Dirtbiker haben neuerdings auch in Karben ein Gelände zum Springen, Drehen und Kurven. In der ersten Osterferienwoche veranstalten Felix Deubel (20) und Johann Schäfer (18 Jahre) am Jukuz Selzerbrunnenhof einen dreitägigen Workshop.
Karben. Hopp, ein Ruck am Erdhügel, und Felix fliegt in die Luft. Sein Fahrrad unterm Hosenboden springt natürlich mit. Kürzlich probiert der Praktikant des städtischen Fachdienstes Kinder-, Jugendarbeit, Kultur und Sport in Karben noch einmal den Parcours aus. Den hat er zusammen mit Johann Schäfer, Schüler der Kurt-Schumacher-Schule (KSS), in wochenlanger Schweißarbeit eigenhändig aufgeschüttet.
Mit der Dirtbike-Bahn in Dortelweil oder auf dem Vilbeler Heilsberg kann sich der Springhügel mit Steilkurve und kleiner Holzbrücke jedoch kaum messen. Aber: „Dafür haben wir Biker jetzt passendes Gelände vor Ort“, betont Felix.
Alles Erdreich haben die beiden jungen Männer persönlich mit Schubkarren hin- und herbewegt und zu einem Gelände geformt, das nun Herzen von Dirtbikern höher schlagen lässt.
Früher wuchs Unkraut
„Dreckradler“ heißt die deutsche Übersetzung, trifft Form und Inhalt der neuen Trendsportart aber nicht. Natürlich kommt es bisweilen vor, dass ein Manöver auf dem Zweirad misslingt. „Schon im Absprung merkt man, ob der Trick schiefgeht“, erklärt Felix. „Dann muss man eben abspringen, bevor das Rad fällt.“ Er selbst habe sich auch schon Narben am Schienbein zugezogen, gibt der Biker aus Friedberg zu. „Aber nur, weil ich keine Knieschoner anhatte.“ Die sind beim in den Osterferien geplanten Workshop natürlich Pflicht, genau wie Fahrradhelme. Mit einem Spezialfahrrad, das BMX-Rädern gleichsieht, wird beim Dirtbike ein Spezialparcours durchlaufen. In Karben liegt die Strecke auf einer Wiese an der Brunnenstraße. Mit diesem Angebot will die Stadt Jugendliche ansprechen. Angeschoben hat es Jugendpfleger Tobias Ludig.
Um genug Teilnehmer für die drei Schnuppertage zu gewinnen, hatten die Veranstalter in der Kurt-Schumacher-Schule Flugblätter verteilt. Sie hoffen, möglichst viele Jugendliche für das Dirtbike zu begeistern, um eine selbstlaufende AG zu bilden; allerdings haben nur acht Teilnehmer Platz im Workshop.
„Als ich damit anfing, die Strecke hier anzulegen, wuchsen überall noch Brennnesseln“, erzählt Felix. „Wenn unser Parcours gut angenommen wird, planen wir auch schon eine parallele Strecke auf Holzboden, auf dem man Gleichgewicht und die Fahrradkontrolle lernen kann.“ Wer im Internet nachsieht, was Dirtbiker so fertigbringen, sieht halsbrecherische Manöver. Vielleicht deshalb spricht die Disziplin vor allem männliche Biker an, Mädchen sind die Ausnahme und fahren eher „Downhill“.
Beim Abwärtsrasen durch den Wald geht es vor allem um Tempo. Naturschützern sind die wilden Downhill-Strecken aber ein Dorn im Auge. In der Nähe von Bad Nauheim streuten Gegner der Sportart deshalb schon Nägel aus und spannten Seile zwischen Baumstämme – dies kann die Fahrer in Lebensgefahr bringen.
Amerikanische Namen
Um so schöner, wenn Dirtbikern niemand auf solche Weise in die Quere kommen kann. Das Gelände hinter dem Jugendkulturzentrum regt keinen Umweltschützer auf, ist aus eigener Leistung entstanden und problemlos ausbaufähig. Die Tipps und Tricks rund ums Fahren werden sich beim Workshop vom 15. bis 17. April um Figuren drehen, die alle vor Ort möglich sind. „Three Sixty“ heißt beispielsweise eine Vollumdrehung um die eigene Achse. Wer sein Rad in der Luft flachlegt, meistert einen „Table Top“, und die freihändige Fahrt nennt sich „No Hander“.
Johann Schäfer und Felix Deubel wollen den Teilnehmern vor allem beibringen, wie bei der Landung beide Räder gleichzeitig auf den Boden kommen. Einen Front- oder Backflip, das heißt Salti, werde wohl keiner so schnell lernen. Sehr wichtig sind trotzdem ein eigener Helm, Schienbeinschoner – und natürlich ein stabiles Fahrrad.