteren, unbeschwerten Musical-Abend unter der Regie von Christian H. Voss mit Beifallsstürmen.

Bad Vilbel. Der Kultfilm „Blues Brothers“ ist präsent. Wird da die Bühnenfassung bestehen, die Erwartungen erfüllen können? Das Fazit am Ende des Abends: Die „Blues Brothers“ live sind einfach fantastisch. Begeisterung pur für die von Christian H. Voss mit Witz und Charme auf die Bühne gebrachten Blues Brothers. Ein Theater-Abend wie ein Fest. Das liegt an der grandiosen Musik, an den ebenso grandiosen Musikern, den Sängern, den Tänzern, Schauspielern und an den Blues Brothers. Thomas Gerber und Michael Hiller sind Elwood und Jake Blues, live und wahrhaftig. Sie singen und spielen großartig, zum Niederknien. Sie sind ja auch im Auftrag des Herrn unterwegs.

Der tollen Leistung des Ensembles entspricht ein ebenso gelungenes Bühnenbild. Geradezu imposant in seiner Größe und Schlichtheit und Ausdruckskraft. Stefan Knöll zeichnet hierfür verantwortlich. Und es erweist sich als vielseitig mal als Tresen, mal als Bühne, als Gotteshaus mal als Straßenszene mit Häuserfront. Und der Clou: Die Musiker sitzen mitten auf der Bühne, hinter Milchglas-Fenstern, als Schatten erkennbar. Die Tänzerinnen und Tänzer setzen die einfallsreichen Choreografien (Kati Farkas) auf engstem Raum mit beeindruckender Leichtigkeit um. Die Geschichte der Brüder Blues ist schnell erzählt. Die Wiedersehensfreude ist verhalten innig, denn Elwood holt seinen Bruder Jake nicht mit dem Cadillac aus dem Gefängnis ab, sondern mit einer „Bullenschaukel“.

Wobei, das Auto selbst muss sich der Zuschauer denken, denn Voss – ein glänzender Einfall gekonnt umgesetzt – fordert die Kraft der Imagination heraus. Mit vokalartistischer Geräuschkulisse eines hustenden und stotternden Motors und pantomimischen Können kutschiert das Brüderpaar quietschend um Kurven, beschleunigt und bremst abrupt, inklusive Fahrerflucht und Verfolgungsjagd – das Publikum, im Bann dieser coolen Performance gezogen, fährt mit. Und weicht auch sonst den Brüdern nicht mehr von der Seite.

Zunächst geht es zum „Pinguin“ Schwester Mary Stigmata (Sonja Herrmann), die das Waisenhaus leitet, in dem die Blues-Brüder erzogen wurden. Das steht kurz vor der Schließung, erzählt die Schwester, denn sie könne eine Steuerschuld in Höhe von 5000 Dollar nicht leisten. Jake verspricht, das Geld zu beschaffen, legal.

Bei einem Gottesdienst mit Reverend Brown (Luis Lay) erfährt Jake Blues die Erleuchtung: der trommelt die alte Band wieder zusammen, um mit Auftritten das Geld zu besorgen.

Auf der Suche nach den Bandmitgliedern beginnt eine temporeiche Tour durch Bars, Hotels und Clubs. Doch bald schon haben die Blues Brothers Verfolger im Schlepptau, Jakes Ex-Verlobte (Laura Joeken), die Police-Officer der Rainbow-County Police (Krisha Dalke und Stefan Kiefer) und eine Gruppe Nazis.

Der erste Auftritt in einer Countrybar wird zum finanziellen Flop. Schließlich folgt der große Auftritt; das Publikum kann sich hier ganz reell Zugaben erklatschen und, ganz wie bei einem Konzert, stellen die Brüder die Musiker vor. Schließlich können sie das Geld noch beim Finanzamt einzahlen, bevor sie wieder vor der Polizei flüchten müssen. Was dann schlussendlich im „Jailhouse Rock“ endet.

Überhaupt die Musik! Die muss man schon mögen, denn sie prägt das Stück und wird von den Akteuren beeindruckend dargeboten, etwa „Minnie the Moocher“ von Carlos Rivas als Hausmeister Curtis, oder „Think“ von Sonja Herrmann als Aretha im Soul Food Café.

Die nächsten Vorstellungen der Blues Brothers gibt es wieder am Donnerstag, 17. Juli, Freitag, 18. Juli, und Samstag, 19. Juli, jeweils um 20.15 Uhr. Karten gibt es im Kartenbüro, Klaus-Hohenstein-Weg 1, Tel. (06101) 559455, E-Mail tickets@bad-vilbel.de und im Internet www.kultur-bad-vilbel.de.

Fotos von den diesjährigen Burgfestspielen finden Sie in der Bildergalerie auf unserer Onlineseite www.bad-vilbeler-anzeiger.de