Rüdiger Wiechers spricht einen Satz mit vier großen W: „Wir brauchen Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen“. Das kommt dem 70-jährigen Christdemokraten, der ehrenamtlich als Bad Vilbeler Stadtrat und Wirtschaftsförderer im Einsatz ist, leicht über die Lippen.
Bad Vilbel. Es gibt zum einen den großen Siedlungsdruck im Rhein-Main-Gebiet, das Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) als „Metropolregion mit 150 000 notwendigen zusätzlichen Wohnungen“ apostrophiert, der Bad Vilbel viele neue Einwohner bescheren könnte. Zum anderen hilft nach dem geplatzten Deal mit dem chinesischen Investor Lu die Publizität, die der für eine teilweise Wohnbebauung in Frage kommende Quellenpark nun genießt – weit über die Stadt der Quellen hinaus. „Das können 1000 Wohnungen werden – und damit vielleicht 4000 bis 5000 zusätzliche Einwohner“, betont Wiechers.
Motto: „Think big“.
Für den gebürtigen Münsteraner, der in Massenheim wohnt, gilt erkennbar das Motto: „Think big“. Groß zu denken ist beim Blick auf den Bebauungsplan Quellenpark für das Gebiet der ehemaligen Krebsschere, den der Stadtrat zur Verdeutlichung auf einem Tisch auseinanderfaltet, schon Zwang. Eine halbe Million Quadratmeter umfasst er insgesamt, die Fläche harrt einer zukunftsfähigen Gestaltung. Zwölf Hektar davon sollen Wohnbebauung werden, der Rest für Gewerbeansiedlung und Mischgebiet zur Verfügung stehen.
Das nutzbare gesamte Areal, das im Süden von der Homburger Straße, im Norden von freiem Feld in Richtung Dortelweil-West, östlich von der Bahnlinie und im Westen von der Bundesstraße 3 begrenzt wird, ist ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt, sagt Wiechers. Mitten durch den Quellenpark soll – passend zum Namen – ein parkähnlicher Streifen verlaufen, der das Wohnen vom Gewerbe trennt. So steht es im Bebauungsplan.
Das nicht zustande gekommene Geschäft mit den Asiaten habe über die umfangreichen Medienberichte „zu einem Marketing-Incentive geführt“, sagt der Stadtrat mit einem Lächeln. Quasi eine Steilvorlage für seine Ideen einer Nutzung. Die Konsequenz daraus: Täglich erreichen die Stadt Bad Vilbel zahlreiche Anfragen telefonisch wie per E-Mail aus der ganzen Republik. „Das reicht von Investoren aus Hamburg bis zu Privatleuten, die sich ein Häuschen hinstellen möchten, und neugierig sind, was dort passieren wird“, freut sich Wiechers. Wohnen im Quellenpark – „städtebaulich ausgewogen“ müsse die Lösung sein, „das muss zu Bad Vilbel passen“, so Wiechers. Und was passt?
Plädoyer für Vielfalt
Eine Bebauung mit unterschiedlichen Gebäudeformen, lautet die Antwort. Wiechers konkretisiert auf Nachfrage, längs der Bahnlinie etwa könne er sich drei- bis viergeschossige Wohnbauten vorstellen mit einem leichtem Zugang zu den Angeboten des Öffentlichen Personennahverkehrs. Freilich geschützt durch entsprechenden Lärmschutz, der auch den geplanten Bahnausbau auf vier Spuren ins Auge fasst. In anderen Bereichen sieht Wiechers etwa Reihenhäuser. Und auch Stadtvillen. Was er nach seiner Interpretation mit Eigentumsanlagen meint, „kubische Bauten, in denen etwa sechs Parteien wohnen könnten“. Im Kopf des Stadtentwicklers leben bereits Familien ihr Glück in Eigentum oder Miete; auch die Singles sind ins Visier genommen.
Um die Nachfrage nach Wohnraum im Quellenpark macht sich Wiechers angesichts des Bedarfes in der Region keinerlei Sorgen. Denn neben attraktiven Arbeitsplätzen suchen Fachkräfte auch ein attraktives und geeignetes Wohnraumangebot.“ Müllers Forderung an die Kommunen im Frankfurter Umland: „Die Region muss den Wohnimmobilienmarkt entlasten!“ Nun sollen Pflöcke im Quellenpark eingeschlagen werden. Noch im ersten Halbjahr 2014 starte eine nationale Ausschreibung für das Gebiet. „Wir rechnen damit, bei der Veräußerung der Grundstücke in mehreren Verkaufsabschnitten ordentliche Preise erzielen zu können – insgesamt denke ich an einen zweistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr.“ Da liegt Stadtrat Wiechers mit Rathauschef Thomas Stöhr (CDU) ganz auf einer Linie.
Investoreninteresse
In der Stadt dürften viele auf die Ausschreibung gespannt sein. Das wird auch aus den Worten des Vorstandsvorsitzenden der Genossenschaft für Bauen und Wohnen, Thomas Scherzinger (47), deutlich. Die Genossenschaft habe durchaus Interesse am Quellenpark – „freilich in kleinem Umfang“. Was das heißen will? „Etwa ein Gebäude mit zwölf Wohneinheiten für den eigenen Wohnungsbestand zum Vermieten.“ Die Genossenschaft hat aktuell 670 Mietwohnungen im Bestand, verwaltet ferner einen Pool von 200 Eigentumswohnungen.
Der Magistrat werde, erklärt Wiechers, „federführend und professionell“ für die Vermarktung des Quellenparks Sorge tragen. Damit würde sich ein Wunsch aus der Politik erfüllen, die gleich nach der Nachricht vom Nichtzustandekommen der chinesischen Investition für ein Handelszentrum sowie Wohnungsbau die Parole ausgegeben hat: jetzt das Gelände professionell vermarkten und Wohnungen bauen. (zlp/rm)