Die Stadtwerke Bad Vilbel und Viernheim haben auf dem Odenwälder Geisberg mit dem Bau von fünf Windrädern begonnen. Bis Jahresende sollen alle Anlagen betriebsbereit sein. Unterdessen gibt es Klagen aus der Nachbarkommune Mossautal. Es geht dabei auch um viel Geld, denn eines der fünf Windräder soll den Anrainern zur Kapitalbeteiligung angeboten werden.
Bad Vilbel. Die Baumfäller mit ihren Sägen sind längst abgezogen, nun steuern Spezialtransporter mit schweren Bauteilen das hügelige Terrain des zwischen Erbach und Mossautal gelegenen Geisberges an. „Das Fundament ist gelegt“, freut sich Stadtrat Klaus Minkel (CDU), der sich in der Geschäftsführung der Stadtwerke um die Projekte zur Stromerzeugung durch erneuerbare Energien kümmert. „Der Lieferant hat eine Inbetriebnahme aller Anlagen bis Ende des Jahres zugesagt“, erläutert Ralph Franke, Geschäftsführer der Stadtwerke Viernheim und Bad Vilbel.
Für die fünf Windanlagen nehmen die Stadtwerke 20 Millionen Euro in die Hand. Dafür sollen Anlagen mit einem Rotordurchmesser von 117 Metern und einer Nabenhöhe von 120 Metern gebaut werden. Der Geisberg ist 441 Meter hoch, die Anlagen werden in 400 Metern Höhe erbaut. Sie sollen entlang des Verbindungsweges Hohe Straße vertikal aufgereiht werden, so dass sie sich nicht gegenseitig Windschatten bereiten.
Vier Jahre Vorlauf
Bei West- und Südwestwind sollen sie schon ab Windgeschwindigkeiten von drei bis maximal 20 Metern pro Sekunde Strom liefern, erläuterte Vertriebsleiter Siegbert Pump vom Windanlagenhersteller Nordex bei der Vorstellung des Projekts im März dieses Jahres. Dafür gab es einen langen Vorlauf, knapp vier Jahre. Dies sei für ein Großprojekt dieser Art allerdings typisch.
Der Odenwälder Windpark soll 25 Millionen Kilowattstunden Energie jährlich erzeugen. Das reiche, um 7000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen, so Franke. Fünf Millionen Kilowattstunden sind für die Genossenschaft reserviert, je zehn Millionen schreiben sich die beiden Stadtwerke gut. Für Bad Vilbel bedeute dies eine Strommenge, die mehr als zehn Prozent ihres Absatzes entspreche, so deren kaufmännischer Leiter Rüdiger Milke. Schon jetzt bieten die Stadtwerke auch einen Tarif mit regenerativer Energie an, aber der habe erst einen Anteil von unter einem Prozent erreicht.
Protest aus Mossautal
Protest kommt indes von der Kommune Mossautal, wo das private Windparkgrundstück steht. „Wir können nach dem Bundesbaugesetz die Anlage nicht verhindern, möchten aber, dass ein Teil der Wertschöpfung im Odenwald bleibt“, fordert Günter Bardohl (ÜWG), Beigeordneter der Gemeinde Mossautal. Während es zwischen Bad Vilbel und Viernheim sowie der Nachbarkommune Erbach eine interkommunale Zusammenarbeit gebe, herrsche in Richtung Mossautal Funkstille. „Wir wollen ein Gespräch“, fordert Bardohl – nicht mit den Stadtwerken und dem Projektentwickler, sondern den beiden Kommunen selbst. Dass eine Kommune sich auf dem Terrain einer anderen betätige, verstoße zudem gegen die Gemeindeordnung.
„Die Gemeinde Mossautal hat im Rahmen des Genehmigungsverfahren ihr Einvernehmen erklärt“, reagiert Franke. Auch sei die Gemeinde seit spätestens März 2012 darüber informiert, dass die Stadtwerke das Projekt realisieren. „Kürzlich aufgekommene gegenteilige Aussagen liegen anscheinend am Ausscheiden des dortigen Bürgermeisters.“
Dabei liegen die Standpunkte nicht so weit auseinander. Die Stadtwerke haben eines der vier Windräder für private Interessenten oder Gemeinden vor Ort reserviert, erläutert Minkel. Das entspreche einer Kapitalbeteiligung von vier Millionen Euro. „Für uns kein Problem“, so Bardohl, man habe die Energiegenossenschaft Odenwald. Allerdings fordere der Projektentwickler 3P Windenergie eine Einlage bei der Energiegenossenschaft Bergstraße. Darüber würde er gerne mit Klaus Minkel sprechen, sagt der Mossautaler.