Mit vielen Ideen für die Gestaltung schaltet sich der Karbener Umweltverband BUND in die Debatte ums Stadtzentrum ein. „Verdichtetes Bauen“ fordern die Naturschützer und mehr Grünzonen. Sie geben selbstbewusst vor, was Stadtplaner, Vermarkter und Bewohner umsetzen sollen.
Karben. Ein Bach plätschert durch Feuchtwiesen, bunte Blumen blühen dort, Vögel zwitschern dazwischen. Ein solcher Anblick soll nach den Wünschen der Naturschützer vom Umweltverband BUND das künftige Karbener Stadtzentrum prägen. „Ein zweites grünes Band“ – neben der Nidda – soll sich in wenigen Jahren von Norden nach Süden durch die Stadtmitte ziehen.
Es ist eine einfach gestaltete Grafik, mit der Peter Hofmann vom BUND die Ideen umreißt. Das „grüne Band“ sollen Grünflächen sein, von der Mündung des Heitzhöfer Bachs durch das Stadtzentrum und am Industriegebiet Klein-Karben vorbei. Am liebsten möchten die Naturschützer den Bach durch die Feuchtwiesen fließen lassen, ihn dafür kurzerhand umleiten.
Nicht jede der Ideen, die die BUND-Leute vorstellen, ist neu. Sie entstanden bereits vor einigen Monaten: Im März stellten BUND und Naturschutzbund diese intern der Stadt und deren Planungsbüro fürs Stadtzentrum vor. „Auf einige Forderungen ist die Stadt schon eingegangen“, freut sich Hofmann – wie das „grüne Band“. Oder auch die nach Norden trichterförmige Vergrößerung dieses Grünbereichs in Höhe des Wohngebiets Luisenthaler Straße.
Wenige, aber groß
Doch nicht alles „wurde öffentlich besprochen“, sagt Peter Hofmann. Weil nun aber reichlich diskutiert werde über das Stadtzentrum, wolle sich der BUND zu Wort melden. „Das ist inhaltlich weitgehend abgestimmt mit dem Nabu“.
Die Stadt Karben plant, zwischen Main-Weser-Bahn und dem Wohngebiet Luisenthaler Straße die Bebauung in der Stadtmitte zu komplettieren. Neben Geschäften und Büros entlang der Landesstraße sind vor allem Wohnhäuser geplant.
„Immer nur Flickwerk, von Projekt zu Projekt“ sei die Stadtmitte in den vergangenen 25 Jahren entwickelt worden, kritisiert BUND-Vorsitzende Ulrike Loos. Alle Verantwortlichen hätten es versäumt, nach der Abkehr von den Plänen aus den 1970er-Jahren, wonach Karben zu einer 50 000-Einwohner-Schlafstadt anwachsen sollte, die Stadtplanung anzupassen. „Das ist der Stadtmitte leider deutlich anzumerken.“ Ihre Ideen sehen die Umweltschützer als Beitrag, um „eine Struktur für die Zukunft“ zu schaffen, sagt Peter Hofmann. „Unser Konzept soll allen Beteiligten gerecht werden“, unterstreicht Ulrike Loos.
Ihren Anspruch gießen die BUND-Leute mit Selbstbewusstsein in konkrete Vorgaben: Nur wenige, große Baukörper schlagen sie direkt östlich der Brunnenstraße als „Wohnanlage“ vor. „Damit der Blick für die Bewohner in den neuen Naturraum Niddaaue frei bleibt“, erklärt Hofmann. Dafür müsse die Bebauung „verdichtet“ werden. Beispielbilder von drei-, vier-, fünfgeschossigen Gebäuden zeigen sie in ihrer Präsentation. „Das heißt nicht, dass das so hoch werden soll.“ Modern, „zeitgerecht“ und grün solle die Bebauung werden. „Uns wurde untergejubelt, dass wir dort Plattenbauten wollten“, sagt Hofmann. Das Gegenteil sei der Fall. Man dürfe dort eben nicht „nach Marktlage nur nullachtfünfzehn“ bauen.
Kleineres Baugebiet
Diese „verdichtete Bebauung“ entspreche auch den Zielen der Regionalversammlung – die das gesamte Vorhaben absegnen muss. Im Gegenzug, finden die Naturschützer, könne eines der künftigen Baugebiete in Petterweil kleiner ausfallen. So werde, wirbt Ulrike Loos, der Landverbrauch reduziert.
Eingreifen will der BUND auch auf den Flächen zwischen Bahnstrecke und Brunnenstraße. Das Gelände dort solle nur für kulturelle und soziale Einrichtungen genutzt werden. Wie eine „Kinder- und Jugendfarm“, erklärt Peter Hofmann, mit Kita darin und dem Mütter- und Familienzentrum. Dass dieser Wunsch an Grenzen stoße, räumt er ein: Denn die Stadt hatte das dortige Taunusbrunnen-Gelände nur kurzzeitig besessen und weiterverkauft. Käufer Kling überlegt noch, was er dort vorhat.
Wie viele der Ideen umsetzbar sind, „das wissen wir nicht“, räumt Peter Hofmann ein. Der BUND fordert von der Stadt „eine offene, vergleichende Prüfung“.
Die Erträge aus der Erschließung des Stadtzentrums dürften nicht allein dem Schuldenabbau zugute kommen. Auch soziale Projekte, Renaturierung und Verkehr müssten mit den Geldern verbessert werden.
Der BUND wolle mit seinen Vorschlägen „nicht rigoros Naturschutz“ betreiben, sondern „Gemeinwesenarbeit“ leisten. „Damit“, sagt Ulrike Loos, „soll aus der Stadt Karben eine Stadt werden.“ (den)