Kurz nach seiner Besichtigung der Badewelt in Sinsheim kam der Arbeitskreis Kombibad noch einmal zusammen. Dabei wurden den Kommunalpolitikern und Vertretern von Vereinen und Schulen die Vorschläge der vier Investoren vorgestellt und ein erstes Fazit gezogen.
Bad Vilbel. „Wir müssen uns die drei Buchstaben „Bad“ sichern!“, betonte Klaus Minkel mit aller Eindringlichkeit. „Ansonsten können wir uns gleich Karben nennen, aber nicht mehr Bad Vilbel.“ Mit dieser Forderung traf Minkel bei der Sitzung des Arbeitskreises ins Schwarze. Die Fahrt nach Sinsheim, bei der die Mitglieder des Arbeitskreises sehen konnten, was der Investor Josef Wund in Bad Vilbel plant, scheint gefruchtet zu haben. Bis auf wenige kritische Stimmen bahnt sich ein breiter Konses an: Ein solches Bad täte der Quellenstadt gut.
Neben dem Vorschlag von Wund stellte Klaus Rotter von den Bad Vilbeler Stadtwerken den Arbeitskreis-Mitgliedern nun noch die drei anderen Vorschläge vor. Jedes einzelne Angebot wurde Schritt für Schritt erläutert und auch bewertet: Der erste Vorschlag eines Bieters wurde als „nicht zu empfehlen“ und sogar riskant in der Finanzierung abgehakt. Bei dem zweiten bestehe „keine Wirtschaftlichkeit“, und der dritte Vorschlag sei sogar „sehr unwirtschaftlich“. Der Vorschlag Wunds hingegen verspreche eine „gute Wirtschaftlichkeit“, vor allem aber sei mit den vier bereits gebauten Bädern die Tragfähigkeit seiner Planungen und Investitionen erwiesen – wie man ja in Sinsheim sehen könne.
Neben der kritisierten Unwirtschaftlichkeit mangele es bei den ersten beiden Vorschlägen vor allem an Platz, betonte Rotter während seiner Powerpoint-Präsentation. Die Bäder seien kleinräumig und nicht sonnenlichtdurchflutet, ganz anders als bei Wunds Vorschlag, bei dem ausladende Glasflächen eine große Rolle spielen. In diese kleinen Bäder, die noch dazu architektonisch nicht gerade ansprechend seien, die von den jeweiligen Investoren angegebene Besucheranzahl unterzubekommen, halte man für unrealistisch.
Mosaik aufgreifen
Wund habe außerdem als einziger den römischen Bezug in sein Konzept eingebaut: So soll in der Saunalandschaft das Bad Vilbeler Mosaik aufgegriffen werden und ein Becken entstehen, dass die erfrischende Wirkung des Vilbeler Wassers für sich nutzt. Bei den anderen Vorschlägen sei dieser Aspekt völlig unter den Tisch gefallen. Dem Hinweis von Teilnehmern der Besichtigungs-Fahrt, das Sozialbad der Sinsheimer Thermen stelle im Vergleich zur restlichen Gestaltung einen Abstieg da, stimmte Minkel zu. „Allerdings“, so mahnte er, „dürfen Sie das Sozialbad in Sinsheim nicht mit den Planungen für Bad Vilbel vergleichen.“ Die Pläne für das Bad Vilbeler Bad ließen mehr Platz für das Sozialbad, außerdem sei es optisch weitaus ansprechender geplant. „Es wird eine größere Verglasung nach Süd-Westen hin geben, außerdem hat es hier ganz andere Platzmöglichkeiten. Es fällt großzügiger aus.“
Der Spaß- und Rutschenbereich, der sogenannte „Galaxy-Bereich“, sei gegebenenfalls auch nachrüstbar, müsse also nicht sofort gebaut werden. Alles in allem, bilanzierte Minkel weiter, müsse man zu dem Ergebnis kommen, dass die anderen Vorschläge architektonisch auch „ganz nett“ seien – „die Stadtwerke sie aber nicht finanzieren können, das ist völlig unmöglich. Aus die Maus!“
Jedoch sind nicht alle Beteiligten komplett von dem Wund’schen Konzept überzeugt. Hajo Prassel, Behindertenbeauftragter der Stadt, äußerte sich nach dem Besuch in Sinsheim kritisch zur Barrierefreiheit: „Mein Fokus war in Sinsheim auf die Barrierefreiheit gerichtet. Da bin ich einigermaßen enttäuscht, denn selbstständig komme ich im Sinsheimer Bad nicht überall hin. Da müssen wir in Bad Vilbel nachlegen, wenn wir mit diesem Investor bauen.Da sind wir in Bad Vilbel bisher besser als Sinsheim.“ Auch Martin Lenk, Abteilungsleiter Schwimmen des TV Bad Vilbel, zeigte sich unentschlossen. „Ich fand den dritten Vorschlag auch in Ordnung“, meinte er. „Für uns ist wichtig, das Schwimmen in den Vordergrund zu stellen.“ Die Frage nach dem Drei-Meter-Sprungturm sei für ihn noch nicht abschließend geklärt.
