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Apell im Wortlaut: Nicht nur fordern!

Zur Betreuungssituation an der Stadtschule und den neuen Tarifen an Kindertagesstätten, appeliert Kinderbürgermeister Sylvia Becker-Pröbstel mit nachfolgendem Text, den wir im Wortlaut veröffentlichen, an die Eltern:

Die Demonstration gegen die Veränderung der Betreuungssituation an der Stadtschule war wichtig, zeigt sie doch die starke Betroffenheit der Eltern. Ich denke, es ist nun an der Zeit, seitens der Eltern nicht nur zu fordern, sondern sich aktiv in den Aufbau einer neuen Struktur einzubringen.

Die Betreuung an der Stadtschule, getragen durch Kreis und Stadt, war von Anfang an ein Privileg in Bad Vilbel und die erste Einrichtung dieser Art.

Die steigende Nachfrage an der Ernst-Reuter-Schule führte dazu, dass ich als Vorsitzende des Schulelternbeirats vor fast 20 Jahren zunächst ausschließlich ehrenamtlich in Kooperation mit Eltern, Förderverein und zuletzt mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt für die Anschaffung von Spielen eine außerschulische Betreuung initiierte.

Andere Schulen in Bad Vilbel folgten diesem Modell und fanden schulspezifische und auch kreisunabhängige Lösungen. Das hatte zunächst den Nachteil, dass weniger Geld zur Verfügung stand und die Professionalität optimierbar war.

Bis heute bringen Eltern ihre Kinder in diese Betreuungseinrichtungen, die sich alle professionell entsprechend den Bedürfnissen ihrer Schulgemeinde weiter entwickelt haben.

Ist es nicht eine einmalige Chance der Stadtschulgemeinde und vor allem auch der Eltern initiativ zu werden und sich die Erfahrungen der anderen zu Nutze zu machen um stadtschulspezifische innovative Lösungen zu finden?

Kita-Tarife

Kinder werden uns geschenkt und dann kosten sie Geld. Geld, das in der Aufbauphase einer Familie knapp ist und je nach Ausbildung, persönlichen Möglichkeiten und Glück oder Unglück im Leben auch knapp bleiben kann. Der erste seitens der Stadt vorgelegte Entwurf der Kita-Gebühren war aus Sicht der Eltern kaum akzeptabel.

Die neue überarbeitete Version, gestaffelt nach Einkommen und flexibel in der Buchung, scheint mir als Ergebnis der Diskussionen eine gute Lösung. Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Beschwerden dazu nicht verstummen. Für soziale Härtefälle gibt es in Bad Vilbel aus meiner Erfahrung Lösungen.

Es ist auf den ersten Blick sozial ungerecht, wenn Geringverdiener prozentual gesehen etwas mehr bezahlen. Besserverdiener zahlen dafür mehr Steuern und finanzieren über diesen Umweg zusätzlich zu den örtlichen Gebühren Betreuungsplätze für unsere Kinder. Es sind auch aus meiner Erfahrung oft die sogenannten Besserverdiener, die gerne großzügig spenden und durch Nutzung ihrer beruflichen und persönlichen Netzwerke den Einrichtungen unter die Arme greifen, auch hier in Bad Vilbel. Sollten wir das nicht schätzen? Es wäre schade, wenn aus unterschiedlichen Gründen diese zusätzlichen Quellen versiegen würden.

Sylvia Becker-Pröbstel,

Kinderbürgermeisterin

der Stadt Bad Vilbel