Eine zentrale Sportanlage für Nidderau ist einer der Kernpunkte des städtischen Sportentwicklungsplanes. Die Vorsitzenden der fünf Fußballvereine zeigen sich zurückhaltend gegenüber einem solchen Projekt.
Nidderau. Grundlage für die Überlegung, im Bereich der beiden Ortsteile Heldenbergen und Windecken ein zentrales Sportstadion für Fußball und Leichtathletik entstehen zu lassen, war die Empfehlung im neuen städtischen Sportentwicklungsplan. Aufgestellt hatten ihn das Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) in Zusammenarbeit mit Vereinsvertretern und der Stadtverwaltung Anfang des Jahres.
In dem Entwurf heißt es, dass mit dem Bau einer derartigen Anlage Defizite, beispielsweise das Fehlen einer 400-Meter-Rundlaufbahn oder von Kunstrasenplätzen sowie das strukturelle Ungleichgewichte (Überangebot an Sportplätzen in einzelnen Ortsteilen) beseitigt und gleichzeitig ein weiterer Anstoß für das Zusammenwachsen der Stadt gelegt werden könne. Mit dem zentralen Stadion würden nicht zusätzliche Sportanlagen geschaffen werden, sondern der Bau einer zentralen, qualitativ hochwertigen Anlage. „Dies wiederum könnte einhergehen mit der Aufgabe beziehungsweise Umwandlung der Sportplatzflächen in den einzelnen Ortsteilen“, so die Empfehlung des Instituts.
Weiter zugänglich
Weiter heißt es in dem Konzept, dass parallel zu der Errichtung einer zentralen Sportstätte in jedem Ortsteil weiterhin ein offen zugängliches, altersübergreifend und multifunktional nutzbares Freizeitspielfeld zur Verfügung zu stellen sei. Da aus einigen Ortsteilen zwischenzeitlich die Befürchtungen laut wurden, dass die Stadt nach dem Bau des zentralen Stadions die übrigen Sportplätze gänzlich schließen wolle, wurde eine Sondersitzung des Sport- und Kulturausschusses anberaumt, in der die Vertreter der fünf Fußballvereine zu Worte kommen konnten.
Dabei stellte sich schnell heraus, dass eine zentrale Sportstätte nur dann befürwortet würde, wenn die Stadt an den fünf übrigen Sportplätzen in den Ortsteilen festhielte. Ohne einen eigenen Platz fürchteten die Vereine ansonsten um ihre Existenz. Beispiel ist der Vorsitzende des KSV Eichen, Ronald Raab: „Wir haben 600 Mitglieder. Ohne einen eigenen Platz wird sich unser Verein mit der Zeit auflösen. Denn für die meisten von uns ist ein Spiel in Heldenbergen schon ein Auswärtsspiel, zu dem kaum einer mitreisen wird“.
Einnahmen sinken
Auch andere fürchten um die Identifikation der Mitglieder mit ihrem Verein, wenn sie keinen eigenen Sportplatz mehr hätten. Lediglich für die Jugend räumten sie Vorteile einer zentralen Anlage ein.
Während die Vertreter von Ostheim und Erbstadt den Standpunkt ihres Eicher Sportkameraden teilten, sprachen sich Andreas Koffler (Victoria Heldenbergen) und Karl Hotz (Eintracht Sportfreunde Windecken) uneingeschränkt für die zentrale Sportstätte aus. „Die Vereine verlieren immer mehr Mitglieder, und das nicht nur aus Altersgründen. Dadurch werden die Einnahmen immer weniger, so dass das Geld kaum noch für den Unterhalt des Vereinsheims reicht“, führte Koffler für seinen Verein aus.
Ohne Hilfe der Stadt seien die Vereine schon längst nicht mehr überlebensfähig. Und da auch der Stadt das Geld langsam ausgehe, gebe es nur die sinnvolle Lösung, die wenigen Mittel auf ein Stadion zu konzentrieren. Dem schloss sich auch der Vereinsvorsitzende des Windecker Fußballvereins an: „Wir müssen in die Zukunft denken. Das Kirchturmdenken einiger Vereinsvorsitzenden sollte endlich der Vergangenheit angehören.“
Ausdrücklich unterstrichen Bürgermeister Gerhard Schultheiß und Ausschussvorsitzender Bernd Heinrich (beide SPD), dass kein Verein zu einem eventuellen Zusammenschluss genötigt werde, und dass bisher auch nie von der Stilllegung von Sportplätzen in den Ortsteilen die Rede war. „Aber im Zuge der Konsolidierung müssen wir alle den Gürtel enger schnallen. Auch die Sportvereine. Aber die Vorschläge müssen von den Vereinen kommen und nicht von der Politik“, forderte Schultheiß.