Sie alle sind Arzthelferinnen, Krankenschwestern oder Rettungssanitäter – Stress gehört für sie zum Berufsalltag. Doch wenn sie ehrenamtlich bei der Blutspende helfen, kann es auch nach Feierabend schon mal hektisch werden.
Schöneck. Draußen vor der Tür lodert ein knisterndes Holzfeuer, das die Menschen begrüßt, die an diesem Tag in den Pfarrgemeindesaal kommen. Beim Öffnen der Tür steigt ihnen der deftige Duft aus der Küche in die Nase: Frikadellen und Zwiebelsoße. Das herzhafte Gericht ist als Imbiss gedacht für alle, die heute hier ihr Blut spenden wollen. Doch bevor die Besucher zur Ader gelassen werden, gilt es, bei Hilde Wettig einen Fragebogen auszufüllen. Sie ist ein echtes Urgestein in der Büdesheimer Truppe des Roten Kreuzes, denn sie war Mitbegründerin des Vereins. Seit 1975 empfängt sie die Spender mit einem freundlichen Lächeln, so auch an diesem Tag im Dezember.
Gelassen und humorvoll wirken eigentlich alle Damen und Herren vom Roten Kreuz in Büdesheim in ihren roten Jacken. Und doch, geht man weiter in den Spendenraum, ist dort eine leicht angespannte Stimmung zu spüren.
Lange Warteschlange
Die so genannten Punktionskräfte des Blutspendedienstes wirken geschäftig und konzentriert. Es bleibt kaum Zeit, mit den Spendern ein Wort zu sprechen. Und damit nicht genug, die Reihe der Wartenden wird schnell immer länger.
Die Arzthelferin Concetta Kraut ist seit neun Jahren beim Blutspendedienst angestellt und ist nicht nur professionell ausgebildet, sondern auch sehr erfahren: An fünf bis sechs Tagen in der Woche nimmt sie 180 bis 200 mal Blut ab. Anstrengend findet sie ihre Arbeit dennoch nicht, sagt sie – und eilt zum nächsten Spender. Es sind entweder Arzthelferinnen, Krankenschwestern oder Rettungssanitäter, die bei den Patienten „Vampir“ spielen. „Ihr Auftrag ist es, Kontakt herzustellen und Vertrauen aufzubauen“, erklärt Christine Winkler vom DRK.
Ausgesprochen heiter geht es hingegen in der Teeküche bei Ingeborg Böhm zu. Die 79-Jährige bewirtet die Spender souverän seit über 30 Jahren mit Kaffee und Essen. Nun, kurz vor Weihnachten, duftet auch noch ein alkoholfreier Punsch aus ihrer Küche.
Stolzer Dauerspender
Einer, der an diesem Tag zum 117. Mal zum Spenden kommt, ist Paul Ulrich Lehnhard. Stolz zeigt er seine silberne Uhr mit einem roten Kreuz: „Die habe ich bekommen, als ich zum 100. Mal gespendet habe.“ Generell sind viele Wiederholer hier zu finden. Claudia Saiß war schon 17 mal hier, Maria Söhngen und ihre Begleiterin Goede-Nachtrab sind zum sechsten Mal dabei.
Matthias Gerner vom FC Büdesheim liegt ebenfalls auf der Spenderliege: „Irgendwann trifft es jeden, dass er mal Blut braucht“, sagt er und freut sich, dass er anderen damit helfen kann.
Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) hat schon 30-mal Blut gespendet, auch dieses Mal möchte sie spenden. Doch nach dem Ausfüllen des Fragebogens kann der Arzt keine Erlaubnis geben. Eine antibiotische Vorbehandlung gestattet es nicht.
Rück nutzt die Gelegenheit dennoch, um sich beim aktiven DRK-Ortsverein zu bedanken. Sie kennt die Wichtigkeit von Spenderblut, bekam selbst welches bei der Geburt ihrer Tochter. An diesem Tag kommen 69 Spender, und die örtliche DRK-Leiterin Virginie Hinkel ist mit der Arbeit ihres Teams sehr zufrieden. (ure)