Eine der komplexesten Bauaufgaben steht nun vor der Stadt, nämlich das Kombibad. Der Immobilienbetrieb Stadtwerke wird hierbei die Federführung übernehmen. Wegen des Bauvolumens ist eine europäische Ausschreibung vonnöten, wie sie schon bei der Europäischen Schule durchexerziert worden ist.
Bad Vilbel. Als erster Schritt soll demnächst die Präqualifikation durchgeführt werden. Anhand von Leistungsnachweisen sollen die leistungsfähigsten Bewerber ausgesucht werden, aus denen in einem zweiten Schritt der Vertragspartner der Stadtwerke herausgefiltert werden soll. Das Kombibad besteht aus mehreren Bädern, aus dem Sozial-, Familien- und Sportbad, bestehend aus Freibad und Hallenbad sowie aus dem Wellnessbad. Der erste Teil, also das Freibad und das Hallenbad, wird in finanzieller Verantwortung der Stadtwerke GmbH stehen, erklärte Stadtrat und Erster Werksleiter, Klaus Minkel (CDU).
„Das neue Hallenbad soll acht 25-m-Bahnen umfassen, damit sich die schulische und sportliche Nutzung und die private Nutzung besser vereinbaren lassen, weiter Nichtschwimmer- und Kleinkinderbecken“, erklärt Minkel. Schon aus Kostengründen sei es jedoch „nicht sinnvoll, alle Wünsche abzudecken“, weil dies auf eine Belastung der Allgemeinheit zugunsten der Badnutzer hinauslaufen würde, steckt Minkel schon mal das Investitionsterrain ab. Die breiten Nutzerschichten bekommen hingegen eine Reihe von Verbesserungen: besseres Angebot für Kinder im Sommer, besseres Angebot für Kleinkinder, mehr Liege- und Spielflächen, mehr Parkplätze und eine bessere Nutzbarkeit des Hallenbades durch die acht Schwimmbahnen. Trotz der hohen Investitionskosten sollen nach Minkels Willen „weiter soziale Eintrittspreise gelten. Schon deshalb sollten diejenigen, die demnächst viel mehr fordern, sich Gedanken über die Finanzierbarkeit machen“, appelliert der Stadtrat. Und auch in Sachen Kombibad hat er sich manches einfallen lassen. „Durch eine ausgeklügelte Energieversorgung, zum Beispiel durch ein Blockheizkraftwerk, soll ein wirtschaftlich-technischer Verbund entstehen, so dass die Stadtwerke den Verlust aus den sozialen Eintrittspreisen steuerlich verrechnen können. Die Verlustübernahme würde den städtischen Haushalt um jährlich rund 600 000 Euro entlasten“, rechnet er vor. Das Wellnessbad hingegen soll zwar in finanzieller Verantwortung des Eigenbetriebes der Stadtwerke, aber in Verbindung mit einem privaten Partner entstehen. Es werde sich durch ein vielfältiges und modernes Angebot von Saunen und Wellnessbehandlungen auszeichnen sowie ein Schwimmbecken im Innen- und eines im Außenbereich umfassen. Außerdem sei auch an den Einsatz von Bad Vilbeler Heilwasser gedacht.
Das Wellnessbad sei für Bad Vilbel wegen Erhalt des Bad-Prädikats von spezieller Wichtigkeit, betont Minkel. Die Eintrittspreise sollen marktgerecht ausfallen und nicht von der Stadt subventioniert werden. Für dieses Modell werde sich der Eigenbetrieb unter seiner Leitung einsetzen, um die erforderliche Mehrheit in den Gremien zu erreichen. Zusammen mit Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr werde man die offene Diskussion mit den Nutzern suchen. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Sport der Bad Vilbeler CDU, Rolf Bender, langjähriger Vorsitzender des TV Bad Vilbel, habe bereits seine Unterstützung zugesagt. Auch aus der Regierungskoalition von CDU und FDP habe es schon positive Signale gegeben. Klaus Minkel: „Nachdem wir die Bücherei dank der ,Neuen Mitte“ demnächst auslagern können, können wir endlich über das alte Hallenbad verfügen. Das macht den Weg frei für eine Neuordnung auch dieses Problems. Sowohl das Hallenbad als auch das bald 80 Jahre alte Freibad sind kostspielige Sanierungsfälle, bei denen sich eine Sanierung nicht lohnt. Die beengten Standorte sind nicht zukunftsfähig.“
Die Lösung dieser Aufgabe eröffne auch den Weg für die Sanierung des Kurhauses, die sich nahtlos im Sinne der von der CDU versprochenen „Herzkur für Bad Vilbel“ anschließen könne. „Das wollten aber SPD und Grüne nicht, als sie den Hessentag ablehnten, auf dessen reiche Fördergelder Bürgermeister Stöhr und die Ehrenstadträte Helmut Lehr und Klaus Minkel hofften“, erinnert Minkel.
Die Kurhaussanierung als dritter großer Schritt nach Neuer Mitte und Kombibad sei derzeit noch nicht finanziell abgesichert. Die Absage des Hessentages habe die Stadtentwicklung „schwer geschädigt“, bedauert Minkel. (sam)