Schuldenfrei auf einen Schlag: Eine Aussicht, von der so manches Stadtoberhaupt träumt. In Bad Vilbel ist das nach Ansicht von Stadtrat Klaus Minkel (CDU) immer noch möglich. Auch nach dem Scheitern des China-Deals. Doch seine Sicht der Dinge wird ihm von der Opposition nicht abgenommen, die sieht dies eher als Taschenspieler-Trick an.
Bad Vilbel. Eine engagierte Generaldebatte entspannte sich im Stadtparlmament, das im Dortelweiler Kulturforum zum Thema Quellenpark tagte. Doch lauter wurde es nur selten. Die Abgeordneten bemühten sich, nicht zu laut zu werden, eher die Ruhe ihrer Aussagen wirken zu lassen. Das dürfte auch an Stadtverordnetenvorsteher Herbert Anders gelegen haben, der ruhig und sachlich durch die Sitzung und den durchaus emotional aufgeladenen Themenkomplex führte.
Gleich in zwei Anträgen ging es um die Brache mit allein 77000 Quadratmetern, die für Wohnflächenbebauung vorgesehen sind. So wollte die Neue Fraktion eine grundlegende Wandlung der bisher angewendeten Verkaufsstrategie. So soll der Vorrang der Gewerbevermarktung aufgehoben werden. Weiterhin soll die Wohnfläche um vier Hektar erweitert werden, auch solle auf für mittlere Einkommen bezahlbare Mietwohnungen geachtet werden.
Das Gewerbegebiet wird auf der städtischen Homepage aussagekräftig präsentiert. Für den Verkauf von Flächen solle keine Maklerprämie bezahlt werden. Und der Magistrat solle keine Projekte verfolgen, für die Gelder aus Ländern mit Kapitalrestriktionen transferiert werden müssen. Daran scheiterte letztlich das China-Geschäft. Mit nur zwei Anträgen brachte sich die SPD ins Gespräch. Die Sozialdemokraten verlangen, dass ein Generalvermarkter für das Gewerbegebiet zu beauftragen sei. Und die Vermarktung des gewerblichen Teils soll in enger Zusammenarbeit mit den Stellen geschehen, die für die Wohnflächenvermarktung zuständig sind, um Interessenkollisionen zu vermeiden.
Wichtige Einblicke
Um es gleich vorweg zu nehmen: Alle Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt. Doch die Diskussion, die entbrannte, ergab wichtige Einblicke. Denn Stadtrat Klaus Minkel konnte man ansehen, mit welchem Herzblut er das Projekt Quellenpark verfolgt. Und, dass er nicht locker lässt. Und so verblüffte er die Anwesenden mit Konkretem: Am 31. März werde dem Magistrat eine Liste präsentiert, auf der sich Namen renommierter Investoren lesen lassen, die an einer Ansiedlung im Quellenpark interessiert seien.
Am Heiligabend 1998 sei Minkel mit den ersten Verträgen in das Projekt Quellenpark eingestiegen. „Das bildet eine Verpflichtung, aus diesem Projekt auch wieder herauszukommen. Dafür habe ich auf Urlaube verzichtet“, berichtet Minkel mit seiner ihm eigenen Passion. Und: „Ich stehle mich nicht aus der Verantwortung.“ Wer – wie jüngst Manfred Kissing (Grüne) und die SPD in einer Pressekonferenz – den Rücktritt von Klaus Minkel und Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) fordere, der müsse das Profil haben, es besser machen zu können. „Das kann ich hier nicht erkennen“, betont Minkel. Er wehrte sich gegen Anschuldigungen der SPD und der Grünen, dass man den Quellenpark früher hätte vermarkten können. Die Bahnhofs-Unterführung war als Voraussetzung für eine Wohnbebauung zwingend, denn man könne sich gut vorstellen, was passiert wäre, wenn das erste Kind über die Zuggleise gerannt und verunglückt wäre. Danach seien die Chinesen ins Boot gestiegen. Und da wäre es nicht möglich gewesen, zeitgleich noch mit anderen potentiellen Investoren zu verhandeln.
Ein Generalvermarkter mache keinen Sinn, da man die Grundstücke auch ohne Hilfe „zwei- bis dreimal“ verkaufen könne. Durch den geplatzten China-Deal und dadurch entstandene Verzögerungen seien im Quellenpark auch positive Nebeneffekte eingetreten. Der steigende Grundstückspreis lasse jetzt Geschäfte zu, die deutlich besser für die Stadt seien, als dies zuvor der Fall gewesen wärei.
Besser als Frankfurt
Auch ein Versagen beim China-Deal wies Minkel von sich: „Insgesamt 90 Millionen Euro aus China plus 30 Millionen von Segmüller würden die Stadt auf einen Schlag schuldenfrei machen. Das ist doch den Aufwand wert.“ Auch wenn das Geschäft mit China letztendlich gescheitert sei, was aber nicht an den Vilbeler Beteiligten gelegen habe.
Minkel brachte Erfolge und Verdienste beim Wohngebiet Dortelweil-West ins Spiel. Im Vergleich mit dem Riedberg in Frankfurt habe man nicht nur schneller und effektiver gebaut, sondern auch ganz im Gegensatz zur Main-Metropole – ordentlichen Gewinn gemacht. Frankfurt habe sich dazu Partner ins Boot geholt. „In Dortelweil haben wir den weitaus größten Teil selbst gebaut und vermarktet.“
Zum Abschluss wurde Stadtrat Minkel noch mutiger: „Wir haben einen großen Schatz in der Hand. Ich setze alles daran, dass es ein großer Erfolg wird. Ich bin bereit Wetten abzuschließen, dass der Quellenpark ein Erfolg wird“ Auch wenn Manfred Kissing angesichts dieser Leistungsbilanz einräumen musste, dass Minkel „der wichtigste Spieler auf dem Platz Bad Vilbel“, sei war die Opposition dennoch nicht überzeugt, ob die Chance auf besseren Verkauf von Minkel von einer „Niederlage in einen Sieg“ umgewandelt werden könne.