„Gibt es Engel eigentlich wirklich?“ fragten mich kürzlich Grundschulkinder der vierten Klasse. Eine berechtigte Frage angesichts der vielen Engel, die uns im Alltag begegnen: Sei es die kleine Porzellanfigur in der Geschenkboutique, die verschmitzt dreinschauende Putte auf dem Poster oder der kleine Stoffengel, der zur Grundausstattung des ersten Autos gehört. Engel sprechen sogar Menschen an, die von Gott nichts wissen wollen.
Auch die Bibel erzählt an zahlreichen Stellen von den vielfältigen Aufgaben der Engel. Dort überbringen sie Nachrichten, begleiten Menschen oder stellen sich manchmal sogar in den Weg. In ihrem Wirken verbinden sie damit Himmel und Erde. Interessanterweise haben die meisten biblischen Engel allerdings keine Flügel. So wie im Buch Tobias, einer Spätschrift des Alten Testaments. Der junge Tobias wird von seinem Vater mit einem Begleiter auf eine lange Reise geschickt. Er muss Gefahren überstehen und lernt neue Menschen kennen. Erst als er die ganze Reise hinter sich hat, gibt sich sein Reisebegleiter als Engel zu erkennen. Tobias erkennt, dass er auf allen Höhen und Tiefen seines Weges von Gott begleitet wurde – auch wenn er das selbst gar nicht bemerkt hat.
Ich glaube, solche Engel gibt es noch heute. Oft bemerken wir erst viel später, warum unser Leben eine bestimmte Richtung einschlagen musste. Warum uns unser Chef eine bestimmte Aufgabe gegeben hat oder wie der Rat einer Freundin einen neuen Horizont eröffnen konnte. Manchmal erkennen wir dann vielleicht, dass Gottes schützende oder herausfordernde Hand auch durch diese Menschen gewirkt hat.
Das Aussehen solcher Engel verändert sich von Tag zu Tag. Aber sie alle können als Ausdruck dafür gedeutet werden, dass Gott unzählige Arten kennt, uns in unserem Leben beizustehen. „Gibt es Engel eigentlich wirklich?“ Die zierlichen Putten mit kleinen Flügeln findet man vielleicht wirklich nur in der Geschenkboutique. Und doch bin ich in meinem Leben schon einigen Engeln begegnet. Sie auch?
Ihr Vikar Daniel Lenski,
Burg-Gräfenrode und Okarben