Mehr Ruhe für die Menschen in Bad Vilbel und Karben wollen die Stadtregierungen erreichen. Die Frankfurter Fluglärmkommission will nun die Wetterauer Forderungen unterstützen und bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) Druck machen. Dort aber reagiert man äußerst zurückhaltend.
Bad Vilbel/Karben. Wie zentral in der Welt Bad Vilbel und Karben gelegen sind, haben die Bewohner beider Städte in den vergangenen Wochen in Erinnerung gerufen bekommen. Wochenlang brummten die Flugzeuge aus Frankfurt über ihre Köpfe hinweg. Immer bei Ostwind ist das der Fall, wenn die Maschinen die Abflugroute „07-N lang“ nutzen. Immer bei dauerhaft langen Schönwetterperioden, sommers wie winters.
Auf die Proteste der Bürgerinitiativen (BI) gegen Fluglärm aus beiden Städten haben die Stadtregierungen reagiert: Wie die BI-Aktiven fordern auch sie, dass die abfliegenden Maschinen höher fliegen sollten, damit leiser. Auch stemmen sie sich dagegen, dass viele Maschinen frühzeitig von der Abflugroute gen Nord-Nordost abweichen und in Kurven auf ihre Flugrouten Richtung Großbritannien und den Nordatlantik abdrehen – über die Städte hinweg.
„Wir werden gehört“
Die Forderungen Bad Vilbels und Karbens erhalten nun Lob von der Frankfurter Fluglärmkommission: „Für den Einsatz gegen das verfrühte Abweichen der Flugroute und die Forderung nach Erhöhung der Mindesthöhe ist den Kommunen ausdrücklich zu danken“, habe die Kommission an die Rathäuser geschrieben, erklärt Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU).
In der Kommission wollten beide Städte gerne selbst mitsprechen – weil das Gremium dann zu groß geworden wäre, lehnte es dieses Ansinnen aber ab. Nun sind beide Städte zusammen im Flughafen-Konvent, einem Beratungsgremium dabei. Jörg Frank findet, dass sich die Ergebnisse aber sehen lassen könnten: Das Lob der Kommission zeige, „dass wir gehört werden“.
Laut Fluglärmkommission werde das Problem nun an höherer Stelle behandelt: So wolle die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fluglärmkommissionen gegenüber der Flugsicherung darauf drängen, dass die Minimalhöhe fürs Abdrehen von 1800 auf 2400Meter steigen müsse.
Faktisch neue Route
Bad Vilbel und Karben wollten der Flugsicherung nicht durchgehen lassen, dass sie derart viele Flugzeuge früher abdrehen lasse. Es dürfe nicht sein, „dass durch schleichendes Abweichen von den Flugrouten durch faktisches Handeln der Fluglotsen eine neue Route eröffnet wird“, findet Frank.
Die Flugsicherung reagiert zurückhaltend auf Vorschlag und Kritik. Beim Blick zurück auf den Flugverkehr der vergangenen Wochen zeige sich, „dass keiner schon über Bad Vilbel abdreht“, sagt DFS-Sprecher Axel Raab. Vielmehr gebe es einen fest definierten Abdrehpunkt zwischen Bad Vilbel und Karben – der, das zeigten die Daten, auch zuverlässig eingehalten werde.
Hinzu komme, dass alle abfliegenden Flugzeuge über der Wetterau höher als 1800Meter flögen. Den Abdrehpunkt deshalb weiter nach Norden zu verlegen, „diese Forderung erscheint mir überflüssig“, sagt Raab. Vor einem Anheben der Abdreh-Mindesthöhe warnt der DFS-Sprecher sogar: „Dann bekämen wir Kapazitätsprobleme und die Lotsen hätten Schwierigkeiten, den Verkehr flüssig abzuwickeln“. Das Abdrehen sei bei starkem Verkehr nötig, damit Maschinen die Flugbahn für folgende, schnellere Flugzeuge freimachen könnten.
Entlastet werde die Region außerdem längst: Die Abdrehhöhe von 2400Metern sei bereits Standard bei Flügen, die in den Randstunden spätabends und frühmorgens unterwegs seien, erklärt Raab. „Das geht nur, weil dann wenig Verkehr herrscht.“ (den)