Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde in Karben will am Samstag , 7. Juni, den Grundstein für ihren Moschee-Neu- bau in Okarben legen. Das Projekt sorgt bei den dortigen Firmen für Furcht: Sie haben Angst vor einer Verkehrslawine und Parkplatznot.
Karben. Für Katholiken wäre es, als käme der Papst nach Karben. Das weltweite spirituelle Oberhaupt der muslimischen Ahmadiyyas, Kalif Mirza Masrur Ahmad, wird die Karbener Gemeinde besuchen. Samstag, 7. Juni, soll der Pakistani für die Moschee in Okarben den Grundstein legen. Für die 120 Mitglieder der Gemeinde ein unbeschreiblich wichtiger Moment.
Der geplante Moschee-Neubau sorgt jedoch für Furcht bei den Nachbarn. Keinesfalls aus religiösen Gründen: „Nein, dagegen haben wir überhaupt nichts“, sagt Guido Hommel, Inhaber der Firma Climair im Gewerbegebiet Spitzacker.
Es ist ein ganz irdisches Problem, das Hommel und drei weitere Firmeninhaber auf die Palme bringt: Dass der Bau der Moschee mit nur neun Parkplätzen genehmigt worden sein soll, so das Gerücht – für, wie Hommel weiß, 160 Mitglieder. „Wo stellen die denn ihre Autos hin? Die haben doch gar keinen Platz.“ Er hat gerade den Bauantrag für eine Erweiterungsfläche eingereicht, damit er genug Parkplätze für alle 120 Mitarbeiter hat.
Hommel und die Nachbarn fürchten, dass ihnen künftig die ohnehin engen Straßen, Einfahrten und privaten Parkplätze vollgestellt werden – besonders wenn sich die Gläubigen freitagmittags zum Gebet treffen. Mit der Grundsteinlegung als Start für die Bauarbeiten fühlen sich die Firmeninhaber vor vollendete Tatsachen gestellt. So haben sie sich dieser Tage mit einem Protestschreiben an Bürgermeister Guido Rahn (CDU) gewendet.
Nachbarn nicht gefragt
Sie monieren, dass die Stadt dem Bau mit so wenigen Parkplätzen zugestimmt habe. Und, dass die Moschee der Ahmadis mittendrin im Gewerbegebiet gebaut wird. „So ein Blödsinn“, schimpft Hommel. „Da wollte die Stadt unbedingt ihr letztes Grundstück verkaufen.“
Das letzte Grundstück sei es gewesen, räumt der Bürgermeister ein – vor allem aber die einzige Fläche, auf der die Ahmadis sofort bauen könnten. So habe die Stadt der Gemeinde aus der Patsche helfen wollen: Vergangenes Jahr waren ihre bisherigen Gebetsräume im Keller des Billardcafés nur wenige Häuser weiter im Gewerbegebiet abgesoffen. Als Soforthilfe stellte die Stadt den Gläubigen Räume im Alten Rathaus Klein-Karben zur Verfügung.
Mit dem Neubau wollen die Ahmadis nun etwas Eigenes bauen. Dass dies genehmigt worden sei, stört Guido Hommel. „Da hätten wir Nachbarn mitsprechen müssen.“
Symbolischer Akt
Zu den Festivitäten erwartet die Ahmadiyya-Gemeinde für 7. Juni rund 300 Besucher. Die Grundsteinlegung sei aber „rein symbolisch“, erklärt Masood Javed, der Sprecher der Gemeinde. Der Khalif sei an diesem Tag gerade in Friedberg, um die dortige Moschee einzuweihen, sagt Javed. Diese Gelegenheit, Mirza Masrur Ahmad an ihren künftigen Moscheestandort zu lotsen, lassen sich die Okarbener natürlich nicht entgehen,
Bauarbeiten würden aber damit nicht beginnen, beruhigt Masood Javed. Denn die Gemeinde habe noch gar keinen Bauantrag gestellt. Lediglich eine Bauvoranfrage habe das Kreisbauamt positiv beschieden. „Wir sammeln derzeit noch Geld für den Neubau.“ 300 000 bis 400 000 Euro sollen bis nächstes Jahr zusammenkommen.
Und wie ist das mit den neun Parkplätzen? „20 Parkplätze wären uns lieber gewesen, aber die gesetzlichen Vorschriften lassen leider nicht zu, dass wir mehr fordern“, sieht der Bürgermeister seine Hände gebunden. Doch sei die Stadt längst aktiv, habe angeboten, noch einen Streifen Land neben der Zufahrt dazuzukaufen.
Werde in einigen Jahren die Hauptzufahrtsstraße ins Industriegebiet ausgebaut, entstünden auch dort weitere öffentliche Parkplätze, so Rahn. Kurzfristig wolle die Stadt das beidseitige Parken im Sackgassen-Ende der Hauptzufahrtsstraße erlauben.
Sorgen machen müssten sich die Nachbarn aber nicht vor einer Verkehrslawine, betont Ahmadiyya-Sprecher Javed. „Die neun Parkplätze werden ausreichen.“
Denn in nur fünf bis sechs Autos kämen Gläubige zu den Gebetsstunden – auch früher schon im Billard-Gebäude. „Gut die Hälfte unserer 120 Gemeindemitglieder wohnt in Okarben“, erklärt Masood Javed. „Sie kommen zu Fuß über die Eisenbahnbrücke, das ist viel schneller als mit dem Auto.“ (den)