In einer Sondersitzung des Stadtparlaments wurde Josef Maetz (CDU) zum Ehrenstadtverordneten ernannt. In den Lobreden wurde viel von den Tricks und Talenten verraten, die in den 41 Jahren seiner ehrenamtlichen Zeit im Parlament die Stadt prägten.
Bad Vilbel. Als „großen Bürger und außergewöhnlichen Parlamentarier“ würdigte Maetz’ Amtsnachfolger Herbert Anders (CDU) dessen Wirken über 41 Jahre als Mitglied im Stadtparlament und 30 Jahre im Fraktionsvorsitz der CDU, das sei einmalig in Hessen. Zumal in einer Zeit, da das Engagement für Ehrenämter oft nur mitleidigen Spott erzeuge. Es brauche wenig Mut, für oder gegen etwas aufzurufen, statt als ehrenamtlicher Mandatsträger für Entscheidungen den Kopf hinzuhalten.
Diese Fähigkeit lobte Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) in seiner Rede mit Rückgriffen auf naturwissenschaftliches Vokabular – der Geehrte ist promovierter Physiker. Bereits 1969, mit 21 Jahren, sei Maetz in die Bad Vilbeler CDU eingetreten, gründete 1970 die Junge Union. Dass ihm „durch pausenlosen Einsatz und Engagement“ der theoretisch mögliche fließende Übergang in die Senioren-Union gelinge würde, „konnten Sie zumindest damals nicht ahnen“, so Stöhr. Er lobte Maetz“ Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft. So sei er im Laufe der Jahre „in jedem Ausschuss und in jeder Kommission, der ein Stadtverordneter auch nur angehören kann“ gewesen. Kein Amt aber sei ihm so auf den Leib geschrieben gewesen, wie das des Fraktionsvorsitzenden – von 1981 bis 2011.
Der Transformator
Über 30 Jahre lang das Vertrauen der gesamten Mehrheitsfraktion zu gewinnen, nach innen und außen zu wirken, „Vorstellungen und Anliegen der Hauptamtlichen zu ertragen und noch viel wichtiger mitzutragen, ist schon eine Herkulesaufgabe, lobte Bürgermeister Stöhr.
Dafür habe sich der Physiker Maetz pragmatisch qualifiziert, als „Leuchtdiode“ habe er freundlich, aber unmissverständlich auf Fehler hingewiesen um dann, als „Transformator“, gleich wieder „zupackend in die Phase der Problemlösung zu gehen“. Auch habe Maetz als Lautsprecher für die Stimmung in der Fraktion gewirkt, manchmal nicht mit dem Florett, sondern mit dem Säbel gekämpft, sagte Stöhr, aber er funktionierte mitunter auch als „Stummschalter“, wenn es noch zu früh gewesen sei, „Gespräche oder Verhandlungen heraus zu posaunen“. Zudem sei fraktionsübergreifend Maetz’ in Jahrzehnten angehäuftes Wissen um die kommunalpolitischen Zusammenhänge und Rahmendaten der Entwicklung Vilbels geschätzt worden.
„Da staune ich ja selber“, merkte der Geehrte in seiner launischen Dankesrede an, und nannte eine weitere Motivation: „Es hat einfach Spaß gemacht!“ Und das schon 1972, als Bad Vilbel, der Kreis und das Land noch SPD-Hochburgen waren und er „Sturm gelaufen“ sei gegen den autoritären SPDler, den von 1967 bis 1979 amtierenden Ersten Stadtrat Walter Körber.
Doch dann kam die politische Wende, die CDU erlangte die Mehrheit, Josef Maetz den stellvertretenden Fraktionsvorsitz. Bezeichnenderweise sah er damals den einzigen Tiefpunkt seiner politischen Laufbahn. „Viele Parteifreunde waren unheimlich gut im Meckern, konnten aber nichts gebacken kriegen.“