100 000 Euro können Karben und Nidderau im Jahr sparen. Möglich wird das durch die interkommunale Zusammenarbeit. Sie erhält höchstes Lob. Vorteil für die Bürger: Sie werden nichts merken.
Karben/Nidderau. Es ist eine Lösung, bei der alle Seiten gewinnen. Vor allem die Bürger, weil ihr Steuergeld sinnvoller ausgegeben wird, und sie keine Einschränkungen hinnehmen müssen. Die Kommunen können günstiger arbeiten. Und die Arbeit der kommunalen Mitarbeiter wird nicht mehr, sie verändert sich nur.
So scheint die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Karben und Nidderau ein großer Erfolg zu werden. Die Nachbarstädte haben ihre Stadtkassen zusammengelegt.
„Sie sind damit ein Vorbild für ganz Hessen“, lobt Innenminister Boris Rhein (CDU). Vom Land gibt’s dafür 50000 Euro Zuschuss. Das Geld können die Kommunen gut gebrauchen, um ihre Mitarbeiter zu schulen und sich beraten zu lassen. Der Minister bedauert, dass noch nicht mehr Kooperationen in Kernbereichen der Verwaltungen laufen. „Da gibt es viel Kirchturmsdenken und Egoismen“, seufzt er.
Niemand verliert Job
So macht der Minister große Augen, als ihn Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) daran erinnert, dass zwischen Karben und Nidderau nicht nur eine Kreisgrenze liege, sondern die Städte auch noch von unterschiedlichen Lagern regiert werden. Das aber sei doch kein Grund, nicht zu kooperieren, findet Nidderaus Erste Stadträtin Monika Sperzel (SPD). Vor mehr als einem Jahr klopften die beiden Städte systematisch ab, in welchen Bereichen Kooperationen Sinn machen könnten.
Weil in Nidderau die Pensionierung des Kassenleiters anstand, lag diese Option auf der Hand. Auch in Karben war da gerade ein Kassenleiter in den Ruhestand gegangen. Statt die Stellen neu zu besetzen, rüsten beide Städte technisch auf. Statt mit Papier wird die Kasse nun rein via Computer geführt – ganz anders und viel schneller als früher. „Nun können die Karbener Kollegen die Nidderauer Aufgaben miterledigen“, erklärt Monika Sperzel.
100000 Euro pro Jahr werden die beiden Städte durch die Kooperation sparen – ohne dass Mitarbeiter deswegen Jobs verlieren. „Und für die Bürger ändert sich gar nichts“, sagt Sperzel. Jede Kommune habe nach wie vor vollen Zugriff auf ihre eigenen Zahlen und Zahlungen.
Nachbarn interessiert
Warum aber klappt die Zusammenarbeit ausgerechnet hier? Weil die Partner gleich groß sind „und wir uns gegenseitig nichts wegnehmen wollen“, erklärt Guido Rahn. Kleinere Kommunen fühlten sich schnell benachteiligt – und umgekehrt ebenso, verweist er auf Erfahrungen mit Bad Vilbel. Boris Rhein muss schmunzel, als er Bürgermeister Rahn und Stadträtin Sperzel einträchtig beisammen sieht. „Vielleicht ist das ja der Anfang einer Liebe.“ Was die beiden sogar bestätigen: Ab September sollen die Buchhaltungen kombiniert werden. Diese Aufgabe übernehmen die Nidderauer. Altenstadt, Schöneck und Niederdorfelden, sagt Sperzel, beobachteten die Kooperation mit Interesse. (den)