Moritz Rosenthal, geboren am 7. Dezember 1881 in Langenhain, war von Beruf Ziegenhändler. Mit seiner Frau Rosa, geboren am 23. Juni 1878 in Groß-Karben, lebte er in der Heldenberger Straße 3, nur wenige Meter von der Synagoge entfernt. Im Nachbarhaus lebte Rosas Bruder Josef Junker mit seiner Familie.
Karben. Am 30. Mai 1920 kam Moritz’ und Rosa Rosenthals Sohn Manfred, genannt „Fredi“, zur Welt: Er war der einzige aus der Familie, dem nach der „Machtergreifung der Nationalsozialisten die Auswanderung gelang. Am 17. August 1938, gerade noch rechtzeitig, emigrierte der 18-Jährige nach New York.
Nach der Pogromnacht wurde Moritz Rosenthal, nachdem das Haus geplündert und demoliert worden war, vom 12. November bis 14. Dezember im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Als er nach Groß-Karben zurückkehrte, wurde er zur Zwangsarbeit im Tiefbau verpflichtet. Am 9. September 1942 füllten er und seine Frau Rosa die sogenannten Vermögenserklärungen aus: Sie verzeichnen einige Möbel, eine Nähmaschine, ein Fahrrad, einen Kohlenkasten, eine Waage, Kochtöpfe, Federbetten, Matratzen, Holz sowie etwas Bekleidung und vermitteln einen Eindruck von der Armut, in der das Ehepaar gelebt hatte. Sechs Tage später wurden beide über Friedberg in ein Sammellager nach Darmstadt gebracht und von dort aus am 27. September nach Theresienstadt deportiert, wo Moritz Rosenthal am 6. April 1944 starb.
Das Vermögen des Ehepaares wurde schließlich vom Finanzamt Friedberg verwertet. Der Hausrat wurde versteigert und erbrachte 428 Reichsmark für das „Reich“. Das Haus wurde ab Februar 1943 durch die Gemeinde Groß-Karben genutzt, die es 1946 auf Befehl der Militärregierung instand setzte: Rosa Rosenthal hatte Theresienstadt überlebt und war nach Frankfurt zurückgekehrt. Sie wanderte zu ihrem Sohn Fredi in die USA aus, wo sie Anfang der 1950er-Jahre starb. (kop)