Am Wochenende krank und einen Arzt nötig? Karbener müssen seit zwei Jahren statt bis Friedberg nun bis Bad Nauheim fahren. Die Ärztlichen Bereitschaftsdienste fusionierten seinerzeit. Unterm Strich hätten die Patienten profitiert, finden die Karbener Hausärzte. Sie sind durchweg zufrieden.
Karben. „Ich bin froh, dass wir damals diesen Schritt gegangen sind“, sagt Dr. Jürgen Fehr, Sprecher der Karbener Hausärzte. Vor zwei Jahren standen sie im Zentrum der Kritik. Damals fusionierte der Ärztliche Bereitschaftsdienst Karben, Friedberg und Weckesheim mit seinem Sitz in Friedberg mit den beiden benachbarten Notdiensten Butzbach und Bad Nauheim.
Der zentrale Sitz des damit gegründeten Ärztlichen Bereitschaftsdienstes Wetterau sitzt seitdem in Bad Nauheim und ist an das Hochwaldkrankenhaus angeschlossen. „Dieser Schritt war für Karben wichtig“, sagt der Okarbener Hausarzt.
Und er war, zeigt sich jetzt, zukunftsorientiert: Derzeit plant die Kassenärztliche Vereinigung in ganz Hessen eine Neuaufteilung der Bereitschaftsdienste. Hintergrund: Die Hausärzte haben ein Nachwuchsproblem. Seit diesem Januar setzt die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KV) Schritt für Schritt eine Reform der rund 100 Bereitschaftsdienst-Bezirke um. Allesamt würden sie vergrößert, erklärt KV-Sprecher Karl Matthias Roth. „Bis zum 1. Januar 2015 werden in fünf Wellen die Bezirke neu strukturiert.“
Früchte der Fusion
Quartalsweise will sich die KV acht bis neun Bereitschaftsdienste vornehmen; die Wetterau ist für Anfang April vorgesehen. „Wir mussten diesbezüglich handeln, weil es gerade in ländlichen Gebieten zu Versorgungsengpässen kam und das bisherige Gerüst nicht mehr zeitgemäß ist.“ Wie aus der vorläufigen Reformkarte hervorgeht, die der Redaktion vorliegt, wird sich für den Wetterauer ÄBD nun nicht mehr viel ändern, weil das Gebiet ohnehin schon recht groß ist. Einzige Ausnahme ist Bad Vilbel.
Dr. Fehr ist froh, dass der Wetterauer Bezirk nun unangetastet bleibt. Der habe auch für die Patienten Vorteile mit sich gebracht: In der Zentrale in Bad Nauheim ist immer ein Mediziner vor Ort, während ein zweiter Hausbesuche absolvieren kann. Das bedeutet kürzere Wartezeiten sowohl bei der Versorgung in der Zentrale wie auch für jene Patienten, die den Arzt zu sich nach Hause gerufen haben. Patienten können noch wählen, ob sie zum Bereitschaftsdienst nach Bad Nauheim fahren oder nach Bad Vilbel. Die Bad Vilbeler bieten Hausbesuche innerhalb der Stadtgrenzen an, zudem ist nur ein Arzt im Einsatz. Ist der gerade unterwegs, müssen Patienten in der Zentrale warten.
Nach zwei Jahren ziehen die Karbener Hausärzte eine durchweg positive Bilanz: „Ich höre nur Positives, von langen Wartezeiten oder dergleichen wird mir nichts berichtet“, sagt der Hausarzt.
Lieber nach Nauheim
„Es sind ungefähr ein Drittel, die nach Bad Vilbel fahren“, berichtet Dr. Fehr. „Das war vor der Umstellung aber auch schon so.“ Der Großteil wende sich aber lieber nach Bad Nauheim, weil dort das Krankenhaus direkt angebunden ist.
Der Wetterauer Bereitschaftsdienst ist nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche nach den Praxisöffnungszeiten im Einsatz. Er wird aus einem Pool von rund 40 Medizinern geleistet.
Für die Hausärzte hat das neue Wetterauer Modell einen entscheidenden Vorteil: Sie können sich selbst an den Diensten beteiligen, müssen es aber nicht. „Wir sind momentan mit der Situation zufrieden, auch wenn wir etwas mehr zahlen“, sagt Dr. Fehr. Denn das verschaffe vielen wieder ein Stück Freizeit, was gerade für den medizinischen Nachwuchs wichtig sei.
„Mit dem neuen System soll die Belastung der einzelnen Mediziner geringer werden“, bestätigt auch KV-Sprecher Roth.