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Namensvorschläge – wer ist wer?

Laut Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Oktober wurde der Antrag der Koalition aus CDU und FDP einstimmig angenommen, für den bisher unbenannten Platz der „Neuen Mitte“ einen Namen zu suchen und Vorschläge aus der Bevölkerung zu sammeln.

Bad Vilbel. Wie der „Bad Vilbeler Anzeiger“ berichtete wurden von den 179 eingegangenen Vorschläge von einer Jury fünf ausgewählt: In alphabetischer Reihenfolge sind das Albert-Chambré-Platz, Erich-Glück-Platz, Herbert-Heckmann-Platz, außerdem Neuer Markt und Nidda-Platz.

Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl der drei Personennamen sei der Bezug zu Bad Vilbel gewesen.

Nun obliegt es wiederum den Bürgern, für ihren Favoriten zu stimmen. Dies ist ab sofort auf verschiedenen Wegen möglich: Auf der Internetseite des Stadtmarketings unter www.stadtmarketing-bad-vilbel.de, per Post an Stadtmarketing Bad Vilbel e.V., Altes Rathaus, Marktplatz 5 in 61118 Bad Vilbel, per Fax an die Nummer (06101) 407195 oder E-Mail an info@stadtmarketing-bad-vilbel.de. Stichtag für das Ende der Abstimmung über die Vorschläge ist der 28. Februar. Danach wird aufgrund der Zuständigkeit der Hessischen Gemeindeordnung, das Stadtparlament in seiner Sitzung am 12. März die Namensgebung beschließen.

„Wer aber sind die drei Personen, die für die Namensgebung in Frage kommen“, fragte BVA-Leser Roland Ulbricht. Ich bin zwar Bad Vilbeler und kenne die Biografie von zwei dieser Personen, über den einen weiß ich mehr, über den anderen weniger, aber mit dem Namen Heckmann konnte ich nichts anfangen“, sagte Roland Ulbricht und schlug uns vor, für alle, denen es wie ihm gehe, oder auch für die neueren Bürger der Stadt die drei Personen etwas ausführlicher vorzustellen. Diesen Vorschlag machten wir uns zu eigen, nachfolgend die wichtigsten biografischen Daten von Dr. Chambré, Glück und Heckmann

Der 1888 bei Gießen geborene Albert Chambré war bereits von 1917 bis 1920 Leiter der Höheren Bürgerschule in Vilbel gewesen. Anschließend übernahm er eine Lehrtätigkeit in Gießen, um fünf Jahre später mit seiner zwischenzeitlich gegründeten Familie nach Vilbel zurückzukehren. Dr. Albert Chambré war von 1925 bis 1933 Direktor der Realschule in Vilbel, hat diese Aufgabe immer als Tätigkeit für seine Stadt empfunden. Er engagierte sich deshalb auch außerhalb seines Schulamtes in seiner Gemeinde. Die Bürger und Schüler brachten ihm Respekt und Anerkennung entgegen. Doch alle Sympathien nutzten ihm nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nichts mehr. Dr. Chambré wurde als Beamter jüdischen Glaubens 1933 aus dem Schuldienst entfernt, zog später mit seiner Familie nach Frankfurt am Main, fand eine Anstellung an der Jüdischen Bezirksschule in Offenbach, wurde von dort 1938 als 50-Jähriger in das KZ Dachau verschleppt und ermordet. Seine Familie emigrierte danach und überlebte so den Holocaust. Seine Familie bestattet ihn auf dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main, bevor sie selbst über Holland nach England flieht.

Erich Glück wurde am 26. Juli 1920 in Vilbel geboren. Nachdem er 1948 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, stieg er zwischen 1949 und 1968 bei der AOK Frankfurt bis zum Oberamtmann auf. Im Mittelpunkt seines Lebens stand aber 28 Jahre lang – von 1952 bis 1980 – die Wetterauer Kreis- und die Bad Vilbeler Kommunalpolitik. Von 1956 bis 1968 war er Stadtverordnetenvorsteher. Für die SPD saß Glück seit 1952 im Stadtparlament. Zwölf Jahre lang, vom 1. Juni 1968 bis 31. Januar 1980, war der ehemalige Sozialdemokrat, der während seiner Amtszeit schließlich aus der SPD austrat, Bürgermeister von Bad Vilbel und damit Vorgänger von Günther Biwer. Von 1968 bis 1979 residierte er im Eckzimmer des Alten Rathauses. 1979 kaufte die Stadt für drei Millionen Mark das Kurheim Kaufhold in der Parkstraße. Es wurde bis zum Frühjahr 1980 als neue Verwaltungszentrale umgestaltet. Erich Glück residierte in seinem letzten Amtsjahr in einer Baracke, welche die Verwaltung auf dem Gelände der abgerissenen alten Nikolaus-Kirche aufgestellt hatte. Erich Glück bezog sein neues Zimmer im Rathaus in der Parkstraße nur für wenige Wochen. Im April 1980 nahm sein Nachfolger Biwer am Bürgermeisterschreibtisch Platz. In die Amtszeit von Bürgermeister Glück fiel die Verwaltungs- und Gebietsreform. Von 1971 und 1972 wurden die selbstständigen Gemeinden Gronau, Dortelweil und Massenheim nach Bad Vilbel eingemeindet. 1977/78 begann er mit der Planung der B3 und der „Krebsschere“ (heute „Quellenpark“). Glück holte das Berufsförderungswerk nach Bad Vilbel, ließ 1974 zur 1200-Jahr-Feier der Stadt ein neues Hallenbad bauen. Erich Glück war zeitweise Mitglied oder Ehrenmitglied in 16 städtischen Vereinen. Er starb am 8. November 2012 im Alter von 92 Jahren.

Herbert Heckmann wurde am 25.09.1930 in Frankfurt am Main geboren und starb am 18.10.1999 in Bad Vilbel, wo er viele Jahre lang lebte, erst in Gronau, danach in der Siesmayer-Straße in Bad Vilbel. 1957 Promotion in Frankfurt am Main zum Thema „Elemente des barocken Trauerspiels am Beispiel des Papinian von Andreas Gryphius“. 1958 bis 1963 wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten in Münster und Heidelberg. 1965 bis 1967 Gastdozent an der Northwestern University in Evanston (Illinois, USA). 1969 bis 1980 Mitherausgeber der „Neuen Rundschau“. 1981–1995 Professor für Sprache und Literatur an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. 1982–1996 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Heckmann verfasste neben seinen akademischen Schriften auch literarische Texte wie Erzählungen, Romane und Kinderbücher, Reden und Laudationes und Rezensionen. Er erhielt 1959 für sein Prosadebüt „Das Portrait“ ein Stipendium der Villa Massimo und den Förderpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie, 1963 wurde er für seinen Roman „Benjamin und seine Väter“ mit dem Bremer Literaturpreis gewürdigt. Die Liste seiner Buchveröffentlichungen ist lang. Heckmann war auch als Freier Mitarbeiter beim Hessischen Rundfunk tätig. Außerdem Herausgeber zahlreicher Sammelbände und Anthologien. (sam)