In den nächsten Wochen ist es wieder so weit: Zwischen Ostern und Pfingsten werden in vielen Kirchengemeinden die Jugendlichen konfirmiert.
Traditionell blicken die Jahrgänge, die vor 50 oder mehr Jahren konfirmiert wurde und jetzt ein rundes Jubiläum feiern, zugleich zurück auf ihren eigenen Weg, den sie seit der Konfirmation gegangen sind. Ein Weg im christlichen Glauben, auch wenn dieser Glaube das Leben mal mehr, mal weniger geprägt hat. Ein Weg mit Gott, zu dem sie vor fünf oder mehr Jahrzehnten laut „Ja“ gesagt haben. Denn darum geht es bei der Konfirmation, heute wie vor einen halben Jahrhundert und seit ihrer Erfindung in der Zeit der Reformation vor rund 500 Jahren: Gott hat in der Taufe „Ja“ zu jedem Menschen gesagt, und nun antworten die Konfirmanden. Mit dir, Gott, möchte ich durchs Leben gehen. Du sollst ein wichtiger Bestandteil aller meiner Tage sein.
Das klingt nicht nach verstandesmäßigen Bekennen der Existenz Gottes als eines übernatürlichen Wesens. Und darum geht es auch gar nicht beim Glauben. Sondern es geht um eine Beziehung. Der Glaube übersteigt nämlich das Fürwahrhalten einer christlichen Lehre so sehr, wie die Liebe zu einem Menschen das bloße Fürwahrhalten seiner Existenz übersteigt.
Stellen Sie sich das einmal vor: „Du, Schatz, ich glaube wirklich, dass es dich gibt.“ Wäre das besonders liebevoll? Natürlich nicht. Und die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, die bei ihrer Konfirmation am Altar „Ja“ sagen, ist in ganz ähnlicher Weise eine Beziehung, die weniger mit verstandesmäßigen Bekenntnissen zu tun hat, dafür aber ganz viel mit dem Gestalten eines gemeinsamen Lebens.
Bei den Goldenen Konfirmationsfeiern nach 50 Jahren fällt immer wieder auf: Die Formen, in denen der Glaube gelebt wird, haben sich nach all der Zeit verändert. Anfangs waren viele Feuer und Flamme für Jesus, haben nächtelang gebetet, viel in der Bibel gelesen, regelmäßig den Gottesdienst besucht. Manche von ihnen tauchen jetzt nur noch selten in der Kirche auf, und schicken allenfalls gelegentlich ein kurzes „Dankeschön“ gen Himmel. Ist das nicht genauso wie in einer Beziehung zwischen Menschen? Ich bin überzeugt: Das ist okay. Denn in jedem Lächeln nach 50 Jahren Ehe kommt auch das zum Tragen, was ein Paar über die Jahrzehnte verbindet. Genauso gut tut es, auch nach vielen Jahren des Glaubens mal wieder in einen Gottesdienst zu gehen, in der Bibel zu lesen, einen Monat lang jeden Abend Danke zu sagen für die Zeit, die uns geschenkt wird. So, wie am Anfang. Einfach, weil es gut tut. Ja? Ja!
Pfarrer Ingo Schütz,
Ev. Christuskirche Bad Vilbel