Mozarts Spieloper „Entführung aus dem Serail“ eröffnet am 11. Mai nicht nur das Kinder-Theater, sondern auch die Bad Vilbeler Burgfestspiele. Regisseur Benedikt Borrmann und das Ensemble der Frankfurter Musikstudenten setzen auf abenteuerliche, aber originalgetreue Töne. Auf der Bühne tauchen auch ein türkischer Musiker und ein Hund auf.
Bad Vilbel. „Das ist eine Abenteuergeschichte über den Orient“, erzählt Regisseur Benedikt Borrmann im Proberaum, der Dortelweiler Reithalle. „Vier Freunde machen einen Bootsausflug, Konstanze, die Frau des spanischen Adligen Belmont, wird entführt.“ Doch die Befreiung aus dem Palast scheitert – wobei in Borrmanns Aufführung auch das Schoßhündchen der „Blonden“ eine Rolle spielt, die übrigens ganz in schrillem Pink kostümiert sein wird.
Im Original ist Mozarts Oper knapp drei Stunden lang – für ab Fünfjährige nicht wirklich sinnvoll. Borrmann hat deshalb ein 70-minütiges dramaturgisches Konzentrat zusammengestellt. Gestrafft wurde etwa bei Mozarts großem Serail-Thema, der Treue. Das spiele für das junge Publikum keine große Rolle. Auch bei den Strophen der Arien wurde gekürzt. Dafür gibt es weniger Solo-Arien.
Auf jeden Fall aber bleibe das musikalische Original erhalten, auch in den komplexen Passagen, betont der musikalische Leiter Markus Höller. Er hatte die Aufgabe, das Stück auf die vier live gespielten Instrumente Klavier, Flöte, Geige und Fagott hin zu arrangieren.
Zusätzlich erscheint auch ein türkischer Musiker, der ins Bühnengeschehen einbezogen wird, erläutert Höller. Mit Tembur, Saz (Langhalslauten) und Daf (Rahmentrommel) soll er, mehr als im Original, orientalische Klänge der anatolischen Volksmusik einbringen. In die Handlung führt zu Beginn ein Märchenerzähler ein.
In der Reithalle steht bereits die noch nicht kolorierte Kulisse des Sultanpalastes. Auch die ersten Proben für das musikalische Stück sind schon weitgehend abgeschlossen, welche die Studenten in ihren Semesterferien absolvierten. Erst im Mai, kurz vor der Premiere, geht es dann weiter – auch mit dem Orchester.
„Da kann man sich von vorn bis hinten mit einer Figur und Handlung intensiv auseinandersetzen“, meint Maren Schwier, die Darstellerin der Konstanze. Zwar spiele an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auch das Schauspielen eine Rolle, aber dort werden nicht ganze Stücke aufgeführt, es gibt nur „szenische Abende“.
Doppelte Besetzung
Trotz der täglichen Proben habe es aber noch Zeit gegeben, „den Ferien zu frönen“, sagt Schwier. Zudem seien die gekürzten Mozart-Arien „studentenfreundlich“, da sie doch anspruchsvoll seien.
Julie Grutzka, die die „Blonde“ spielt, sieht es als Anreiz, Bühnenerfahrung zu sammeln, auch und gerade, weil sie das Singen noch nicht zum Beruf gemacht habe. „Das gibt eine gewisse Sicherheit“, sagt sie, betont aber dann: „Es macht auch Spaß.“ Das studentische Ensemble ist bunt zusammengewürfelt, das Alter der Sänger 20 bis 26 Jahre, darunter Erstsemester und welche, die kurz vor ihrem Diplom oder Bachelor stehen. Die Ersatzwahl trafen ihre Professoren, nach Stimmfach und Qualifikation.