In diesem Jahr liegt der Weltgebetstag, den Frauen in Ägypten vorbereitet haben und der in vielen Gemeinden durch Frauen gestaltet wird, einen Tag vor dem 8. März, dem Internationalen Frauentag. Zu diesem Tag gehört ein Lied, das von „Brot und Rosen“ singt.
Zum Hintergrund: 1912 marschierten in Massachusetts 20.000 Frauen aus den Textilfabriken, um gegen eine Lohnkürzung zu protestieren, nachdem ein Gesetz 54 Wochenstunden als maximale Beschäftigungszeit für Frauen und Kinder festgesetzt hatte. Der Lohn dafür reichte nicht zum Leben. Der Streik war nach 10 Wochen erfolgreich, für alle Textilarbeiter und -arbeiterinnen in Neu-England. Der Protestslogan lautete: „Wir wollen Brot, aber auch Rosen.“ James Oppenheim schrieb daraufhin das Lied, in dem es u.a. heißt: „In des Lebens kurzer Dauer / wird das Glück nicht mehr verstoßen. / Leib, Seele dürsten beide, /gebt uns Brot, doch gebt auch Rosen.“
Die Frauen vor gut einem Jahrhundert sind auf die Straßen gegangen, weil sie das lebensnotwendige Brot mit ihrem Gehalt nicht mehr verdienen konnten. Aber sie fordern darüber hinaus noch mehr: Rosen nämlich, die für die Freude und das Glück, für Kunst und Schönes im Leben stehen.
Ihre Forderung, die bis heute an ihrer Aktualität nichts verloren hat, erinnert an das Abendmahl. Auch hier feiern wir mit zwei Elementen: mit Brot und mit dem Saft der Trauben. Das Brot steht für das, was wir brauchen um zu leben und zu überleben. Der Saft steht für die schönen und süßen Stunden des Lebens, die es zu genießen gilt, wann immer sie sich ergeben. In Gebeten bei den Abendmahlsfeiern unserer Kirchen kommt dieser Gedanke immer wieder zum Ausdruck. Schon Jesus war es bewusst, dass wir zum Leben mehr brauchen als nur Wasser und Brot, nämlich die Zuneigung anderer und die süßen Stunden des Lebens, die helfen, auch das Schwere zu tragen.
Die Arbeiterinnen vor 100 Jahren griffen diesen Gedanken wieder auf: Zum Leben mehr gehört als nur das Arbeiten.
Ihre Pfrin Dr. Irene Dannemann
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde
Bad Vilbel-Heilsberg