Mit Kooperationen untereinander sparen Kommunen oft Geld. Die Bauhöfe von Karben und Bad Vilbel liegen räumlich nahe beinander. Sie zu fusionieren, scheint nahezuliegen. Seit zwei Jahren prüfen die Städte – und legen das Vorhaben nun auf Eis.
Karben/Bad Vilbel. Wenn in Bad Vilbel oder Karben einen Raser geblitzt wird, sitzen oft Stadtpolizisten beider Städte im Überwachungswagen. Wenn im Standesamt einmal das Personal knapp ist, können die Kollegen der Nachbarstadt schnell aushelfen. Und der Suchtberater ist schon seit vielen Jahren für beide Städte tätig.
Kommunale Kooperationen sind für Karben und Bad Vilbel nichts Neues. Warum nicht auch beim Bauhof? Teuer sind hier die Geräte in der Anschaffung, sie könnten auch besser ausgelastet sein. Und die größere Truppe wäre noch schlagkräftiger, zum Beispiel beim Winterdienst.
Dieser Logik folgend hatte der für den Karbener Bauhof zuständige Stadtwerke-Stadtrat Michael Ottens (FW) vor mehr als zwei Jahren Gespräche mit der größeren Nachbarstadt über eine Fusion angestoßen. Ein Gutachter sollte klären, ob ein gemeinsamer Bauhof Sinn macht. Sein Ergebnis: Er empfiehlt, die Fusion sein zu lassen.
„Die Synergie-Effekte auf Karbener Seite brächten nur acht bis zehn Prozent Einsparungen“, erklärt Stadtrat Ottens. 15 Prozent seien aber nötig, damit das Land die Fusion überhaupt fördere. „Deshalb haben wir das erstmal auf Eis gelegt“, erklärt Ottens nun. „Die Fusion macht nur Sinn, wenn die Bürger etwas davon haben“, stimmt Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) zu.
Geringe Einsparung
Die Einsparungen fallen so gering aus, weil die Bauhöfe sehr verschieden sind. So attestiert der Gutachter dem Karbener Bauhof, schlank und sparsam aufgestellt zu sein. Das sehe in Bad Vilbel anders aus: von einem „virtuellen Bauhof“ spricht der Gutachter dort. Wo in Karben eine einzige Führung mit Kristina Quenzel als Chefin existiere, sind Vilbels Bauhoftätigkeiten auf vier Fachdienste verteilt – mit vier Chefs.
Auch die personelle Ausstattung scheint in einem Missverhältnis zu stehen: 20 Mitarbeiter sind es in Karben, 80 in Bad Vilbel – obwohl die südliche Stadt „nur“ 50 Prozent mehr Einwohner hat. Wobei: Zu Bad Vilbels Bauhof gehört die Müllabfuhr, die in Karben vom Wetteraukreis erledigt wird.
Andererseits, erinnert Michael Ottens, habe Karben mehr Stadtteile und die Mitarbeiter müssten ein größeres Gemarkungsgebiet pflegen. Vilbels Bürgermeister hält dagegen: „Einen Kurpark mit der ganzen Pflege – so etwas hat Karben nicht.“ Auch gebe es dort keine lange Einkaufsstraße mit intensiven Reinigungsintervallen wie die Frankfurter Straße, so Stöhr. „Das zeigt, dass man nicht alles zu 100 Prozent vergleichen kann.“
Trotzdem: An Vilbels Bauhof-Strukturen lässt das Gutachten kaum ein gutes Haar – besonders im Vergleich zu jenen in Karben. Die hat Ottens in den vergangenen Jahren auf schlank getrimmt, was nicht ohne Knirschen beim Personal abging. Weshalb der Stadtrat Verständnis für das langsamere Vorgehen in Bad Vilbel hat: „Zum Beispiel muss man beim Wegfall von Leitungsstellen auch an das Menschliche denken“, erinnert Michael Ottens. Doch regt das Gutachten an, dass die Bad Vilbeler überlegen sollten, ob ihr Bauhof ideal aufgestellt sei.
Ottens: Kein Risiko
Seine Effizienz sei allein deshalb kaum zu überprüfen, weil die Stadt nicht einmal eine Übersicht habe, was er alles erledigt und was welche Arbeiten kosten. Diese Hausaufgaben haben die Karbener dagegen bereits erledigt. „An der Kostenleistungsrechnung sind wir dran“, sagt Bürgermeister Stöhr. Beständig laufe der Prozess „zu verbessern und zu optimieren“.
Die Hinweise des Gutachters sollten deshalb einfließen, erklärt Stöhr. „Wir wollen intensiv kostenbewusst arbeiten.“ Selbst wenn die Fusion aktuell keinen Sinn mache, könnten beide Städte durch den Erfahrungsaustausch voneinander lernen.
Die Bauhof-Fusion sei langfristig weiter denkbar, sagt Stöhr. „Es gibt keine Denkverbote.“ Bloß müsste „die Plattform etwas identischer sein“, mahnt Stadtrat Ottens. Will sagen: Die Bad Vilbeler sind am Zug.
Schauen sich die Karbener nun nach einem anderen Partner um? Wöllstadt und Bad Homburg lägen zwar räumlich nahe, sagt Stadtrat Ottens. Mit Bad Vilbel solle es weiter Kooperationen zum Beispiel beim gemeinsamen Nutzen von Fahrzeugen, etwa für die Kanalreinigung, geben. Mehr aber nicht, findet Ottens: „Mit dem Hinweis des Gutachters auf unsere schlanke Betriebsführung ist es fraglich, ob sich das Risiko einer Fusion überhaupt lohnt.“ (den)