Die Bauhöfe in Karben und Bad Vilbel werden vorerst nicht fusionieren. Doch nicht, weil eine Kommune besser aufgestellt sei, als die andere. Es gebe in Bad Vilbel mehr Aufgaben und bessere Ausstattung. Karbens Bürger- meister Guido Rahn (CDU) räumte im Gegenzug Nachbesserungsbedarf bei Personal und Technik ein: „Wir gehen auf dem Zahnfleisch.“
Bad Vilbel/Karben. „Was ein Einzelner verbreitet hat, wird uns nicht daran hindern, das nachbarschaftliche Miteinander zu pflegen“, sagte Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) zum Beginn des Gesprächs mit Vertretern der beiden Kommunen und Bauhöfe. Gemeint hatte er den ehrenamtlichen Karbener Stadtrat Michael Ottens (FW), der noch vor dem Parlament an die Öffentlichkeit ging mit einer Studie zu Chancen der interkommunalen Zusammenarbeit der beiden Bauhöfe. Diese hatten die Stadtparlamente im Dezember 2012 bestellt.
Wenn der Eindruck aufkomme, „wir sparen, die haben zu viele Leute – das sorgt nicht für Freude“, betonte Bürgermeister Guido Rahn. Dabei könne man die beiden Bauhöfe kaum vergleichen, denn in Bad Vilbel hätten sie noch zusätzliche Aufgaben wie Straßen- und Kanalreinigung sowie Müllabfuhr. Es werde drei bis fünf Jahre dauern, bis ein Zusammengehen Sinn mache, so Rahn.
Rein theoretisch
In der 40000 Euro teuren Untersuchung, die die Mannheimer Beratungsgesellschaft Teamwerk von Februar bis Juni 2013 durchführte, kam heraus, dass derzeit ein Einsparpotential von maximal fünf bis acht Prozent zu erwarten seien. Als Richtgröße für Interkommunale Zusammenarbeit gelten 15 und mehr Prozent. Doch auch das jetzt genannte Einsparvolumen von 500000 bis 960000 Euro beruhe auf reinen betriebswirtschschaftlichen Modellrechnungen, merkte der Bad Vilbeler Bauamtsleiter Erik Schächer an. Konkrete Analysen von Arbeitsabläufen waren nicht Teil des Auftrags. Zudem müsse bei den Einsparungen der Aufwand einer Umstrukturierung hinzugerechnet werden – etwa ein Ausbau des Vilbeler Bauhofs als zentraler Standort und Tarifanpassungen.
Die Betriebswissenschaftler hätten zunächst nur nach der Größe geschaut. Doch das Modell lasse sich schlecht auf die Grünpflege übertragen, wo nicht nur die Fläche, sondern auch Bepflanzung oder Bäume zu berücksichtigen seien. So habe Karben trotz seiner sieben Ortsteile nur 39 Hektar Grünfläche zu pflegen, Bad Vilbel aber 98 Hektar, ergänzte Rahn. Nicht die Ackerfläche zähle, sondern städtische Areale, wie der Bad Vilbeler Kurpark.
Modellprojekt Blitzer
Sehr unterschiedlich ist auch die Personalstruktur: 19 Beschäftigte in Karben, 90,5 in Bad Vilbel – davon aber 40 in Bereichen, deren Aufgaben Karben fremdvergibt. Doch es sei in den vergangenen Jahren kaum noch investiert worden, räumt Rahn ein: „Wir haben alte Maschinen und zu wenig Personal.“ Das zeige Spuren im Stadtbild, das gepflegter sein könne. Und es schlägt sich in der Bestandsaufnahme nieder. So seien im Bad Vilbeler Fuhrpark ein Drittel der Fahrzeuge älter als zehn Jahre, in Karben aber 73 Prozent.
Als Modell sehen Frank und Rahn den gemeinsamen Ordnungsamtsbezirk, wo die Ordnungspolizeien mit neu angeschaffter Technik gemeinsam gegen Temposünder vorgehen. Nun geht die Studie nur als Mitteilung ans Parlament.