Gegen Konkurrenz
Tobias Utter, Bad Vilbels CDU-Vorsitzender, zeigte sich überzeugt von Wunds Konzept: „Mich hat die Professionalität in Sinsheim beeindruckt. Die Palmen schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Das könnte auch etwas für Bad Vilbel sein. Auch die Kombination von Familien- und Erholungsbad kann funktionieren. Das Sinsheimer Sportbad war mir auch nicht zu nüchtern, sondern zweckmäßig für Schulen und Vereine. Sicher kann man aber darüber reden, wie dieser Bereich in Bad Vilbel aussehen soll.“ Irene Utter, Fraktionsvorsitzende der CDU, schloss sich seinem positiven Fazit an: „Mich hat in Sinsheim beeindruckt, dass es dort trotz der vielen Besucher überhaupt nicht laut war. Und das zu öffnende Glasdach fand ich toll! Das sollte Bad Vilbel auch bekommen.“
Christopher Mallmann von der „Neuen Fraktion“ (Grüne) zog ebenfalls ein überwiegend positives Fazit: „Es war super, dass der Besichtigungstermin in Sinsheim stattgefunden hat! Das hilft uns bei der Entscheidung. Es wird Kompromisse geben müssen und es werden sich nicht alle wiederfinden. 1500 Autos am Tag, die bis zu 200 Kilometer als Anfahrt haben, sind für einen Grünen natürlich schwer zu schlucken. Aber ich würde es akzeptieren, um das Projekt insgesamt nicht zu gefährden. Und die hohen Investitionen der Stadt mit rund 33 Millionen Euro liegen mir momentan auch noch schwer im Magen. Aber wenn der Rest stimmt, könnte ich auch das mittragen. Wichtig ist, dass für den Sportbadbereich auch im Außenbereich ein gutes Angebot geschaffen wird – 50-Meter-Bahnen wären für die Vereine wichtig.“
Udo Landgrebe, SPD-Stadtrat: „Das Sinsheimer Konzept geht grundsätzlich in die richtige Richtung. Wir brauchen aber ein beheizbares 50-Meter-Außenbecken. Aber Herr Stöhr und Herr Minkel haben ja schon angedeutet, dass das machbar wäre.“
Doch auch die infrastrukturellen Aspekte der Planungen beschäftigten den Arbeitskreis. Müsste Bad Vilbel beim Bau für Folgekosten im Bereich Infrastruktur tief in die Tasche greifen? „Mit der Kreisellösung, die jetzt angegangen wird, kommt man sehr elegant in den Schul- und Schwimmbereich hinein“, erklärte Minkel. Bei der Zufahrt zum Bad müsse allerdings ein Höhenunterschied von mehreren Metern ausgeglichen werden, gab er zu. „Mit den Bädern der Vorschläge eins, zwei und drei würden wir untergehen gegen die vorhandene Konkurrenz in der Region“, so Minkel. Mit Wunds Vorschlag würde in Bad Vilbel das Bad Nr. 1 der Rhein-Main-Region gebaut.
Die Betriebskommission der Stadtwerke hat bei der Realisierung des Kombibad-Projektes ein gewichtiges Wort mitzureden. Sie tagte am Mittwoch, 12. Februar, in nichtöffentlicher Sitzung und nach Redaktionsschluss. Fällt ihr Votum positiv aus, hat die Stadtverordnetenversammlung das letzte Wort. Die Zuschlagsfrist läuft Ende April aus. Bis dahin muss das Parlament zu einer Entscheidung gelangt sein. (sam)