Karben. Einst war es in den Wiesen versunken, staubte jahrelang in Lagerräumen ein, dann war es niemals eingeweiht worden – bis Freitag: In Petterweil wurde das Robert-Blum-Denkmal in der neu gestalteten Robert-Blum-Anlage eingeweiht. Und dazu noch eine Gedenksäule, die an die 1200-Jahr-Feier vor sechs Jahren erinnert.
Dass die Anlage niemals eingeweiht wurde, diese Vermutung verkündete Karbens Bürgermeister Roland Schulz (SPD) den rund 50 Gästen der Zeremonie. Die für den 9. Juli 1967 vorgesehene Feier wurde damals mangels eines prominenten Redners abgesagt. Nirgendwo habe er Hinweise gefunden, dass sie später nachgeholt worden sei, „so dass man davon ausgehen kann, dass wir heute die Anlage an sich einweihen können“, sagte der gut gelaunte Rathauschef.
Die Neugestaltung der kleinen Anlage am nordöstlichen Ortsrand Petterweils hat sich die Stadt fast 107 000 Euro kosten lassen. Für Spielgeräte auf dem benachbarten Spielplatz investierte die Kommune noch einmal 13 000 Euro. Darüber freuen sich besonders die Kinder aus den Familien, die im direkt angrenzenden Baugebiet „Alter Sportplatz“ wohnen.
Und das auf geschichtsträchtigem Boden: Nicht weit weg auf einer Wiese vor dem Ort sprach Revolutionär Robert Blum am 9. Juli 1848 zu mehreren tausend Menschen. Auf Einladung von Bürgermeister Holzmann und Pfarrer Flick soll Blum damals nach Petterweil gekommen sein. Im nahen Frankfurt war Blum während der Märzrevolution Abgeordneter der Nationalversammlung in der Paulskirche. Im November nach seinem Auftritt bei Petterweil wurde Blum in seiner Heimatstadt Wien erschossen. Daraufhin stellten die Petterweiler einen Gedenkstein für ihn auf. Im Lauf der Zeit wurde dieser mehrmals versetzt. Ein Unikum ist er dennoch: Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es ein Denkmal für Blum.
Auf einem großen Podest, nur über verschlungene Wege erreichbar, steht das Denkmal heute auf seinem Sockel. Wer dorthin laufen will, kommt an einem weiteren Denkmal vorbei: Adolf Koch, Helmut Michalke und Ulrike Schramm vom Festausschuss der 1200-Jahr-Feier enthüllten dort am Freitag die gut zwei Meter hohe Buntsandsteinsäule zur Erinnerung an die Feierlichkeiten. Finanziert wurde sie aus den Überschüssen der Feier, gestaltet vom Friedrichsdorfer Bildhauer Klaus Pfeiffer. Die Worte Einigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit zieren die Säule. „Danach“, erläuterte Festausschusschef Adolf Koch, „hatten die Menschen in Petterweil schon immer einen ungewöhnlichen Drang.“ (den)