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Neue Vorstandsriege – FV Bad Vilbel will Jugendbereich stärken und Mädchen-Team aufbauen

Mit einem komplett neuen Vorstand geht der FV Bad Vilbel in die Zukunft. Besonders der spielstarke Fußball-Nachwuchs liegt dem Team um Vorsitzenden Willi Eckhardt und Jugendleiter Dirk Münkel am Herzen. Doch es gibt viele Herausforderungen, von der Sponsorensuche bis hin zum Werben um mehr Zuschauer.

Bad Vilbel. „Es wird weiter Fußball gespielt“, sagt der neue Erste Vorsitzende Willi Eckhardt erleichtert – nach einer langen Phase der Ungewissheit. Bereits vor einem halben Jahr hatte der alte FV-Vorstand um Domingo Correa-Perez geschlossen seinen Rücktritt angekündigt. Etliche Leute seien angefragt worden, die Ämter zu übernehmen, hätten aber keine Zeit oder kein Interesse. „Ehrenämter sind undankbar“, seufzt Eckhardt.

Nun sollen „die Aufgaben breit auf mehrere Köpfe verteilt werden“, so Corinna Grzyb, die zweite Vorsitzende. „Es kann nicht sein, dass die Arbeit an Einem hängen bleibt.“ In vier bis sechs Wochen sollen bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die noch übrigen Positionen besetzt werden, Schriftführer und Öffentlichkeitsarbeit.

Im Fußballfieber

Eckhardt sagte schließlich zu, den Chefposten des 450 Mitglieder starken Vereins zu übernehmen, gemeinsam mit dem bisherigen Jugendleiter Dirk Münkel, mit Grzyb und mit Irene Utter als Kassiererin. Thomas Grzyb ist Spielausschussvorsitzender. „Wir sind alle dem Fußballfieber ergeben“, betont Eckhardt.

Vor allem die 230 Jungs und 60 Mädchen im Verein sehen sie als große Chance. „Mir macht es Spaß, die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, wir wollen die Kinder von der Straße holen, ihnen die Möglichkeit geben, sich sinnvoll auszutoben“, sagt Münkel. Schon mit 18 hat der 44-Jährige begonnen, beim TSG Niederdorfelden die F-Jugend zu trainieren. Nach einer Familienpause stieg er beim SSV Heilsberg 1999 wieder ein. Im März 2009 kam Münkel als Jugendleiter zum FV und erlebte einen Aufbruch. Damals habe es sechs aktive Juniorenmannschaften gegeben, heute sind es 16. Alleine bei den Bambinis, den Fünf- bis Siebenjährigen, gibt es bereits zwei Teams.

Im August soll es auch eine gemeinsame Mädchenspielgemeinschaft (MSG) Bad Vilbel geben – bisher gab es nur eine gemeinsame MSG in Dortelweil und auf dem Heilsberg. „Das nimmt stetig zu, es kommen auch Jungs und Mädchen aus Bergen-Enkheim, Nieder-Erlenbach und Kalbach zu uns“, freut sich der Jugendleiter. Und er hofft, dass die A-Jugend den Aufstieg in die Hessenliga schaffen wird.

Die Clubs kooperieren

Gerade in der Jugendarbeit sieht sich der FV auch als Unterstützer der anderen Bad Vilbeler Fußballclubs, die in den Ortsteilen nicht mehr alle Altersklassen bedienen können. „Bei uns ist jeder Jahrgang besetzt“, kann Münkel vermelden. Um das auszubauen, will der FV auf die Schulen zugehen. Eine Fußball-AG an der Europäischen Schule (ESRM) betreut der Verein schon, eine weitere an der John-F.-Kennedy-Schule soll folgen.

„Wir haben uns ziemlich verjüngt“, stellt auch Eckhardt zufrieden fest, der Nachwuchs soll auch die Liga-Mannschaften auffüllen. „Söldnerspieler, wie zu Zeiten der Oberliga, gibt es nicht mehr.“ Aber auch nicht die einstigen Erfolge. Die erste Mannschaft rangiert im unteren Drittel der Verbandsliga-Tabelle und kämpft, dass sie nicht in die Abstiegszone abrutscht. Die zweite Mannschaft dümpelt im Mittelfeld der Kreisoberliga. Und die Spiele locken immer weniger Publikum an.

Das sei „ein grundsätzliches Problem im Amateurfußball“, sagt Münkel. Im Fernsehen liefen jeden Tag Top-Spiele, die man sich in der warmen Stube und nicht bei schlechtem Wetter auf dem Platz anschauen könne. Nur noch durchschnittlich 50 bis 70 zahlende Zuschauer kämen zu den Spielen bei Eintrittskosten von fünf (erste Mannschaft) und drei Euro (Kreisoberliga), so Eckhardt. Lediglich bei Lokalderbys sind es mehr: 150 Zuschauer gegen Dortelweil. Der neue Vorstand will jetzt „aktiv auf die Leute zugehen“, bei Firmen und Fußballfans werben.

Beitrag stieg kräftig

Doch ähnlich hohe Anstrengungen wie auf dem Rasen müssen auch im Hintergrund erbracht werden. Das fängt schon damit an, dass die neue Kassiererin Irene Utter sich erst noch einen Überblick über Sponsorengelder verschaffen muss, „die Unterlagen liegen noch alle beim Steuerberater“. Fest steht, dass der Jahresbeitrag, außer bei den Bambinis, ab Juli auf 120 Euro für Aktive im Jahr steigen wird. Das liege im Vergleich zu umliegenden Vereinen „eher im unteren Drittel“, sagt Utter.

Dass der Beitrag für seinen achtjährigen Sohn von derzeit 50 auf 120 Euro steige, ärgert Andreas Förster. Zu der außerordentlichen Mitgliederversammlung sei er als Erziehungsberechtigter eines „außerordentlichen Mitgliedes“ nicht eingeladen worden. Die Erhöhung sei „unzumutbar und in der Höhe unverhältnismäßig“, sagt er: „Hier sollen Altlasten, zum Beispiel Verschuldung des Vereins, auf eine nicht nachzuvollziehende Weise beglichen werden.“

Im Verein gebe es immer wieder Kinder und Jugendliche, die sich weder die Sportkleidung noch Fahrten ins Trainingslager leisten können, sagte Münkel kürzlich, als der FV einen 5000-Euro-Spendenscheck von der BVB-Stiftung erhielt. Die Scham der Betroffenen sei groß. So sei ein Junge zu Fuß vom Riederwald zum Training auf den Vilbeler Sportplatz gelaufen, weil er sich die Fahrt mit dem Bus nicht leisten konnte. Wenn die Familien auf den Verein zugingen, gebe es aber immer eine Möglichkeit der Hilfe, sagt der Jugendleiter. Auch ohne Groß-Sponsor habe der FV sieben Jugend-Mannschaften ausstatten können.