Es ist das zentrale Projekt der Dorferneuerung Groß-Karben: Die Umgestaltung der Bahnhofstraße zugunsten der Fußgänger. Drei Millionen Euro will die Stadt in die Hand nehmen.
Karben. „Wenn die Nordumgehung kommt, erwarten wir zwei Drittel weniger Verkehr durch Groß-Karben“, sagt Ekkehart Böing, Verkehrsplaner bei der Stadt Karben. 2016, das sehen die Planungen vor, soll die Umgehung befahrbar sein.
Mit täglich 13 000 Autos, Bussen und Lastwagen in der Bahnhofstraße sei das Straßenbild Groß-Karbens bislang vom Straßenverkehr dominiert, sagen Böing und Sabine Kaltofen. Sie kümmert sich im Karbener Rathaus um die Dorferneuerung im Stadtteil.
Diese Situation soll sich mit der Umgestaltung der Bahnhofstraße ändern. So soll aus der Landesstraße 3351, die von der Gehspitze durch Groß-Karben Richtung Burg-Gräfenrode verläuft, eine Stadtstraße werden. Laut Planung soll es eine „ausgewogene Aufteilung des öffentlichen Straßenraumes unter Berücksichtigung der maßgeblichen Nutzungsansprüche“ geben. Auf gut Deutsch: Weniger Platz für Fahrzeuge und mehr „Aufenthaltsqualität für Fußgänger“. Die Straße solle „unattraktiv für den Durchgangsverkehr“ werden, erläutert Sabine Kaltofen.
Bürger planen mit
Das Projekt stecke erst in der Vorplanung, betonen Böing und Kaltofen. „Erst dann folgt die Genehmigungsplanung.“ Bürger, Anwohner und Ladenbesitzer werden in den kommenden Monaten eingebunden. „Wir werden das Gespräch suchen“, kündigt Böing an. Mitte 2015 soll das Konzept stehen.
Die Pläne wurden kürzlich dem Arbeitskreis Dorferneuerung vorgestellt. Sie stießen dort auf Zustimmung. „Das geht in die richtige Richtung“, lobt Peter Mayer vom Arbeitskreis. Der Umbau beginnt an der Kreuzung Gehspitze, die zum Kreisverkehr werden soll.
Auf der langen Strecke durch den Ortskern ist die Straße sehr eng. So betrage der Abstand von Hauswand zu Hauswand an der engsten Stelle nur 7,50 Meter, erinnert Ekkehart Böing. Dies werde durch legal parkende Fahrzeuge noch verschärft. Bei der Umgestaltung „arbeiten wir auf der Basis von Zentimetern“.
So könnten Bordsteine an den engsten Stellen wegfallen und durch Entwässerungsrinnen ersetzt werden, sagt Böing. An einigen Stellen soll die Straße gepflastert, die Gehwege könnten um 20 oder 30 Zentimeter verbreitert werden. Um die Geschäfte zu beleben, solle es auch künftig Parkmöglichkeiten geben. Der Platz am Kreuzgass-Brunnen mit dem Eiscafé soll durch „städtebauliche Elemente“ aufgewertet werden. „Das wird die Dorfmitte“, erläutert Böing. Die Aufwertung des Platzes begrüße der Arbeitskreis, so Mayer.
Drei Mio. Euro teuer
Richtung Ortsausfahrt Burg-Gräfenrode wird die Straße breiter. „Dort kann der Verkehrsplaner alles berücksichtigen, was gefordert wird“, sagt Böing. Dazu zählt auch eine „Optimierung des ÖPNV-Angebotes“, was in diesem Fall durchaus die Reduzierung von Bushaltestellen bedeuten kann. Der Arbeitskreis sieht kein Problem darin, dass die Haltestellen Ludwigstraße und Weißer Stein zusammengelegt werden sollen, da diese eng beieinander lägen, erläutert Peter Mayer.
Dafür soll der neue Busstopp eine „barrierefreie Haltestelle“ werden. Sie wäre durch erhöhte Bordsteine und Einstiegshilfen auch für Senioren mit Rollator oder Menschen mit beeinträchtigtem Sehvermögen nutzbar, erläutert Böing.
Unklar ist derzeit noch, wann genau der Umbau startet: „Sobald die Nordumgehung wenigstens in Teilen in Betrieb ist, können wir mit den Baumaßnahmen beginnen“, sagt Böing. Daher soll der östliche Teil der Umgehung – vom Anschluss an die Kreisstraße nach Heldenbergen bis zur Brunnenstraße bei Okarben – schon vor der Gesamteröffnung in Betrieb gehen. Die ist für Ende 2016 vorgesehen.
Das passt exakt: Dann läuft die Förderphase der Dorferneuerung aus. Die ist einer der Töpfe, aus denen die Stadt die Kosten stemmen will – sie sind auf drei Millionen Euro kalkuliert. Zwei weitere Geldquellen des Landes sollen ebenso angezapft werden, um den Eigenanteil der Kommune damit zu reduzieren. (den)