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Lachen ist gesund!

„Was macht ihr Arzt eigentlich beruflich?“ ist der provokante Titel des 247-seitigen biographischen Taschenbuchs von Andrea Dziemba (48) aus Karben. Darin berichtet sie nicht nur von eigenen Erlebnissen und ihrer Kindheit als Arztenkelin. Sie gibt auch Tipps, wie man sich bei „Kunstfehlern tageslichtscheuer Fleischkäsekontrolleure“ wehren kann.

Karben. „Lachen ist die beste Medizin“, findet Andrea Dziemba. Deshalb berichtet sie in ihrem autobiographischen Werk über den Lungenkollaps, den sie erlitt, heute mit einem Augenzwinkern. „Dieses Erlebnis 2006 gab den Ausschlag für mich, ein Buch zu schreiben“, sagt die Rendelerin.

Wegen einer Verspannung in der Schulter hatte sie damals einen Arzt aufgesucht. Dieser wollte ihre Schmerzen anhand einer Spritze lindern und perforierte dabei ihre Lunge. „Das habe ich natürlich nicht sofort gemerkt“, erzählt sie. Sie wusste aber damals, dass etwas nicht stimmte.

Ganze zehn Tage musste sie schließlich ins Krankenhaus, bis das „Löchlein“ in der Lunge wieder einigermaßen verheilt war. Zwischendurch drohte der Lungenkollaps – in der Fachsprache Pneumothorax. Sie hatte Glück im Unglück, konnte einen Eingriff abwenden, wahrte stattdessen äußerste Ruhe.

„Mein Grundvertrauen war damals zerbrochen. Ich war so verunsichert“, berichtet sie von der Zeit nach der Entlassung aus der Klinik. Als selbstständige Werbetexterin wusste sie nicht, was sie wann und wie viel tun durfte, hatte Angst davor, sich zu überlasten, und vor den Konsequenzen. „Das lag sicherlich auch in meiner Kindheit begründet“, erklärt sie mit einem Lächeln ihren Hang zur Dramatik.

Als Enkelin eines Arztes – der Großvater Neurologe, Allgemeinmediziner und Psychiater – hatte sie eine Kindheit ohne Krankheiten. „Bei uns hieß es immer: ,Krück’ nicht rum“, erzählt Dziemda. „Wenn mein Bruder oder ich mal etwas hatten, wollte mein Vater nach dem Arbeitstag nicht auch noch abends mit Beschwerden zu tun haben.“ Der erste Teil des von ihr gerade veröffentlichten Buches handelt von Erinnerungen aus dieser Zeit – zum Schmunzeln. Weitere Kapitel bergen Gegebenheiten, die so oder ähnlich auch anderen Menschen schon wiederfahren sind. Immer bringt die Werbetexterin die Situationen und ihre Komik auf den Punkt, teils mit scharfer Zunge, nie unversöhnlich.

Hao Ruck!

„Jetzt wird’s ernst: Qualen nach Zahlen“, titelt der zweite Teil des Buches, der ab Seite 105 zwölf herb-heitere Geschichten über das Unheil beim Heilen parat hält. „Als ich damals öfters meine Geschichte mit der Arzt-Panne erzählte, wurde ich oft nach ein paar Sätzen unterbrochen: ’Ach, das ist doch noch gar nix, du wirst nicht glauben, was mir passiert ist’, kriegte ich dann zu hören“, berichtet Dziemba. Sie hörte zu, fragte nach und erzählt über Pannen in Ärztezimmern in Kapiteln wie „Hao Ruck: Der Renker, dem die Frauen vertrauen“ oder „Au Backe: Erst probieren, dann studieren.“ Geschriebenes erklärt die Wahl des Titels “… Hurra, wir leben noch“, ist unterdessen die Devise, mit der Dziemba humoristisch mit der Thematik umgeht.

Praktische Hinweise

Davon zeugen auch die Witze, die zwischen den zwölf Anekdoten zum Lachen einladen. Etwa: Arzt 1: „Mist, der Patient, den ich gerade behandelt habe, ist am Ausgang gestorben. Was mach ich denn jetzt?“ Arzt 2: „Dreh die Leiche um, dann sieht es so aus, als wäre er beim Reinkommen tot umgefallen.“

Dziemba bekennt sich zur Ironie: „Im Zweifel darüber lachen“, ist das Lebensmotto der Karbenerin, die gebürtig aus Bad Nauheim stammt. Das kann sie rückblickend auch einigermaßen. Sie erhielt gute Unterstützung darin, für die „Panne“, die ihr Leben auf den Kopf stellte, entschädigt zu werden.

„Auch das ist mir ein großes Anliegen“, sagt die 48-Jährige ernst. „Man kann sich Hilfe holen und zu seinem Recht kommen“, versichert sie und hat dem zwei kurze Übersicht-Kapitel im Buch diesem Thema gewidmet: „Qualen nach Zahlen“ verrät etwa, dass es jährlich mehr Kunstfehleroperationen in Deutschland gebe als Verkehrstote. In „Beispiele für Schmerzensgeldzahlungen“ weist sie auf die Unterstützung durch bundesweite Beratungsstellen hin.

Die selbstständige Werbetexterin Andrea Dziemba (48) aus Rendel hat ihr nicht ausschließlich biographisches Taschenbuch über Books on Demand (BoD) veröffentlicht: „Was macht ihr Arzt eigentlich beruflich?“ Das Werk umfasst 247 Seiten. Es kann im Buchhandel bestellt werden, per ISBN 9 7837 3225 0998.