Wie emotional belastet das Thema des möglichen Aula-Baus am Georg-Büchner-Gymnasium ist, zeigte sich im Stadtparlament. Denn die Sitzung musste beinahe abgebrochen werden.
Bad Vilbel. „Schwachsinn!“, „Unverschämtheit!“, ist laut und deutlich aus den Reihen der CDU-Fraktion zu vernehmen, als der Grüne Ulrich Rabl die Geschichte der Schulfinanzierung zwischen Wetteraukreis und den betroffenen Kommunen historisch beackert. Eine Scheibenwischer-Geste bekommt SPD-Fraktionschef Walter Lochmann von Karl-Peter Schäfer (CDU) ab, steht im Zorn auf, wird aggressiv, überlegt sich außerparlamentarisches Vorgehen gegen die Beleidigung.
Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders (CDU) droht an, die Sitzung abzubrechen. Doch letztlich fällt nach über einer Stunde hitziger Debatte die Entscheidung: Die Stadt Bad Vilbel wird dem Kreis keine Vorfinanzierung anbieten, um die Turnhalle des (GBG) abzureißen und eine Aula zu bauen.
Traurige Koalition
An der Debatte war abzusehen, wie sehr Kreis- und Kommunalpolitik sich unterscheiden. Im Friedberger Kreistag bildet sich die Regierung aus SPD, Grünen und FDP, in Bad Vilbel sitzt die FDP ebenfalls am Schalthebel, hier allerdings mit der CDU. Und so mussten vor allem die Freidemokraten einen Balanceakt vollführen, doch Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn wählte hier klare Worte. „Ich bin traurig über den Zustand der Ampelkoalition in Friedberg“, räumte er unumwunden ein. Die Grünen schöben dort die Verantwortung von sich weg, obwohl ihr eigener Mann, Helmut Betschel-Pflügel, als Schuldezernent die Fäden ziehen müsste. Der versage aber auf voller Linie.
Stattdessen sei ein entsprechender Antrag zum GBG im Kreistag ohne Diskussion abgebügelt worden, ergänzte CDU-Mann Sebastian Wysocki. Er habe sich wie Hahn auch die Brille putzen müssen, um ausgerechnet den Grünen-Antrag richtig lesen zu können.
„Man kann doch so nicht regieren“, entfuhr es dann Hahn wieder, der von einem Ablenkungsmanöver der Grünen sprach. Sowohl die FDP wie auch die CDU hätten das GBG besucht, sich ein Bild von der Lage gemacht. Und man sei auch ins Gespräch mit dem Architekten Christopher Glanz gekommen, der ein umsetzbares Konzept der kostengünstigen Sanierung für die marode Turnhalle und deren Umwandlung zur Aula vorgelegt habe.
Die Grünen hingegen votierten für den Abriss und Neubau einer Aula in Passivbauweise, so dass eine entsprechende Umsetzung allein aus Kostengründen vom Kreisparlament ins Nirwana verschoben werden müsste. Alles, was jetzt benötigt werde, sei ein statisches Gutachten, das nur etwa 2000 bis 3000 Euro koste. Damit könne man dann klar ersehen, ob eine Sanierung möglich ist oder ob man den Neubau ins Auge fassen müsse.
Und auch daran rieben sich die Abgeordneten der verschiedenen Lager. Denn laut Grünen-Fraktionschef Manfred Kissing und Ulrich Rabl seien Gutachten vorhanden, die sprächen ganz klar dafür, die Halle abzureißen. Hahn aber konterte, dass ein aussagekräftiges Gutachten aus dem vergangenen Jahrzehnt stamme, eine vorläufige Bewertung, die vom Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft Wetterau in Auftrag gegeben worden sei, ein neuerliches Gutachten dringend empfehle. „Lügner!“, hieß es dann erneut von beiden Seiten. Und dieses Wort fiel nicht nur zum genannten Thema.
Auch an der Mitfinanzierung des Kreises an Schulbauten wurde herumgedoktert. So erinnerte Rabl daran, dass die CDU-Kreisbeigeordneten Rainer Schwarz, Bertram Huke und Oswin Veith an der hälftigen Beteiligung an Schulbauten festgehalten hätten, dies müsse nun auch für den Aula-Bau gelten. Ohnehin müsse Architekt Glanz den Reihen der Regierung zugeordnet werden, was erneut für lautstarke Zwischenrufe sorgte. Rabl: „Die Stadt ist nicht gewillt, ihren Teil für das Gymnasium zu tragen, bei der Europäischen Schule ist das anders gewesen.“
Selbst die wohl eher zur Beruhigung gemeinten Argumente von Isil Yönter haben in der aufgeheizten Stimmung nicht zu einem ruhigeren Ton geführt. Die Sozialdemokratin forderte ein Ende des „parteipolitischen Ping-Pong-Spiels“ und ein „geschlossenes Signal“ des Parlaments, dass man hinter der Schule mit 1540 Schülern stehe. „Das GBG darf nicht zum Zankapfel werden. Wenn ein Neubau zu teuer ist, müssen wir eben über eine Sanierung nachdenken.“ Und das sei auch genau das, was CDU und FDP wollten. Immerhin gab es zumindest über diesen Punkt am Ende Einigkeit. (kop)