160 Teilnehmer werden zum Hessischen Bibliothekstag erwartet, der am 12. Mai im Kurhaus stattfindet. Damit soll Neugier auf die Brücken-Bibliothek geweckt werden. Außerdem gibt es Debatten um die Frage, wie zeitgemäß das Urheberrecht in der digitalen Gegenwart ist.
Bad Vilbel. Die neue Stadtbibliothek über der Nidda sei „ein wunderschöner Neubau – ich bin noch hin und weg“, lobt Hubertus Neuhausen, Direktor der Marburger Universitätsbibliothek. Er wird ein Forum über wissenschaftliche Bibliotheken leiten und war sich mit Alexander Budjan, dem Leiter der Hessischen Bibliotheks-Fachstelle, einig. Der Bibliothekstag soll Neugier auf reizvolle Neubauten wecken, aber auch Fachdebatten anregen. Die meisten der 130 hauptamtlich geleiteten hessischen Büchereien entsenden Vertreter. Weiterhin gibt es 479 nebenamtlich geleitete Büchereien.
23 400 für ein Abo
Schwerpunkt in diesem Jahr wird die „Erosion des Urheberrechts“ sein, so Neuhausen. Dessen Akzeptanz schwinde gerade in der jüngeren Generation, weil Inhalte rasch per Mausklick verfügbar sind. Auch Abmahnwellen von Verlagen seien ein Fehler gewesen. Er spricht von einem Einschnitt wie einst zur Erfindung des Buchdrucks. Darauf gebe es bislang nur unzureichende Antworten. Verlage stellten etwa in der „Onleihe“ digitale Kopien zur Verfügung, aber so, wie ein Buch. Ist es entliehen, müssen Interessenten warten. „Das ist widersinnig“, so Budjan. Verlage knausern mit Lizenzen, um Absatz und Raubkopien zu bremsen. Zudem gebe es im wissenschaftlichen Bereich Monopole, die Preise diktieren könnten, weil Werke unentbehrlich seien. Das teuerste Zeitschriften-Abo in Marburg ist das von „Brain Research“ des niederländischen Elsevier Verlags zu 23 400 Euro – pro Jahr. Auf der anderen Seite verschwinde fast ein ganzes Jahrhundert, weil von 1930 bis 2000 veröffentlichte Bücher vergriffen seien, aber wegen des Urheberrechts nicht einfach „retrodigitalisiert“, also nachträglich verfügbar gemacht werden können, klagt Neuhausen.
50 % mehr Besucher
Tendenziell aber werde die Zahl der Ausleihen zurückgehen – und zugleich der Platzbedarf steigen, prognostiziert er. Neubauten in Stuttgart, Amsterdam, aber auch Bad Vilbel zeigten, das die Aufenthaltsqualität eine immer größere Bedeutung erhalten. Vor allem Sachbücher werden weniger nachgefragt, die Konkurrenz aus dem Internet ist zu groß. Kinder- und Jugendbücher erlebten Steigerungen, Romane seien stabil. Im Schnitt erreichten Hessens Bibliotheken 35 000 Besucher jährlich. Hingegen konnte Susanne Adolph, die scheidende Leiterin der Bibliothek, schon von 72 000 Besuchern zwischen Januar bis April 2014 berichten – „eine Steigerung von 40 bis 50 Prozent“. In der alten Hallenbad-Bücherei waren es im gleichen Zeitraum 2012 nur 15 000. 188 000 Medien seien 2012 entliehen worden, 163 000 aber allein im ersten Halbjahr im Neubau. Dort ist der Bestand auf aktuell 35 000 Medien ausgebaut worden. „Wir werden immer eine ordentliche Erneuerungsquote brauchen“, betont Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann, auch wenn das Ziel 50 000 erst „in diesem Jahrzehnt“ erreicht sein werde. Eine weitere Aufgabe der Bibliothek sei die Vernetzung mit Vereinen, Schulen oder auch der Erbsenlesung, deutete Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) an.