Eine wahrlich historische Entscheidung, wie Bürger- meister Gerhard Schultheiß (SPD) nachträglich den Wahl- vorgang bezeichnete, haben die Stadtverordneten gefällt: Sie stimmten mehrheitlich für den Bebauungsplan für die Neue Stadtmitte.
Nidderau. Nach einer rund dreijährigen Vorbereitungszeit stehen die Ampeln für das mehr als 30 Millionen Euro teure Projekt nun auf Grün. Durch die Genehmigung des Bebauungsplans können im Herbst die Bagger anrollen, um Baugruben auszuheben und Schneisen für Versorgungsleitungen und Straßen zu schlagen. Erst danach kommt dann der Hochbau an die Reihe.
Zwischenzeitlich aber haben die Planer noch viel Arbeit. Auch wenn einige der Anregungen und Kritikpunkte der Behörden und Anlieger mittlerweile in ursprüngliche Planungen eingeflossen sind, so steht den Planern trotzdem jetzt noch die Feinarbeit bevor.
„Historisch ist der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung deshalb, weil in den 70er-Jahren schon einmal die Bebauung des 13 Hektar großen Areals geplant war“, erklärte Schultheiß nach der Abstimmung. Damals sei die Planung dann fallen gelassen worden, weil es nach der Gebietsreform und dem Zusammenschluss von fünf Gemeinden zur Stadt Wichtigeres zu tun gab, als an eine neue Stadtmitte zu denken.
Kritik und Euphorie
Die Idee sei dann von Schultheiß erst nach der Jahrhundertwende wieder aufgegriffen worden. „Die vergangenen Jahre waren vor allem für die Verwaltung sehr arbeitsreich, denn neben großer Euphorie für das Projekt gab es auch Kritik.“
Die konzentrierte sich zum Schluss auf das Landmark-Gebäude nahe der Konrad-Adenauer-Allee. Das mehrgeschossige Gebäude soll als Blickfang aus stufenförmig aufeinander gesetzten Stockwerken dienen, in denen Büros und Arztpraxen sowie Gastronomie im Erdgeschoss geplant sind.
Änderungen möglich
„Und genau gegen diese stufenförmige Bauweise richtet sich unsere Kritik“, erklärte der CDU-Stadtverordnete Rolf Schmid, der mit drei anderen Parteifreunden gegen die Verabschiedung des Bebauungsplans gestimmt hatte. Dadurch, dass sich das Haus nach oben hin weite, würde das Erdgeschoss ständig im Dunkeln liegen mit negativen Folgen für die dort gewünschte Gastronomie.
Auch von den Grünen stimmte ein Abgeordneter mit Nein. Mehrfach hatte Ralf Grünke, der als Parteiloser der Grünen-Fraktion angehört, zuvor etwa das Fällen der Bäume, die Lärmbelastung für die Anlieger und auch das Verfahren der Bürgerbeteiligung beanstandet. Doch wie es in einer anschließend von den Grünen verteilten Mitteilung heißt, sei dies eine Einzelmeinung innerhalb der Grünen-Fraktion. Die übrigen Grünen würden dem Projekt positiv gegenüberstehen.
Doch wie Grünen-Sprecherin Tanja Seelbach betonte, würden sich die Grünen sehr um die Umsetzung des Energiekonzeptes kümmern und darauf achten, dass der Bürgermeister bei Irrungen der Fachleute bei Untersuchungen sein Versprechen, Änderungen gegenüber aufgeschlossen zu sein, halte. Etwa bei der Verkehrsplanung, wenn später einmal mehr Fahrzeuge die Neue Mitte ansteuern würden, oder wenn das Abschlagwerk an der Landwehr, das bei Starkregen das Wasser des Landwehrgrabens in die Nidderauen führen soll, nicht genug Hochwasserschutz biete. Trotz allem Wenn und Aber freute sich Schultheiß am Ende über den Mehrheitsbeschluss: „Dies ist zweifellos das spannendste Projekt in meiner Amtszeit“. (jwn)