Sie ist zwar keine Mediathek. Doch Karbens Stadtbücherei glänzt mit steigenden Nutzerzahlen. Die weiter hinaufgehen dürften: Im Herbst gehen die Karbener nämlich ins Internet.
Karben. „Wir haben einen ganz anderen Ansatz“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) mit Blick auf die neue Stadtbibliothek in der Nachbarstadt Bad Vilbel. „In unserer Bücherei ist es klein, gemütlich und persönlich.“
Genau das scheint bei den Bürgern anzukommen: Um neun Prozent ist die Nutzerzahl im vergangenen Jahr in die Höhe geschossen – auf mehr als 29600 Besucher pro Jahr. Die Zahl der Neuanmeldungen liegt so hoch wie seit zehn Jahren nicht. Es sind nicht nur Karbener, die Bücher, CDs, Spiele oder Filme ausleihen, sondern auch mal Dortelweiler, sagt Stadbücherei-Leiter Holger Dannat.
Mehr junge Leser
Dabei sind gerade die Gebühren gestiegen: Statt zwölf müssen Erwachsene nun 18 Euro pro Jahr zahlen. „Aber die Zahl der Abmeldungen deswegen ist nur ein sehr kleiner Teil“, erläutert Dannat. „Im praktischen Betrieb sind die höheren Gebühren kein Hindernis, wir bringen ja auch ein Angebot.“ Zugleich haben die Stadtverordneten die Altersgrenze für Gebühren von zehn auf 18 Jahre angehoben. Alle Kinder und Jugendlichen leihen nun kostenlos aus. Das brachte der Stadtbücherei im vergangenen Jahr 319 neue Nutzer, ein Plus von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In genau diese Richtung möchte sich die Bücherei entwickeln: spezialisiert auf junge Leser und Familie. „Unsere einzige Möglichkeit“, weiß Rahn. Mit großen Büchereien wie in Frankfurt könne die Karbener nicht mithalten. Deshalb setzt sie auf Angebote für Kinder, hat beispielsweise das audiodigitale Lernsystem Tiptoi ins Programm genommen.
„Das wird sehr gut nachgefragt“, freut sich Holger Dannat. Bei Führungen erklärt er Kindergartengruppen und Schulklassen das Angebot, einige erhalten Bücherkisten. Vor allem aber ist die Bücherei in Stadtteilen präsent: Zwar nur stundenweise haben die Außenstellen in Rendel, Burg-Gräfenrode und Petterweil geöffnet. Dann aber seien die Ausleihezahlen hoch, liegen bei 100 Medien in zwei Stunden. „Das ist besonders für kleinere Kinder interessant, die dorthin laufen können, aber nicht in die Stadt fahren“, weiß der Rathauschef.
Zum Renner hat sich die noch von Dannats Vorgängerin Ursula Hauer eingeführte Samstagsöffnung im City-Center entwickelt: 265 Ausleihen binnen zwei Stunden sind dort der Schnitt, mehr als sonst oft an einem ganzen Tag unter der Woche. „Wir haben deshalb auf drei Stunden ausgeweitet“, sagt Dannat. Ganze Familien kämen samstags in die Bücherei.
Das größere Angebot lässt sich die Stadt etwas kosten: Von 136000 auf 170000 Euro hat sie den Jahresetat der Büchereien angehoben. Mehr Stunden für die Mitarbeiter sind so möglich, damit längere Öffnungszeiten. Darin enthalten sind 18000 Euro für neue Medien, so viel wie in jedem Jahr. So sollen etwa Spielekonsolen demnächst noch mehr junge Leute in die Bücherei locken – und sie animieren, gleich noch ein Buch mitzunehmen.
Katalog bald online
Außerdem verursacht der Sprung in die technische Neuzeit, den der neue Büchereichef nach zehn Monaten im Amt angeht, einmalige Kosten: Die Stadtbücherei nistet sich in diesem Jahr im Internet ein. Dannat und seine Mitarbeiterinnen bauen ein Angebot auf, mit dem die Nutzer übers Netz in den Regalen stöbern und Ausleihen verlängern können. Im Sommer soll dieser „Web-Opac“ für die Nutzer freigeschaltet werden.
Ein wenig später, im Herbst, will die Stadtbücherei auch den großen Sprung wagen: Dann möchte sie sich dem „Onleihe“-Verbund Hessen anschließen. Karbener Nutzer können dann auf 40000 Online-Medien zugreifen, beispielsweise E-Books, E-Paper und E-Videos, die elektronischen Ausgaben von Büchern, Zeitungen und Filmen.
Je 5000 Euro kostet die Stadt jeder der beiden Schritte ins Internet. Für die Teilnahme an der „Onleihe“ sind 900 Euro pro Jahr fällig. Die Nutzer sollen nichts extra zahlen. So folgt der höheren Gebühr für die Erwachsenen bald auch noch ein erheblich breiteres Angebot für alle Nutzer. (den)