Letzte Woche sah ich eine Dokumentation über Homs in Syrien, eine Stadt in Trümmern, Menschen die durch Mauerlöcher von Wohnung zu Wohnung huschten, um auf der Straße nicht von Scharfschützen getroffen zu werden. Junge Leute, die ihr Stadtviertel gegen die Truppen von Assad verteidigten, mit ihren Waffen hantierten, Löcher in die Wände geschlagen hatten, um aus der Deckung heraus schiessen zu können, Verwundete aus der Schusslinie trugen, hin zu primitiven Operationssälen in zerschossenen Häusern. Scheinbar unbeeindruckt von Gewehr- und Granatfeuer tanzten sie und sangen den Schmerz über ihre zerstörte Heimat, gegen den Tod und gegen das Leid. Die Kamera immer dabei, ganz nah an der Frontlinie. Der Kameramann zeigt den Kampfeswillen, aber auch die Erschöpfung und die Verzweiflung, wenn sie immer wieder in der Moschee, die Opfer verabschieden, bevor sie irgendwo in Eile begraben werden. Der kommentierende Journalist sagt, sie sind von eher säkularen jungen Menschen zu gläubigen Muslimen geworden. Gott ist das Einzige, der Einzige der ihnen noch Kraft gibt. „Lass die Opfer nicht vergeblich sein,“ ruft der Anführer, als auch er getroffen wird
Am gleichen Tag erreicht mich ein Anruf des syrisch-orthodoxen Priesters, der an der Marienkirche in Homs gearbeitet hat. Im November hatte er uns berichtet und Bilder gezeigt, von seiner und anderen zerstörten Kirchen in der Stadt, Zusammen mit seinem Erzbischof war er auf Deutschlandtour gewesen, um Hilfe zu erbitten für die Arbeit seiner Diözese mit den Geflüchteten und Vertriebenen aus Homs; Muslime und Christen, die Schutz suchten bei den Priestern vor den mörderischen Regierungstruppen und islamistischen Milizen, die alle in Angst und Schrecken versetzten, weil sie alles zerstörten, Menschen folterten und ermordeten.
Nun ist der Pater wieder da. „Alles ist nur schlimmer geworden; keiner hat eine Lösung für den Konflikt“ Und doch kehrt er wieder zurück in dieses höllische Chaos, in dem jeden Tag Menschen sterben. „Ich kann meine Leute doch nicht allein lassen“ sagt er. Sehenden Auges geht er zurück. Ähnlich muss es dem Pfarrer Dietrich Bonhoeffer gegangen sein, der aus dem sicheren Amerika zurückkehrte in das braune Deutschland während des dritten Reiches, weil er dort sein wollte, um dem Rad in die Speichen zu greifen. Ich lebe im vergleichsweise sicheren und friedlichen Deutschland . Es ist Passionszeit. Die Passion findet statt, aber nicht bei uns. Wir könnten denen, die in Syrien ihr Kreuz tragen, wenigstens etwas Erleichterung verschaffen, sie unterstützen.
Der Verein Malulaa, genannt nach einem christlichen Dorf in Syrien, tut das. Er versucht dringend benötigte Mittel für die Arbeit der syrisch-orthodoxen Diözese Homs Malulaa e.V. Fulda zu sammeln. Tragen Sie mit?
Pfr. Konrad Schulz
Arbeitsgemeinschaft
christlicher Kirchen (ACK)
Wetterau